Bundesregierung stampft Förderung für Wohnen im Alter ein – obwohl Millionen Menschen umbauen müssen

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Die Förderung für Barrierefrei-Maßnahmen wird erst halbiert, dann ganz abgeschafft. Sogar die Bundesregierung gesteht ein, dass den Menschen nun das Geld fehlt.

Berlin – Schon jetzt fehlen in Deutschland über 2 Millionen barrierefreie Wohnungen. Bis 2035 werden es laut Institut der Deutschen Wirtschaft 3,7 Millionen sein. Besonders Menschen mit Behinderung und im Alter sind auf diese aber dringend angewiesen. Bisher wurde der Umbau der eigenen Wohnung durch die KfW-Förderung „altersgerecht umbauen“ bezuschusst. Doch das dürfte bald Geschichte sein, wie die Bundesregierung nun zugibt.

Wer barrierefrei umbauen will, braucht Geld

Bis zu 5000 Euro Förderung erhielten Menschen bis 2023, wenn sie etwa ihr Bad barrierefrei umbauen. „Der Investitionszuschuss des Bundes ist seit fast 15 Jahren ein wichtiger Beitrag für ein lebenswerteres Wohn- und Lebensumfeld“, heißt es dazu im 2023 erschienenen Schwerpunktepapier des Bauministeriums zum gerade laufenden Haushalt. Für 2024 deckelte die Bundesregierung die Maximalförderung auf 2500 Euro, sodass „eine größere Anzahl an Antragstellerinnen und Antragsteller eine Förderung erhalten können“, wie es im Papier weiter heißt. Während die Ampel-Koalition unter Führung des Bauministeriums in den vergangenen Jahren noch 75 Millionen Euro für das Förderprogramm bereitstellte, ist es 2024 mit 150 Millionen Euro doppelt so viel.

Im Alter sind viele Menschen auf barrierefreie Wohnungen angewiesen. Der Umbau ist teuer. Nun fällt wohl auch noch die Förderung des Bundes weg.
Im Alter sind viele Menschen auf barrierefreie Wohnungen angewiesen. Der Umbau ist teuer. Nun fällt wohl auch noch die Förderung des Bundes weg. © Ute Grabowsky/photothek.net via www.imago-images.de

Dass mehr Menschen die Förderung erhalten sollen, dürfte viele freuen, denn der Bedarf am barrierefreien Umbau steigt. Ein Blick in die vergangenen Jahre zeigt, dass die bisherigen Fördersummen bei weitem nicht ausreichen. Das Bauministerium schrieb im vergangenen Jahr: „Seit 2016 waren die jährlich zur Verfügung stehenden Fördermittel vor Jahresmitte aufgebraucht. Im Jahr 2022 waren die Finanzmittel sogar bereits nach wenigen Monaten aufgebraucht.“ Damals kündigte das Ministerium noch an, „Weitere Verbesserungen der Förderbedingungen für das Förderprogramm“ zu prüfen. Nun zeigt sich: Das Gegenteil tritt ein.

Wohnen im Alter – bald ohne Geld vom Staat

Denn im Haushaltsentwurf für 2025, der gerade hitzig in der Ampel-Koalition diskutiert wird, ist die Förderung für altersgerechtes Umbauen komplett gestrichen. Das zeigt eine aktuelle Berichtsbitte des Linken Bundestagsabgeordneten und Mitglied im Haushaltsausschuss, Victor Perli, an die Bundesregierung, die IPPEN.MEDIA exklusiv vorliegt. Darin heißt es: „Aufgrund der verschärften haushaltspolitischen Rahmenbedingungen, die die Haushaltsverhandlungen zum BHH [Bundeshaushalt] 2025 geprägt haben, konnten im Regierungsentwurf 2025 keine Mittel für die Fortführung des Programms eingeplant werden.“

Dass die Förderung, die ohnehin nur wenige bekamen, nun ganz wegfällt, hält der Linke für einen großen Fehler. „Bundesweit fehlen aktuell 2,1 Millionen barrierefreie Wohnungen. Das kann nicht allein durch Neubau behoben werden, dafür braucht es auch den altersgerechten Umbau in Bestandsimmobilien. Die Linke fordert daher die Fortführung des Förderprogramms“, sagt Perli gegenüber IPPEN.MEDIA.

„Mit Blick auf demografischen Wandel eine schlechte Nachricht“

Weiter gibt die Bundesregierung in ihrer Antwort sogar zu, dass die noch laufende Förderung von maximal 2500 Euro vielen Menschen nicht ausreicht, um sich die notwendigen Umbauarbeiten leisten zu können: „Es wird jedoch als plausibel erachtet, dass es aufgrund der weiterhin hohen Baukosten einen gewissen Verschiebungseffekt geben könnte, die Menschen aktuell davon abhält, barrierereduzierende Maßnahmen durchzuführen. Die Förderung reicht scheinbar nicht aus, diesen Effekt zu überwinden.“

Victor Perli ist Bundestagsabgeordneter der Linken.
Victor Perli ist Bundestagsabgeordneter der Linken und hat sich nach der Förderung zum altersgerechten Wohnen erkundigt. Mit schlechten Nachrichten. © IMAGO/Frederic Kern

Für den Linken-Politiker Peri der falsche Weg: „Die Senkung des Förderhöchstbetrags durch die Ampelkoalition war ein Fehler, wie die Antwort auf unsere Anfrage zeigt. Das Bauministerium musste zugeben, dass das bislang sehr erfolgreiche Programm dadurch an Attraktivität eingebüßt hat“, so der Bundestagsabgeordnete. „Offensichtlich schrecken nun mehr Menschen vor den Kosten barrierereduzierender Maßnahmen zurück. Das ist auch mit dem Blick auf den fortschreitenden demografischen Wandel eine schlechte Nachricht.“

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