Ein Jahr ohne Kinon: Lerchenfeld vermisst sein Schreibwarengeschäft

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Treffpunkt der Generationen: Der Laden von Rosi und Wolfgang Kinon war mehr als Schreibwarengeschäft
Treffpunkt der Generationen: Der Laden von Rosi und Wolfgang Kinon war mehr als Schreibwarengeschäft © privat

Es ist nun ein Jahr her, seit das Traditionsgeschäft Schreibwaren Kinon seine Türen für immer geschlossen hat. Und doch spüren viele Lerchenfelder – wie auch etliche auswärtige Stammkunden – die Lücke, die der Laden hinterlassen hat, noch heute.

Immer wieder erreichen die Familie Kinon liebevolle Rückmeldungen, Erinnerungen und Fragen: „Wann kommt wieder ein neuer Kinon?“ oder „Ohne Kinon ist es da vorne einfach tot!“, erzählen Anwohner. Besonders Kinder drücken ihr Bedauern offen aus – denn für viele war Kinon mehr als nur ein Laden. Es war ein Stück Zuhause.

52 Jahre lang prägte das Schreibwarengeschäft in der Kulturstraße 1a das Bild des Stadtteils. Der Kaufmann Helmut Kinon hatte es gegründet, seine Frau Helga führte es mit Herzblut – bis zu ihrem Tod an Weihnachten 1994. In der schwersten Zeit übernahmen Sohn Wolfgang und Schwiegertochter Rosi zunächst vorübergehend die Leitung – schließlich dauerhaft. 30 Jahre lang waren sie eine feste Institution im Viertel.

„Wir waren ein Unikat“, sagt Wolfgang Kinon heute. Wer den Laden betrat, reiste ein Stück in die Vergangenheit – nicht zuletzt wegen der über 100 Jahre alten Kasse aus dem Wilden Westen. Seit den 1970er-Jahren blieb vieles unverändert. Das war nicht immer leicht, aber Kinons hielten durch – mit Hingabe, Ausdauer und einer besonderen Nähe zu ihren Kunden.

Am Ende ging es doch nicht weiter

Die Pandemie überstanden Rosi und Wolfgang Kinon mit Pragmatismus und Witz. Statt neuer Stifte und Hefte kamen Masken ins Sortiment – ein Glücksgriff, als plötzlich Mangel herrschte. Kinon hatte sie – sogar in vielen verschiedenen Farben. Doch dann kam der Tiefschlag: Der Schulbeginn – das wichtigste Geschäft des Jahres – fiel mitten in eine Großbaustelle. Die Straße wurde aufgerissen, Parkplätze verschwanden. Zwar wurde ihnen ein Ersatzladen angeboten, doch der entsprach nicht dem, was sie aufgebaut hatten. Hinzu kamen die wachsende Konkurrenz durch Discounter und Onlinehandel – und schließlich die Kündigung durch den Vermieter.

„Wir haben hier gelebt, nicht nur gearbeitet“, sagt Wolfgang Kinon und es schwingt immer noch leise Wehmut mit. Drei Jahrzehnte lang waren sie jeden Tag da – mit Ausnahme des Augusts, wenn sie mit der Familie nach Mallorca reisten.

Herzstück des Viertels bleibt unvergessen

Auch ein Jahr nach der Schließung bleibt Schreibwaren Kinon im Gedächtnis. Nicht nur wegen der Schulhefte, Glückwunschkarten oder bunten Radiergummis – sondern wegen der Menschen dahinter. Rosi und Wolfgang Kinon haben mit ihrem Laden Generationen begleitet. Und genau das bleibt.

kf

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