Masern-Ausbruch in den USA „außer Kontrolle“ – Gesundheitsminister Kennedy verbreitet wirre Theorien
Masern galten in den USA seit Jahrzehnten als so gut wie ausgerottet. Nun vermelden Gesundheitsbehörden vor allem im Süden neue Höchstzahlen.
Washington, D.C. – Die seit Monaten steigenden Masern-Zahlen in den USA sind in den Augen vieler Fachleute zur schlimmsten Masern-Epidemie in den USA „seit vermutlich 30 Jahren“ angewachsen. Seit Jahresbeginn haben US-Gesundheitsbehörden über 1000 Fälle registriert, dazu lasse sich generell von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, sind unter den bislang drei registrierten Todesfällen auch zwei Kinder.
Unter den zahlreichen US-Medien, die Daten zu den Masernausbrüchen in Echtzeit auswerten, ist etwa der US-Sender CNN, der vor allem die Fälle in Texas beobachtet, wo laut der Daten bislang rund 70 Prozent der US-weiten Masern-Fälle aufgetreten sind. Ebenfalls besonders stark betroffen ist der westliche Nachbarstaat New Mexico. Die Besonderheit der Situation zeigt sich auch anschaulich im Vergleich zu den Vorjahren, als 2024 etwa ganzjährig 285 Fälle, 2023 gerade einmal 59 Fälle gemeldet wurden. Gesundheitsbehörden hatten die Masern schon im Jahr 2000 landesweit als ausgerottet erklärt.

Aktueller Masern-Ausbruch in den USA: Kennedy spricht über Impfstoff
Dass die Fallzahlen nun wieder ansteigen und sich die Krankheit von Texas und New Mexico aus langsam in die Nachbarstaaten Oklahoma und Kansas verbreitet, lässt sich Expertenberichten sowie offiziellen Zahlen zufolge auch mit der fehlenden Impfbereitschaft in der Bevölkerung erklären. In den durch Behörden registrierten Fällen seien 96 Prozent ungeimpft oder mit ungeklärtem Impfstatus gewesen. Bei nur vier Prozent der Infektionen sei eine Masern-Impfung bekannt.
Obwohl seine Behörde die Masern-Impfung offiziell empfiehlt und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. selbst bereits öffentlich zur Masern-Impfung geraten hat, gibt der als Impfskeptiker bekannte Politiker noch immer missverständliche und teils unwahre Informationen an die Öffentlichkeit. So zitierte das Online-Medium The Daily Beast jüngst aus einem Interview des 71-Jährigen mit dem Sender Fox-News, in dem dieser behauptet, der derzeit genutzte Impfstoff gegen Masern-Mumps-Röteln enthalte „Millionen Partikel, die erzeugt wurden durch Fötus-Zellen von abgetriebenen Babys“. Aus diesem Grund könne er den Missmut gegenüber den Impfstoffen unter gläubigen Christen in den USA gut verstehen.
Masernfälle in den USA laut CDC-Angaben | |
2025 | 1001 (Stand 9. Mai 2025) |
2024 | 285 |
2023 | 59 |
2022 | 121 |
2021 | 49 |
Masern in den USA: Fachmann rechnet mit hoher Dunkelziffer
Fachleute, etwa vom Children‘s Hospital of Philadelphia, argumentieren dagegen, dass die Erklärung zu vereinfacht dargestellt würde. Tatsächlich seien in dem während der 1960er-Jahre mithilfe von Fötus-Zellen entwickelten Impfstoff heute weder Reste der tatsächlichen Fötus-Zellen noch DNA enthalten. Ähnliche Argumentationen hatte es auch bereits in den Fällen anderer Impfstoffe, etwa während der Corona-Pandemie, gegeben. Damals erklärte selbst der Vatikan, die Nutzung der Impfstoffe als „moralisch akzeptabel“.
In einigen besonders heftig vom Masernausbruch betroffenen Teilen von Texas derweil berichten Krankenhäuser über „zwei bis drei Masernpatienten“ täglich, die medizinische Hilfe benötigen, wie der Sender CBS News berichtet. AFP gegenüber sagte der US-Mediziner und Impfstoffentwickler Paul Offit, der die Dunkelziffer eingerechnet von bis zu 3000 Masernfällen bis Mai 2025 spricht, dass die Lage bereits jetzt „außer Kontrolle“ sei.
Masern-Ausbruch im Süden der USA: WHO könnte USA Status entziehen
Wie CNN berichtet, habe sich allein im Bereich der Vorschüler der Anteil an Masern-Impfungen seit 2019 drastisch reduziert. So seien im Schuljahr 2019/2020 offiziellen Zahlen zufolge noch 95,2 Prozent der Kinder gegen Masern-Mumps-Röteln geimpft gewesen, 2023/2024 waren es gerade einmal 92,7 Prozent.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die Masern im Jahr 2000 in den USA als ausgerottet erklärt. Die hochansteckende Viruserkrankung, die bleibende Schäden verursachen oder gar zum Tod führen kann, gilt seit Jahrzehnten durch wirksame Impfungen unter Fachleuten als „gut vermeidbar“. Die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) warnte gegenüber dem Sender CNN, dass die USA bei einem länger anhaltenden Masern-Ausbruch ihren Status bei der WHO verlieren könnte. (saka mit AFP)