Nach Kritik an Trump-Politik: US-Vize Vance reagiert ungewohnt auf Papstwahl
Sein verstorbener Vorgänger Franziskus hat die US-Regierung mehrfach zu mehr Menschlichkeit aufgerufen. Nun blickt die Welt auf den Einfluss von Leo XIV.
Rom/Washington – In nur vier Wahlgängen wurde mit Papst Leo XIV. der erste US-Amerikaner zum Papst gewählt – was Fachleute und Beobachter seitdem vielfach als bewusste Reaktion der Katholischen Kirche auf die weltpolitische Lage interpretiert haben. Auch weil der neue Papst in seiner Zeit als Kardinal mehrfach kritisch auf die neue Regierung seiner US-amerikanischen Heimat reagiert hatte, richten sich aktuell viele Blicke auf die ersten öffentlichen Auftritte des neuen Kirchenoberhaupts.
Einer, der sich aus den Spekulationen um die Hintergründe der Papstwahl eigenen Angaben zufolge nur wenig macht, ist Donald Trumps 2019 zum Katholizismus konvertierter Vizepräsident JD Vance. Der frühere Senator aus Ohio zählte zu den letzten Besuchern des im Alter von 88 Jahren verstorbenen Papst Franziskus und hat dem neuen Pontifex in einer öffentlichen Stellungnahme „nur das Beste“ gewünscht.

„Spiel mit der Politisierung“: Trumps katholischer Vize Vance zum neuen Papst
Dazu betonte Vance, dass er versuchen wolle, „das Spiel mit der Politisierung des Papstes nicht mitzuspielen“, weil es den meisten Menschen schließlich egal sei, ob der Papst „ein Republikaner, ein Demokrat, ein Konservativer oder ein Liberaler“ sei, wie Vance in einem Radio-Interview nach der Papstwahl zusammenfasste. „Ich bin mir sicher, dass er viele Dinge sagen wird, die ich liebe. Ich bin mir sicher, dass er einige Dinge sagen wird, mit denen ich nicht einverstanden bin.“ zitiert die Deutsche Presse-Agentur aus dem Vance-Interview.
Für den Vizepräsidenten sind das ausgesprochen diplomatische Töne, vor allem wenn man bedenkt, dass Papst Leo XIV. vor seiner Ernennung mehrfach deutliche Kritik an der Politik der US-Regierung geäußert hat. So korrigierte er etwa noch im Februar öffentlich eine Einlassung von Vance, in der dieser sagte, dass man die „Liebe deinen Nächsten“-Botschaft in der Bibel ruhig danach abstufen könne, welche Menschen einem am nächsten stehen. Der damalige Kardinal Robert Francis Prevost teilte dazu auf dem Kurznachrichtendienst X einen Kommentar mit der Überschrift: „JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen abzustufen.“
Große Ehre für Katholiken in den USA: Lob und Kritik für Leo XIV.
Gleichzeitig zeichnet sich auf Basis der bisherigen Social Media-Aktivitäten auf dem zitierten X-Profil, ab, dass Papst Leo XIV. die US-Regierung genau wie sein Vorgänger zu mehr Menschlichkeit aufrufen könnte. Laut einem Bericht von Politico habe er etwa den Post eines US-Bischofs geteilt, der die Abschiebepraktiken unter der Trump-Regierung kritisierte. Von prominenten Trump-Befürwortern wie dessen einstigem Berater Steve Bannon erhielt Leo XIV. dafür bereits heftige Kritik und das Attribut „schlechteste Wahl für Maga-Katholiken“.
Soweit geht Vance freilich nicht und kündigte an, dass er versuchen wolle, den Papst als Oberhaupt einer 2000 Jahre lang bestehenden Institution nicht „in die politische Landschaft der Vereinigten Staaten von 2025“ zu pressen. Auch den Worten seines Präsidenten, dass die Wahl auf Leo XIV. eine „große Ehre“ für die USA und ihre katholischen Gläubigen sei, stimmt er zunächst öffentlich zu. (saka mit dpa)