Chronische Schmerzen - Haben Sie Gicht? Alles, was Sie über Symptome und Behandlung wissen müssen

Gicht ist eine der ältesten bekannten Krankheiten der Menschheit und wird oft mit einem luxuriösen Lebensstil assoziiert. Doch mittlerweile ist sie zu einer allgemeinen Volkskrankheit geworden, die nicht nur Reiche und Könige betrifft. Etwa ein bis zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an dieser schmerzhaften Gelenkerkrankung. Viele Betroffene sind sich jedoch nicht bewusst, dass sie selbst durch eine Änderung ihres Lebensstils viel zur Behandlung und Vorbeugung beitragen können.

Was ist Gicht?

Gicht ist eine chronische Stoffwechselstörung, bei der sich Harnsäurekristalle in den Gelenken und dem umliegenden Gewebe ablagern. Diese Ablagerungen führen zu schmerzhaften Entzündungen, bekannt als Gichtanfälle. Harnsäure entsteht als Abbauprodukt von Purinen, die sowohl in unserem Körper natürlich vorkommen als auch in bestimmten Lebensmitteln enthalten sind. Wenn die Harnsäurekonzentration im Blut zu hoch ist, spricht man von Hyperurikämie. 

Gicht wird in zwei Formen unterschieden: der akuten und chronischen Gicht. Die akute Form tritt plötzlich mit intensiven Schmerzen und Entzündungen in einem oder mehreren Gelenken auf. Meist klingt der Anfall innerhalb weniger Tage ab, kann jedoch ohne Behandlung wiederkehren.

Bei chronischer Gicht kommt es zu dauerhaften Gelenkentzündungen und -schäden. Der Körper bildet sogenannte Gichtknoten (Tophi), die sich in den Gelenken und unter der Haut bilden und das Gewebe weiter schädigen können.

Ursachen für Gicht

Harnsäure und ihr Abbau

Die primäre Ursache von Gicht ist ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion und dem Abbau von Harnsäure. Es gibt zwei Hauptfaktoren, die dieses Ungleichgewicht verursachen können:

  1. Erhöhte Produktion von Harnsäure: Dies kann durch genetische Veranlagung oder durch den Verzehr von purinreichen Lebensmitteln wie rotem Fleisch, Meeresfrüchten und alkoholischen Getränken, insbesondere Bier, verursacht werden.
  2. Verminderte Ausscheidung von Harnsäure: Bestimmte Erkrankungen wie Nierenschäden oder die Einnahme bestimmter Medikamente können die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren reduzieren.

Genetische Veranlagung

Die genetische Veranlagung spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Gicht. Wenn in Ihrer Familie Fälle von Gicht bekannt sind, erhöht sich auch Ihr Risiko. Die primäre Gicht, die bei den meisten Betroffenen diagnostiziert wird, wird oft durch eine erbliche Stoffwechselstörung verursacht, die die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren beeinträchtigt.

Lebensstil und Ernährung

Neben der genetischen Veranlagung wird der Lebensstil als wesentlicher Faktor bei der Entstehung von Gicht betrachtet. Eine Ernährung, die reich an Purinen ist, übermäßiger Alkoholkonsum und Adipositas sind Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Gichtanfalls erhöhen.

Symptome der Gicht

Gicht äußert sich in der Regel durch schmerzhafte Anfälle, die häufig nachts beginnen. Die Hauptsymptome eines akuten Gichtanfalls sind:

  1. Plötzlicher, intensiver Gelenkschmerz: Der Schmerz tritt oft im großen Zeh auf, kann aber auch in den Knöcheln, Knien, Handgelenken und Fingern auftreten.
  2. Entzündung und Rötung: Das betroffene Gelenk wird rot, geschwollen und warm.
  3. Bewegungseinschränkungen: Mit der Zeit kann die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks eingeschränkt werden.

Ein akuter Gichtanfall kann einige Tage bis Wochen dauern. Werden die erhöhten Harnsäurewerte nicht behandelt, können die Anfälle häufiger und intensiver werden, was zu chronischen Schäden an den betroffenen Gelenken führt.

Diagnose von Gicht

Die Diagnose von Gicht erfolgt typischerweise durch eine Kombination aus klinischen Befunden und Laboruntersuchungen. Zu den Diagnosemethoden gehören:

  1. Blutuntersuchung: Bestimmung des Harnsäurespiegels im Blut. Werte über 6,5 mg/dl deuten auf Hyperurikämie hin, sind aber kein definitiver Nachweis für Gicht.
  2. Untersuchung der Gelenkflüssigkeit: Eine Gelenkpunktion durch einen Rheumatologen oder Orthopäden dient der Entnahme von Gelenkflüssigkeit. Der Nachweis von Harnsäurekristallen in der Gelenkflüssigkeit bestätigt die Diagnose.
  3. Bildgebende Verfahren: Ultraschall oder Röntgenaufnahmen können zur Darstellung von Tophi und Gelenkschäden genutzt werden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Gicht

Die Behandlung von Gicht zielt darauf ab, akute Anfälle zu lindern, die Harnsäurekonzentration im Blut zu senken und künftige Anfälle zu verhindern. Die Therapie umfasst mehrere Ansätze:

Akute Behandlung

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Medikamente wie Ibuprofen und Diclofenac lindern Schmerzen und Entzündungen.
  • Colchicin: Dieses Medikament kann die Symptome eines akuten Gichtanfalls reduzieren, sollte aber aufgrund seiner Nebenwirkungen vorsichtig dosiert werden.
  • Kortikosteroide: Diese können oral eingenommen oder direkt in das entzündete Gelenk injiziert werden, um die Entzündung zu bekämpfen.

Langzeitbehandlung

  • Urikostatika (z.B. Allopurinol): Diese Medikamente hemmen die Produktion von Harnsäure im Körper.
  • Urikosurika (z.B. Probenecid): Sie fördern die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.
  • Febuxostat: Wird häufig verschrieben, wenn Allopurinol nicht ausreichend wirkt oder nicht vertragen wird.

Vorbeugung von Gichtanfällen

Durch eine Änderung des Lebensstils und der Ernährung können Gichtanfälle weitgehend verhindert werden. Hier sind einige wichtige Maßnahmen:

Ernährung

Eine purinarme Ernährung ist entscheidend. Betroffene sollten auf Lebensmittel mit hohem Puringehalt wie rotes Fleisch, Innereien, Fisch und Meeresfrüchte verzichten. Alkohol, insbesondere Bier, sollte gemieden werden, da er die Harnsäureproduktion steigert. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Gemüse und fettarmen Milchprodukten, kann helfen, den Harnsäurespiegel zu senken.

Gewichtskontrolle

Übergewicht ist ein wesentlicher Risikofaktor für Gicht. Eine langsame Gewichtsreduktion kann helfen, die Harnsäurekonzentration im Blut zu senken. Radikale Crash-Diäten sind jedoch kontraproduktiv, da sie den Harnsäurespiegel erhöhen und Gichtanfälle auslösen können.

Regelmäßige Bewegung

Ebenso essentiell ist es, sich regelmäßig zu bewegen. Erwachsene sollten sich pro Woche entweder mindestens 150 Minuten moderat bewegen oder 75 Minuten intensiven Sport treiben. Auch eine äquivalente Kombination aus moderater und intensiver Aktivität gepaart mit zwei Krafttrainingseinheiten für den gesamten Körper wöchentlich werden empfohlen.

Flüssigkeitszufuhr

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördert die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Betroffene sollten täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee trinken.

Medikamenteneinnahme

Bei bestehenden medizinischen Bedingungen oder hohem Risiko für Gichtanfälle kann die kontinuierliche Einnahme von Harnsäuresenkern notwendig sein.

Praktische Tipps und weiterführende Informationen

Wenn Sie an Gicht leiden oder glauben, gefährdet zu sein, ist es wichtig, sich gut zu informieren und regelmäßig den Arzt zu konsultieren. Folgende Ansprechpartner können Ihnen helfen:

  • Hausarzt: Er ist die erste Anlaufstelle für eine Diagnose und kann Sie an einen Spezialisten überweisen.
  • Rheumatologe: Spezialisiert auf die Behandlung von Gicht und anderen Gelenkerkrankungen.
  • Ernährungsberater: Unterstützt Sie bei der Umstellung auf eine purinarme Ernährung und hilft, einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen.

Fazit

Gicht ist eine schmerzhafte, aber behandelbare Erkrankung. Durch eine frühzeitige Diagnose, die richtige Behandlung und eine konsequente Änderung des Lebensstils kann die Krankheit wirksam kontrolliert werden. Wer sich bewusst ernährt, sein Gewicht kontrolliert und regelmäßig medizinische Beratung in Anspruch nimmt, kann Gichtanfälle reduzieren und ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen.

Über Volker Sutor

Volker Sutor ist seit über 25 Jahren als Physio- und Sporttherapeut (Msc.) tätig. Er ist Inhaber einer Gruppe von Therapiezentren im süddeutschen Raum (Gesundheitsrondell GmbH) und Mitbegründer des Fortbildungsunternehmens Digotor für orthopädische Medizin. Als Fachbuchautor hat er in verschiedenen Verlagen Bücher für Fach- und Laienpublikum veröffentlicht. Im Sport engagiert er sich im Profi-, Leistungs- und Freizeitbereich und ist als leitender Physiotherapeut für den Deutschen Schwimmverband tätig.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.