Nasses Training: 71 Fallschirmspringer der Bundeswehr üben Notlandung im Kochelsee
Der Kochelsee wurde wieder zum Übungsgelände der Bundeswehr: Die Luftlande- und Lufttransportschule aus Altenstadt trainierte mit 71 Soldaten in Kochel-Altjoch an zwei Tagen ihr „Notverfahren Wasserlandung“ beim Fallschirmsprung.
Kochel – Minuten, bevor die A400M hinter den Voralpen auftaucht, ist nur ein leises Brummen zu hören. Das Geräusch verstärkt sich zu einem Dröhnen. Dann geht alles schnell. Als die Maschine in etwa 400 Metern über den Kochelsee fliegt, lassen sich nacheinander sechs Bundeswehrsoldaten herausfallen. An olivgrünen Fallschirmen schweben die Springer der Wasseroberfläche entgegen.
71 Fallschirmspringer der Bundeswehr trainierten das „Notverfahren Wasserlandung“ am Kochelsee
71 Springer trainierten das richtige Verhalten, falls sie bei einem Einsatz abgetrieben werden und ungeplant im Wasser statt an Land landen müssen. „Die Herausforderung ist, sich möglichst schnell aus dem Gurtzeug zu befreien“, erklärt Sprungdienstleiter Hauptmann Erwin Weber. Im Ernstfall würden sie nun samt Ausrüstung an Land schwimmen müssen. „Konkret wäre das ein etwa 50 Kilogramm schwerer Rucksack mit Funkgerät, Munition und Verpflegung für 72 Stunden.“
Beim Sprung in den See blieb den Fallschirmspringern wenigstens diese Mühsal erspart. „Dennoch üben sie regelmäßig ihre Fertigkeiten im Wasser etwa durch ein Schwimmtraining mit Kleidern“, sagt Weber. Nach dem Eintauchen ins Wasser ist sofort ein dem jeweiligen Soldaten zugeteiltes Boot zur Stelle.

Unterstützt werden sie dabei von Ehrenamtlichen der Wasserwacht und Feuerwehr sowie der Polizei. Während der Übung überprüft eine Bodeneinheit permanent die Windverhältnisse, erläutert Weber. Zwölf Knoten sind das Maximum, „über Wasser sollte der Wind nicht stärker als zehn Knoten sein“.
Die Rundkappenschirme sind nur minimal steuerbar. „Deswegen muss der Absetzpunkt genau berechnet werden“, informiert Weber. Nach der Rückkehr zur Luftlande- und Lufttransportschule Altenstadt werden die Fallschirme für drei bis sieben Tage in einem Trockenturm gelagert und ordnungsgemäß für den nächsten Einsatz gepackt.
Die Luftlande- und Lufttransportschule der Bundeswehr trainierte Fallschirmsprünge am Kochelsee
Auch den Moment, in dem sich der Fallschirm öffnen soll, können die Soldaten nicht steuern, erklärt Oberfeldwebel Andreas Wenger. Nähert sich die A400M der Landezone, befestigen die Soldaten eine mit dem Schirm verbundene Aufziehleine an einem im Innern der Maschine gespannten Drahtseil. Ist der Absprungpunkt erreicht, lassen sich die Soldaten aus dem Flugzeug fallen, die Aufziehleine zieht den Fallschirm automatisch aus dem Container. Jeder Fallschirmspringer trägt am Bauch einen Reserveschirm.
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Auf dem Weg zum Ufer präsentierte die Bundeswehr einige Militärfahrzeuge, darunter den BV206S Hägglunds, ein leicht gepanzertes Transportfahrzeug für schwieriges Gelände. „Da hat sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert“, findet Sven-Holger Arndt. In den 1980er Jahren absolvierte der Kochler seine Gebirgsjäger-Ausbildung in Mittenwald.
Begleitet wurden die Übungstage sowie die Präsentation der Fahrzeuge von einem Rahmenprogramm, das wieder der Kochler Veteranenverein organisierte. Bei Gegrilltem, Kaffee und Kuchen feierten Soldaten und Gäste ihr Gemeinschaftsfest. Die Blaskapelle Kochel sorgte für die Musik.
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