Die Wiener Lehrerin Christine M. sieht sich täglich großen Herausforderungen gegenüber: Sie unterrichtet 100 Schüler, von denen nur ein einziges Kind Deutsch als Muttersprache spricht.
"Arabisch und Türkisch überwiegen, ein bisschen Serbisch und Bosnisch ist auch dabei. Manchmal setze ich Kinder, die ein bisschen Deutsch sprechen, als Übersetzer ein", so die Pädagogin gegenüber "Heute“. Sie ist an einer Volksschule im Wiener Stadtteil Favoriten tätig.
Volksschullehrerin betreut 4 Klassen mit 100 Kindern: "Beim Lesen merkt man erst, was sie nicht verstehen"
Sie versucht, den Kindern das Alphabet und das Lesen beizubringen. Das funktioniere auch, doch es fehle am Leseverständnis. "Wenn sie einen Text lesen, dann merkt man erst, was sie alles nicht verstehen." Meist werde im Umfeld der Kinder kein einziges deutsches Wort gesprochen.
Für Christine M. ist klar, dass die Deutschförderung schon viel früher, nämlich ab dem dritten Lebensjahr im Kindergarten, einsetzen müsste.
Rektorin von deutscher Schule: Viele Schüler kennen höchstens 100 deutsche Wörter
Viele deutsche Schulen haben ähnliche Probleme. Barbara Mächtle leitet die Gräfenauschule in Ludwigshafen-Hemsdorf. Knapp 40 ihrer jüngsten Schüler müssen die Klasse im kommenden Jahr wiederholen. Viele kennen höchstens 100 deutsche Wörter, sagte die Rektorin kürzlich. Deswegen hätten sie in allen Fächern große Wissenslücken.
Ließe sie die Kinder trotzdem weiterkommen, verbessere das ihre Statistik. Die Schüler krebsten aber ihr ganzes Leben am Limit herum. Einige Rektoren versetzten auch Schüler mit größeren Lücken, um die Quote zu wahren. "Diesen Weg will ich nicht gehen", so die Rektorin.
So hoch ist der Anteil ausländischer Schüler an Grundschulen in Deutschland
Der Anteil ausländischer Schüler an Grundschulen in Deutschland lag im Schuljahr 2024/2025 laut "Statista" bei 16,9 Prozent. Dies ist ein Anstieg von 13,2 Prozent im Vergleich zum Schuljahr 2020/2021. Ein anderer Bericht für das vergangene Schuljahr gibt an, dass bei den Viertklässlern der Anteil der Schüler mit Zuwanderungsgeschichte an Grundschulen bei 46,5 Prozent lag. Diese Zahlen variieren je nach Erhebungsmethode und Region erheblich.