Sabotage gegen Bundeswehr – „Vieles spricht für russischen Angriffsversuch“
Sabotage-Verdacht an Bundeswehr-Standorten in Köln-Wahn und Geilenkirchen: Womöglich arbeiten extremistische Gruppen zusammen, so ein Terror-Experte.
Köln/Geilenkirchen – Offenbar sind es gezielte Angriffe auf die Bundeswehr. In der Nacht zu Mittwoch (14. August) gab es auf dem Fliegerhorst Köln-Wahn zunächst einen „Vorfall“, wie es offiziell hieß. Ersten Informationen zufolge soll dort ein Wasserwerk sabotiert und möglicherweise das Trinkwasser der Kaserne kontaminiert worden sein. Wenig später wurde der NATO-Flugplatz Geilenkirchen – rund eine Stunde von Köln entfernt – wegen eines Sabotageverdachts abgeriegelt.
Sabotage gegen Bundeswehr in Köln-Wahn und Geilenkrichen: Auch Staatsschutz ermittelt
Die Ermittler sprechen vom Verdacht einer „Straftat gegen die Bundeswehr“. Neben Polizei und Militärpolizei sind auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) sowie der Staatsschutz an den Untersuchungen beteiligt. In Köln sollen Soldaten über Übelkeit geklagt haben, Wasserproben aus der Kaserne wurden untersucht – noch ohne Ergebnis.
Über die genauen Hintergründe der Vorfälle wurde zunächst nichts bekannt, das Verteidigungsministerium äußerte sich bislang nicht im Detail. Sicherheitsexperten schließen derweil nicht aus, dass die Sabotageversuche direkt oder indirekt von Russland gesteuert worden sein könnten.
Nach Sabotage-Verdacht: „Prüfen, ob es ein russische Angriffsversuch war“
Terrorismus-Experte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP) sieht drei Gruppen, die als Verdächtige in Betracht kommen: im weitesten Sinne russische und von Russland unterstützte Akteure, radikale Islamisten oder Linksextremisten. Einen Verdacht hält er aktuell für besonders wahrscheinlich: „Als Erstes würde ich prüfen, ob es ein russischer oder von Russland unterstützter Angriffsversuch war oder ob er zumindest russisch initiiert war“, so Schindler im Gespräch mit IPPEN.MEDIA.
Vieles spreche dafür. Deutschland sei spätestens seit 2022, wenn nicht gar schon seit dem Minsker Abkommen 2015 im Fokus russischer Angreifer. Vor allem der NATO-Stützpunkt in Geilenkirchen spielt im Kontext des Ukraine-Kriegs eine Rolle: Dort sind AWACS-Flugzeuge stationiert, mit denen sich Bewegungen etwa an der NATO-Ostflanke beobachten lassen. Das macht ihn zu einem potenziell prominenten Ziel für prorussische Kräfte.
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Hybride Kriegsführung: „Es wird härter“
„Die Zahl von Angriffen aus dem Bereich der hybriden Kriegsführung nimmt zu. Es wird härter“, so Schindler. Dabei beobachten die Experten zwei Stoßrichtungen: einerseits Desinformationskampagnen, die verunsichern sollen, andererseits Cyberattacken oder eben auch handfeste Sabotage. Für Sabotageakte in Deutschland könnten russische Aggressoren wiederum auch auf rechtsextreme Gruppierungen zurückgreifen: „Es gibt dort eindeutige Verbindungen, etwa zum Russian Imperial Movement“, erklärt Schindler.
Sabotage gegen Kaserne in Köln und Geilenkirchen: „Über 100 Deutsche auf russischer Seite aktiv“
Eine große Zahl von deutschen Staatsbürgern kämpfe auf russischer Seite, sowohl bei paramilitärischen Gruppen als auch direkt für den Staat. „Deutschland ist da rekordverdächtig: Nach begründeten Schätzungen sind über 100 Deutsche auf russischer Seite im Krieg aktiv. Zum Vergleich: Aus Frankreich kommen nur einzelne Personen.“
Wie sehr rechtsextreme Gruppen europaweit zusammenarbeiten, lässt sich an Aktionen des skandinavischen ultrarechten Nordic Resistance Movement erkennen. „Einige Mitglieder des Nordic Resistance Movement haben in der Vergangenheit in Russland in einem Trainingslager des Russian Imperial Movement den Umgang mit Sprengstoff gelernt und dann bei Anschlägen in Skandinavien angewandt“, sagt Schindler.