Nach Aufregung um Flurschäden: So sieht es in geschütztem Almgebiet in Oberbayern heute aus

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„Es sieht von Monat zu Monat besser aus“: Landwirt Sebastian Bauer mit Ehefrau Uschi und Tochter Johanna sowie Forstbetriebschef Robert Krebs (re.) zeigen, dass sich die Natur im Schronbachtal nach einer Schwendmaßnahme gut regeneriert. © Andreas Steppan

Eine Schwendmaßnahme nördlich des Sylvensteinsees sorgte Anfang des Jahres für Aufregung. Mittlerweile ist von den entstandenen Schäden kaum noch etwas zu sehen.

Jachenau – Das Schronbachtal bietet den Inbegriff eines friedlichen Naturidylls. Anfang des Jahres aber kehrte dort ungewöhnlicher Aufruhr ein: Bäume wurden gefällt, Holztransporter fuhren herum und hinterließen tiefe Fahrspuren. Am Hang stieg aus diversen Räumfeuern Rauch auf. Einige Wanderer zeigten sich bei diesem Anblick entsetzt. Unsere Zeitung berichtete über die „Flurschäden im Naturparadies“. Bei einem weiteren Ortsbesuch bietet sich jetzt, etwa ein halbes Jahr später, ein ganz anderes Bild: Die Natur hat sich sichtlich erholt. Sowohl der Forstbetrieb als Grundeigentümer als auch die Untere Naturschutzbehörde zeigen sich zufrieden.

Schronbachalm: Tauwetter war das Problem

Was in dem Landschaftsschutzgebiet für Aufregung sorgte, war eine eigentlich abgesprochene und genehmigte Schwendmaßnahme. Das bedeutet: Der Bauer Sebastian Bauer, der das Weiderecht innehat, wurde hier aktiv, um die Almfläche zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Die Landschaft in dem Bereich ist geprägt vom Nebeneinander bewaldeter und freier Flächen. Ohne Pflegemaßnahmen würden letztere verbuschen und zuwachsen. „Viele meinen, wenn man nichts tut, bleibt alles so, wie es ist“, sagt Sebastian Bauer. „Aber das Gegenteil ist der Fall.“

Viele meinen, wenn man nichts tut, bleibt alles so, wie es ist. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Der Bauer, der erst vor Kurzem einen Hof übernommen hat und diesen im Nebenerwerb führt, meldete daher ordnungsgemäß eine Schwendmaßnahme beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, bei der Unteren Naturschutzbehörde und beim Forstbetrieb an.

Familien des Almbauern „enorm fleißig“

Bei der Durchführung lief allerdings nicht alles nach Plan. Gefällte Bäume sollten im Januar eigentlich auf dem hart gefrorenen Boden abtransportiert werden. Dann aber setzte plötzlich Tauwetter ein. Liegen lassen konnte man die Stämme nicht. Letztlich fuhren Rückwagen ein und hinterließen tiefe Furchen in der sensiblen Landschaft. Eine Lenggrieser Wanderin, die sich an unsere Zeitung wandte, beklagte einen „schockierenden Anblick“. Die Untere Naturschutzbehörde sprach von „immensen Schäden“ und der Zerstörung von Nasswiesen, Ufer- und Quellmoorbereichen und Alpenmagerwiese.

Flurschäden im Naturparadies: Anfang des Jahres zeigten sich Wanderer erschreckt beim Anblick der tiefen Fahrrillen am Schronbach.
Flurschäden im Naturparadies: Anfang des Jahres zeigten sich Wanderer erschreckt beim Anblick der tiefen Fahrrillen am Schronbach. © privat

Für Sebastian Bauer und seine Familie bedeutete das in der Folge sehr viel Arbeit und fast ebenso viel Erklärungsbedarf. „Mit den Reaktionen haben wir so nicht gerechnet“, sagt er. „Da braucht man ein dickes Fell. Ich hätte mir in manchen Fällen gewünscht, dass die Leute zuerst nachfragen, was genau wir gemacht haben.“ Bauer betont, dass die Schwendmaßnahme an sich „etwas Positives“ und genehmigt gewesen sei.

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Auch Robert Krebs, Chef des Tölzer Forstbetriebs, erklärt, dass die gewünschten Ziele erreicht worden seien: der Erhalt der Almlandschaft und damit von Lebensraum für eine große Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten. Krebs lobt das Engagement der Familie. „Sie war enorm fleißig.“

Von Fahrrillen im Landschaftsschutzgebiet kaum noch etwas zu sehen

Zur Beseitigung von Ästen, Sträuchern und des nachkommenden Bewuchses kamen noch die Reparaturarbeiten dazu. Durch den Einsatz von Soden, also an den Wurzeln zusammenhängender Pflanzenplatten, musste an den beschädigten Stellen die Vegetation in aufwändiger Handarbeit wiederhergestellt werden. Sebastian Bauer ist froh, dass er dabei tatkräftige Unterstützung von Familie, Nachbarn und Freunden hatte. Die Arbeiten hätten sich von Mitte Januar bis Mitte Mai erstreckt – und das alles neben der normalen Arbeit. Viele Wochenenden und der Jahresurlaub seien dafür draufgegangen.

Von den Fahrspuren ist inzwischen so gut wie nichts mehr zu sehen. Die jetzt freie Fläche entlang des Bachs steht in sattem Grün da. An einem Hang, an dem einiges ausgeholzt wurde, erholt sich die Vegetation ebenfalls. „Es sieht von Monat zu Monat besser aus“, sagt Bauer. Bis dort wieder die volle Weidevegetation entstehe, dauere es wohl zwei bis drei Jahre, schätzt Krebs. Auch von Wanderern bekomme er mittlerweile weniger zu hören, sagt Bauer – und wenn, dann Positives.

Naturschutzbehörde begutachtet Lage am Schronbach

Dem entspricht auch das Fazit der Unteren Naturschutzbehörde. Ein Mitarbeiter habe sich vor Ort einen Eindruck verschafft, teilt Landratsamts-Sprecherin Sabine Schmid auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Ergebnis: Wesentliche Schäden sind kaum mehr erkennbar und die abgesprochenen Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden zeigten gute Wirkung.“ In wenigen Bereichen seien noch Nacharbeiten erforderlich. „In ein paar Teilbereichen wird die Vegetation auch länger brauchen, sich zu regenerieren.“

Im Januar hatte das Landratsamt angekündigt, zu überprüfen, ob Ordnungswidrigkeiten vorlagen. Auf Rückfrage, was daraus geworden ist, äußert sich Schmid nicht. Sebastian Bauer sagt, er habe in dieser Hinsicht nichts von der Behörde gehört.

Mitte Mai hat die Landwirtsfamilie wieder 50 Stück Vieh zu der auf gut 800 Metern und damit relativ niedrig gelegenen Alm aufgetrieben. Beweidet werden die Flächen aber nur sachte, abschnittsweise und im Wechsel auf jeweils abgezäunten Koppeln. Bauers haben einen Hirten angestellt, der nach den Tieren sieht und bei Bedarf auch vor Ort Aufklärungsarbeit zu der Schwendmaßnahme leistet.

Krebs bezeichnet die Aktion zusammenfassend als „Investition in die Zukunft für die nächsten 20 bis 30 Jahre.“ (ast)

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