„Irrsinn“, „Saustall“, „Ignoranten und Ewiggestrige“: Markige Worte bei Demo gegen ewiges Startbahn-Baurecht

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Sie nahmen kein Blatt vor den Mund: Bei der Demo auf dem Freisinger Marienplatz gegen das ewige Baurecht der 3. Startbahn wurde Tacheles geredet. © Lehmann

„Hinterhältig“, ja sogar „hinterfotzig“ sei das Vorgehen der FMG, um ewiges Baurecht für die 3. Startbahn zu erlangen. 800 Menschen demonstrierten am Samstag in Freising. Es ist die Stunde markiger Worte in Richtung Flughafen und Staatsregierung.    

Freising – Es beginnt mit einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in München vom Donnerstag. Doch dann wird es laut, neun Redner treten ans Mikro, blicken bei klirrender Kälte auf zahlreiche Banner und Plakate, von denen manche sicherlich schon bei der ersten Demonstration gegen die 3. Startbahn vor achtzehneinhalb Jahren dabei waren, und üben harsche Kritik an dem von der FMG beantragten, von der Regierung genehmigten und inzwischen beklagten ewigen Baurecht für das Projekt im Moos.

Landrat Petz: „Ja, wo samma denn?“

Es ist der Freisinger Landrat, der ehemalige Richter am Bundesverwaltungsgericht, Helmut Petz, der von „schwierigen Rechtsfragen“ spricht. Es ist aber auch Petz, der der FMG, die den Antrag „klammheimlich“ gestellt habe, ein „unwürdiges und unredliches Schauspiel“ attestiert. „Ja, wo samma denn?“, fragt er im besten Bairisch und fordert: „Der Spuk muss aufhören.“

Eschenbacher: „Keine gute Zukunftsperspektive“

Von „Kniffen“ und der Taktik, sich die Dinge so zurechtzulegen, wie man sie gerade braucht, spricht der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: Die FMG habe von manchen Maßnahmen behauptet, sie hätten nichts mit der Startbahn zu tun, um nicht gegen das Moratorium der Staatsregierung zu verstoßen, bis 2028 dürfe es keinerlei Aktivitäten in Sachen Startbahn geben. Genau diese Maßnahmen müssten jetzt aber für die Argumentation herhalten, man habe mit Projekten für die Startbahn ja schon begonnen. Alles, was da vom Flughafen zur Startbahn geplant sei, sei „keine gute Zukunftsperspektive“, ruft Eschenbacher immer wieder. Und die Demonstranten stimmen ihm lautstark zu. Außerdem, versichert Eschenbacher, „wir lassen uns weder übertölpeln, noch geben wir resigniert den Kampf auf“.

Klare Worte waren auch gegen den Staatskanzleichef Florian Herrmann zu lesen.
Klare Worte waren auch gegen den Staatskanzleichef Florian Herrmann zu lesen. © Lehmann

Christine Margraf, die stellvertretende Landesbeauftragte des Bund Naturschutz, hat dieselbe Sicht auf dieses Manöver der FMG: „Absurd und verlogen“ seien die Aussagen der FMG, „ein hinterhältiger und skandalöser Weg“ sei da beschritten worden, schimpft sie. Und das alles in Zeiten des Klimawandels. Das seien „Ewiggestrige und Ignoranten dort drüben am Flughafen und in der Regierung von Oberbayern und in der Staatsregierung“, die meinten, „dass es für sie ein ewiges Recht auf Naturzerstörung gibt.“ Für den Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Nord, den Neufahrner Bürgermeister Franz Heilmeier, ist der Flughafen eine Bedrohung und Belastung. Und wenn sich die FMG so verhalte wie jetzt, dann sei das „eine unehrliche, eine hinterfotzige Nachbarschaft“.

Klare Worte von Gemeindechefs aus Berglern und Wartenberg

Aus dem Landkreis Erding kommen ähnliche Töne: Er fühle sich „von der großen Politik hinters Licht geführt“, das könne man „absolut nicht hinnehmen“, stellt Berglerns Bürgermeister Anton Scherer klar. Christian Pröbst, der Rathauschef aus Wartenberg und laut eigener Einschätzung wohl der einzige CSU‘ler am Samstag auf dem Marienplatz, findet es „furchtbar schlimm“, wenn sein Markt noch mehr Ultrafeinstaub abbekomme. Dass es keine annehmbare Verkehrsanbindung gebe, dass jetzt auch noch eine Busanbindung gestrichen wurde, stößt ihm sauer auf. Deshalb: „FMG, macht’s erst einmal eure Hausaufgaben.“

Die Veranstalter sprachen von etwa 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Demo, der Marienplatz war gut gefüllt.
Die Veranstalter sprachen von etwa 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Demo, der Marienplatz war gut gefüllt. © Lehmann

Versammlungsleiter und Moderator Reinhard Kendlbacher vom Bürgerverein Freising kann dann ein Trio aus Landtagsabgeordneten ankündigen. „So einen Irrsinn darf es 2025 nicht mehr geben“, wettert der Grüne Johannes Becher. Wie sich die FMG im Hinblick auf das Moratorium und den Antrag auf ewiges Baurecht die Sache zurechtbiege, sei „der Gipfel der Unverfrorenheit“. Und: „Wir sind verarscht worden!“ Ruhiger ist der Auftritt von Doris Rauscher (SPD): „Wir bleiben laut, wir bleiben entschlossen“, die SPD stehe ganz klar auf allen Ebenen gegen die Startbahn, der sie „die ewige Beerdigung“ wünschte. Lauter wird es bei Benno Zierer (FW), der sich als Teil der Regierungsmehrheit manch Buh-Rufen und Pfiffen ausgesetzt sieht, trotzdem tapfer das Moratorium als Kompromiss verteidigt und betont: „Wir sind in vielen Dingen von der FMG übergangen und belogen worden. Das Tischtuch ist zerschnitten.“ Wenn man jetzt juristisch wieder den Kürzeren ziehe, „wird es in Freising und Umgebung ein zweites Wackersdorf geben“, kündigt er forsch an.

Magerl: „Wir werden siegen!“

Das Schlusswort hat Christian Magerl, der Sprecher von Aufgemuckt. Wie das mit dem Antrag auf ewiges Baurecht gelaufen sei, sei „ein Saustall ohne Ende“, das sei „ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen“. Dass die FMG seit 2018 alle Jahre wieder Grundstücke fleißig gekauft habe, beweise: „Die FMG schert sich einen Dreck darum, was im Koalitionsvertrag steht.“ Man werde kämpfen, bis der Planfeststellungsbeschluss die Startbahn betreffend aufgehoben und das Projekt aus dem Landesentwicklungsprogramm gestrichen ist. Und: „Wir werden siegen!“                        

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