Mysteriöser Anschlag gestoppt: Ukraine-Geheimdienst plante Friedhof-Attentat auf Putins engsten Vertrauten

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Putins engster Kreml-Freund im Fadenkreuz: Russen-Geheimdienst meldet mysteriösen Anschlagsplan

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Ein geplanter Angriff auf Sergei Schoigu wurde vereitelt: Der FSB beschuldigt die Ukraine – Schoigus Rolle im Ukraine-Krieg bleibt unumstritten.

Moskau – Ein harmloser Besuch der Familiengräber, sollte später eine unheilvolle Wendung nehmen: Der russische Inlandsgeheimdienst (FSB) meldet, ein Attentat auf „einen hochrangigen, russischen Beamten verhindert“ zu haben. Das Nachrichtenportal MKRU löste auf: Ex-Verteidigungsminister Sergei Schoigu war das Ziel des Angriffs, wie die Schweizer Zeitung Blick berichtet.

Wladimir Putin soll Verteidigungsminister Sergej Schoigu ein Ukraine-Ultimatum gestellt haben. (Archivbild)
Wladimir Putin soll Verteidigungsminister Sergei Shoigu ein Ultimatum im Ukraine-Krieg gestellt haben. (Archivbild) © IMAGO/Alexander Kazakov

Schoigu spielte im Ukraine-Krieg eine maßgebliche Rolle. Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps machte ihn direkt für Hunderttausende Tote und Verletzte verantwortlich. Anlässlich Schoigus Entlassung schrieb Shapps auf X: Der ehemalige Putin-Vertraute habe „mit einem illegalen Feldzug in der Ukraine über 355.000 Opfer unter seinen eigenen Soldaten und massenhaftes Leid unter der Zivilbevölkerung zu verantworten“. Doch der Ukraine-Krieg blieb nicht das einzige Schlachtfeld in Schoigus langer Karriere in den Diensten Putins.

Attentat auf Schoigu vereitelt – FSB erhebt Vorwürfe

Der russische Inlandsgeheimdienst, FSB, beschuldigt die ukrainischen Geheimdienste, Drahtzieher des Anschlags auf dem Trojekurowo-Friedhof gewesen zu sein. Die Tötung wäre mithilfe einer Kamera in einer Blumenvase koordiniert worden, um mutmaßliche Täter anzuleiten. Drei Personen sollen verhaftet worden sein. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Die Beteiligung ukrainischer Geheimdienste erscheint fraglich, da Schoigu lediglich im Sicherheitsrats Russlands sitzt. Er musste seine weitreichenden Handlungsspielräume als Verteidigungsminister im Ukraine-Krieg bereits im Mai des letzten Jahres abgeben. Der 70-Jährige galt einst als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, mit dem er gemeinsam in den Urlaub fuhr. Das Ende seiner Amtszeit war jedoch von Machtkämpfen begleitet. Ob diese ihm nun zum Verhängnis wurden, bleibt offen.

Schoigu und Putin: Trotz gemeinsamen Urlauben folgte die Entlassung

Das Verhältnis zwischen Putin und Schoigu galt lange als sehr eng: Die beiden Russen verbrachten regelmäßig ihre Sommerurlaube zusammen – etwa im südsibirischen Tuwa, der Heimatregion Shoigus 2017. Als Armeegeneral verantwortet Schoigu die Annexion der Krim, die Unterstützung der Separatisten in der Ostukraine und den Einsatz im syrischen Bürgerkrieg. Bereits im Herbst 2022 deutete ein Bericht des Institute for the Study of War (ISW) darauf hin, dass Putin ihn für einen Fehler des Ukraine-Krieges verantwortlich mache und ihn zum Sündenbock bestimmen könnte.

Die Entlassung Schoigus am 12. Mai 2024 verlief demnach nicht ohne Vorzeichen: Nur wenige Wochen zuvor wurde sein Stellvertreter Timur Iwanow wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet. Beobachter werteten dies als Anzeichen von Machtkämpfen im Militär- und Sicherheitsapparat. Die offizielle Begründung für Schoigus Entlassung blieb aus.

Wladimir Putin ernannte den früheren Vize-Regierungschef Andrej Beloussow zu Schoigus Nachfolger. „Heute gewinnt auf dem Schlachtfeld derjenige, der offener für Innovationen und deren Umsetzung ist“, begründete Kremlsprecher Peskow die Wahl Beloussows, welcher zuvor als engster wirtschaftspolitischer Berater Putins galt. Der Duma-Abgeordnete Sergei Mironow ergänzte, laut New York Times, dass „Heute nicht nur die Soldaten kämpfen, sondern auch die Wirtschaft.“ Schoigu hingegen wurde im Mai 2024 Sekretär des Sicherheitsrates der Russischen Föderation.

Schoigu von der Bildfläche verschwunden: Spekulationen über Putins „Säuberung“

Der Verteidigungsminister Sergei Schoigu galt nach dem 11. März 2022 als „verschollen“, nachdem er keine öffentlichen Termine mehr wahrgenommen hatte. Im Vakuum des Schweigens nahmen Spekulationen zu, die eine tiefe Krise in Putins Machtapparat vermuten ließen: So berichtete ntv über Spekulationen, Schoigu sei gemeinsam mit anderen Männern einer „Säuberung“ zum Opfer gefallen. Die ukrainische Regierung hingegen behauptete, der 66-Jährige habe einen Herzinfarkt erlitten, nachdem er von Wladimir Putin zurechtgestutzt worden sei.

Die Gerüchte überschnitten sich mit dem überraschenden Rücktritt von Putins langjährigem Berater Anatoly Tschubais, der das Land angeblich aus Protest gegen den Ukraine-Krieg verlassen hatte. Das Verteidigungsministerium versuchte, die Gerüchte zu beenden, und veröffentlichte schließlich ein Video, das Schoigu bei einer Sitzung zeigte.

Geheimdienst verhinderte Festnahme: Shoigu entkam Prigoschin knapp

Der plötzliche Anschlag auf Sergei Schoigu erinnert an den nunmehr zwei Jahre zurückliegenden Absturz des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin. Am 23. August 2023 starb dieser im Alter von 62 Jahren, als sein Privatjet nordwestlich von Moskau abstürzte. Die russischen Behörden bestätigten seinen Tod fünf Tage nach dem Flugzeugabsturz, mithilfe eines DNA-Tests.

Prigoschin geriet zuvor auch mit Schoigu aneinander: Der Wagner-Chef warf der russischen Militärführung zuvor mehrfach Unfähigkeit vor; außerdem beschuldigte er sie, seine Privatarmee absichtlich nicht mit Nachschub zu versorgen. Die Risse zwischen der Militärführung im Kreml und der Privatarmee sollen nach Berichten des Wall Street Journals in einer versuchten Festnahme im Juni 2023 gegipfelt sein: Ziel sollten dabei Verteidigungsminister Schoigu und Generalstabschef Gerassimow gewesen sein.

Der Deutschlandfunk berichtet, dass auch hier der russische Inlandsgeheimdienst FSB von den Plänen Wind bekommen habe, woraufhin Prigoschin sich ins Exil nach Belarus zurückzog. (Quellen: MKRU, Blick, ISW, New York Times, Wall Street Journals, ntv, AFP, dpa, Deutschlandfunk, frühere Berichterstattung) (kox)