Russland reagiert auf Merz‘ Taurus-Offensive: Drohung von Medwedew – „Denk nochmal nach, Nazi!“

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Friedrich Merz will sich als Bundeskanzler dafür einsetzen, der Ukraine Taurus-Marschflugkörpern zu liefern. Russland reagiert empört und warnt vor Eskalation.

Berlin/Moskau – Der voraussichtlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zeigte sich schon während seiner Zeit als Oppositionspolitiker offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. In der ARD-Sendung „Caren Miosga“ am Sonntag (13. April) wiederholte er seine Position. „Ja, ich habe das genauso gesagt, wie ich es gemeint habe. Nicht, dass wir selbst in diesen Krieg eingreifen, sondern dass wir die ukrainische Armee mit solchen Waffen ausrüsten.“

Merz ergänzte auf Nachfrage, er habe immer gesagt, dass er nur in Abstimmung mit den europäischen Partnern handeln würde. „Das muss abgestimmt werden, und wenn es abgestimmt wird, dann sollte Deutschland sich daran beteiligen.“ Die Partner lieferten aber bereits Marschflugkörper, betonte der CDU-Chef: „Die Briten tun das, die Franzosen tun das, die Amerikaner tun es ohnehin.“

Russland empört wegen Merz‘ Taurus-Plänen: Kreml sieht Weg zu „weiterer Eskalation“

Nach den Äußerungen von Friedrich Merz zu einer möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine warnte der Kreml vor einer „weiteren Eskalation“ im Ukraine-Krieg. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte am Montag laut Reuters vor Journalisten in Moskau, aus Merz’ Aussagen sei klar ersichtlich, dass er eine deutlich härtere Linie gegenüber Russland vertreten wolle. Eine Haltung, die nach Ansicht Moskaus unweigerlich zur Verschärfung der Lage in der Ukraine beitragen werde. Europa, so Peskow weiter, scheine nicht an einer friedlichen Lösung interessiert zu sein, sondern wolle vielmehr die Fortsetzung des Krieges provozieren.

Auch Wladimir Putins Vertrauter und stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, Dmitrij Medwedew, meldete sich zu Wort. In einem Beitrag auf der Plattform X äußerte er scharf Kritik an Merz und warf ihm unter anderem vor, ein Ziel auf die Krimbrücke gesetzt zu haben. „Kanzlerkandidat Fritz Merz wird von der Erinnerung an seinen Vater heimgesucht, der in Hitlers Wehrmacht diente“, fügte er hinzu. Abschließend richtete er eine Drohung an Merz „Denk nochmal nach, Nazi!“

Schon im November, als Merz von einer Taurus-Lieferung im Stern-Interview sprach, reagierte Medwedew mit einer Warnung. Medwedew schrieb auf Telegram, dass der Einsatz der Taurus-Marschflugkörper das Risiko, dass der Krieg in eine äußerst gefährliche Phase eintritt, erhöhen würde. Er ergänzte: „Es ist klar, dass diese Raketen nicht in der Lage sind, den Kampfverlauf wesentlich zu ändern.“ Dennoch warf er den europäischen Politikern vor, einen irreparablen Konflikt mit Russland anzustreben.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kann sich eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine vorstellen (Archivbild) . © IMAGO / dts Nachrichtenagentur/ZUMA Press Wire/Canva/Montage

Nach russischem Raketenangriff auf Sumy: Merz wirft Russland Kriegsverbrechen in der Ukraine vor

Merz Aussagen zu einer möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern folgten dem heftigen russischen Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Sumy am Palmsonntag. Dabei kamen 34 Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder. 117 Menschen wurden verletzt. Der Angriff erfolgte nur zwei Tage nachdem der US-Sondergesandte Steve Witkoff mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in St. Petersburg zusammengekommen war, um über einen Frieden im Ukraine-Krieg zu verhandeln. Viele Menschen waren am Palmsonntag vor Ostern in der Stadt unterwegs, als die Raketen einschlugen, berichtete Kyiv Independent. Der Angriff sorgte international für Entsetzen.

Merz erklärte in der ARD-Sendung, Russland habe mit seinem Raketenangriff ein „schweres Kriegsverbrechen“ begangen. Es sei eine „perfide Tat“ gewesen: „Vorsätzlich und mit Absicht“. Weiter erklärte Merz: „Unsere Gesprächsbereitschaft mit ihm wird nicht als ernstzunehmendes Friedensangebot interpretiert, sondern als Schwäche.“

Merz will Ukraine mit Taurus unterstützen: Zuspruch aus Europa

EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas hat die anhaltende Bereitschaft von Friedrich Merz zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine positiv bewertet. Beim Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg betonte sie, dass jeder Mitgliedstaat im Rahmen seiner Möglichkeiten helfe – die grundsätzliche Botschaft sei jedoch eindeutig.

Auch der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp halte es für sehr wichtig, dass Deutschland Taurus-Marschflugkörper liefere, berichtete die Deutsche Presse-Agentur. „Ich denke, das wäre ein ganz wichtiges Signal, wie Europa in dieser Situation steht“, sagte er in Luxemburg. Sein polnischer Amtskollege Radosław Sikorski nannte Merz Angebot „sehr gut“. (lw/dpa)

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