Die Mehrheit der Ottenhofener Gemeinderäte gibt der AWO grünes Licht für erste Planungen eines Seniorenzentrums in Lieberharting.
Eine Mehrheit im Gemeinderat steht dem von der AWO geplanten Bau eines Seniorenheims für über 80 Personen offen gegenüber – und lässt das Vorhaben in die erste Planungsphase gehen. Über 30 Zuschauer kamen wegen dieses Tagesordnungspunktes ins Schützenheim. Der Aufstellungsantrag für den Bebauungsplan hatte schon für reichlich Wirbel im Ort gesorgt.
In mehreren lokalen Nachrichtengruppen kursierten bereits einige „Halbwahrheiten“, so Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD). Auch Gemeinderäte seien auf das Thema angesprochen worden. Mehrere Ottenhofener hatten sogar mit Unterschriften darum gebeten, den Tagesordnungspunkt auf Oktober zu verschieben.
Das Gartenzaungespräch von Schley mit den Anwohnern rund um das diskutierte Gebiet im Ortsteil Lieberharting habe eher für Verwirrung gesorgt, so die Rückmeldung aus der Bürgerschaft.
An diesem Abend gehe es noch um keine finalen Tatsachen, nahm Schley deshalb vorweg: „Es geht ,nur‘ um einen Beschluss zur Aufstellung, also zur Prüfung, ob dieses Vorhaben überhaupt angeschaut wird.“
Ersatzbau für Markt Schwaben
Zu dem Thema habe es zuvor sowohl mit dem Gemeinderat als auch mit dem Landratsamt bereits Vorgespräche gegeben. Dementsprechend hoffe sie, dass mit dem Vortrag des AWO-Architekten Peter Flickinger nun alle Fragen der Bürger beantwortet würden.
Es handle sich bei dem Projekt um einen Ersatzneubau für das in die Jahre gekommene Seniorenheim im benachbarten Markt Schwaben, erklärte Flickinger. „Kurzum gesagt: Wirtschaftlich macht es keinen Sinn in Markt Schwaben zu sanieren.“ Also ging man auf die Suche nach neuem Grund und wurde in Ottenhofen fündig. Trotz Hanglage und Wasserrückhalt an dem Standort habe man bereits beim Bau mit ähnlicher Voraussetzung positive Erfahrungen gemacht.
Flickinger zeigte Bilder anderer AWO-Einrichtungen: „Wir versuchen, immer viel Holz reinzubringen, und natürlich viel mit hellen Farben zu arbeiten.“ Die AWO biete nur Einzel- und Tandemzimmer an. Doppelzimmer seien nicht vorgesehen. Daran erkenne man den Unterschied der AWO als eingetragenen Verein ohne Gewinnabsicht im Gegensatz zu Investoren.
Beim Gebäude habe man vor, ein Stück des Hanges zu entfernen und durch das Gebäude zu ersetzen, insgesamt soll der Bau dreistöckig werden. Auf dem Flachdach sind PV-Anlagen geplant, die Gebäudehöhe solle die des Hangs nicht überschreiten. Bisher habe man wie in Markt Schwaben zehn Stellplätze vorgesehen, rechtlich vorgegeben wären sechs.
Sondergenehmigung vom Landratsamt
Rechtlich sei der Bau in dem Landschaftsschutzgebiet auch nur möglich, weil der Gesetzgeber eine Sondergenehmigung einräumt, wenn der Bau sozialen Zwecken dient. Das sei bereits mit dem Landratsamt abgesprochen, so Flickinger. Insgesamt würden Planung und Bau vermutlich vier Jahre dauern.
Besonders das Thema Stellplätze lag mehreren Gemeinderäten schwer im Magen. Da werde es im Gremium bei den künftigen Planungsbesprechungen vermutlich hoch hergehen, schwor etwa Alfred Greckl (FWO) den Planer ein.
Ob man bei der Größe des Gebäudes nicht noch etwas kleiner werden könne, gab Stefan Reischl (CSU) mit auf den Weg. Laut Stefan Gentschew (Grüne) ist die Frage letztlich: „Wollen wir altersgerechtes Wohnen in Ottenhofen ermöglichen für uns und unsere Nachbarn?“ Für ihn sei es ein „sehr schönes Gebäude, das für die Bewohner ein unglaublich gutes Lebensumfeld in ihrem Lebensabend“ schaffe.
Zur Abstimmung wollte sich Schley enthalten, da in der Gerüchteküche bereits behauptet wurde, sie wäre durch ihre ehrenamtliche Arbeit für die AWO in einem Interessenskonflikt. Doch da der Gemeinderat diese Möglichkeit gar nicht beschlossen hatte, waren es statt sieben schließlich acht Stimmen für und zwei Stimmen dagegen.