Bei 10-Milliarden-Euro-Deal wegen Kriegsschiffen baut sich Pistorius einen Notausgang

Eigentlich steht der Plan schon, der die neuen F126-Fregatten für die Bundeswehr retten soll. Statt der finanziell angeschlagenen niederländischen Werft Damen Naval soll die deutsche Naval Vessels Lürssen (NVL) den Bau der modernen Kriegsschiffe als Generalunternehmer übernehmen. Doch im Verteidigungsministerium von Boris Pistorius wachsen jetzt die Zweifel an dieser Vereinbarung - auch wegen Rheinmetall.

Der Rüstungskonzern hat die NVL im September 2025 gekauft. Pistorius' Ressort und dessen Haushälter fürchten nun, dass Rheinmetall die noch nicht ausgehandelte Vertragsübernahme der F126-Fregatten für eine weitere Preissteigerung nutzt. Schon jetzt sollen die sechs Schiffe rund 9,8 Milliarden Euro kosten.

Dabei hat Pistorius selbst den Wechsel des Generalunternehmers, den Experten riskant nennen, in die Wege geleitet, um den Bau der Schiffe zu retten. Schon jetzt liegt deren Fertigstellung knapp zwei Jahre hinter dem Zeitplan - die erste F126-Fregatte soll statt 2028 im Jahr 2030 vom Stapel laufen.

Um einer befürchteten Preissteigerung vorzubeugen, haben die Abgeordneten von Union und SPD in einer Bereinigungssitzung für den Haushalt 2026 einen Notausgang geschaffen. Das berichtet "Bild". Sie erteilten Pistorius eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung. Diese ist 7,1 Milliarden Euro schwer und trägt den Titel "Beschaffung Fregatte 126 – Alternative Plattform".

Die neuen F126-Fregatten sollen die bislang größten Kampfschiffe der deutschen Marine werden.
Die neuen F126-Fregatten sollen die bislang größten Kampfschiffe der deutschen Marine werden. Stefan Sauer/dpa

Zieht Deutschland den F126-Notausgang, sind knapp zwei Milliarden Euro weg

Die Alternative zu den F126-Fregatten könnten demnach Kriegsschiffe vom Typ Meko 200 sein, die die Thyssenkrupp-Tochter TKMS baut. Vorteil dieser Schiffe: Die Baupläne gibt es schon, weil andere Länder dieses Modell bereits nutzen. Dazu würde TKMS garantieren, dass die ersten Schiffe 2029 geliefert werden.

Laut "Bild" hat die Werft dem Verteidigungsministerium einen Stückpreis von knapp einer Milliarde Euro pro Schiff bei Abnahme von sechs Schiffen angeboten, der bei höherer Abnahme sogar noch etwas sinken würde.

Im Alternativ-Budget von Pistorius stecken also in etwa sieben Kriegsschiffe, die im Zweifel auch noch günstiger wären als die ursprünglich bestellten F126-Fregatten für 9,8 Milliarden Euro. Allerdings hat Deutschland für diese auch rund 1,8 Milliarden Euro investiert, die bei einem Anbieterwechsel futsch wären. 

Ob Pistorius und sein Ministerium den Notausgang aus dem Deal am Ende wirklich nehmen, ist offen. Die Option besteht aber nun.