Neuer Stadtmanager für Wolfratshausen: Unverzichtbar oder überflüssig?
Stadtmanager Dr. Stefan Werner verlässt nach siebeneinhalb Jahren das Wolfratshauser Rathaus. Die Stelle soll neu ausgeschrieben werden. Nicht alle Stadtratsfraktionen sind dafür. Ein Pro und Kontra aus unserer Redaktion.
PRO: Jetzt wär‘ ein Stadtmanager recht

Zugegeben: Die Erfolgsbilanz nach siebeneinhalb Jahren mit einem hochoffiziellen Alles-Macher fällt relativ kurz aus. Aber in einer Zeit, in der der stationäre Einzelhandel ausblutet, digitale Kanäle professionell aufgerüstet werden müssen und (irgendwann und irgendwie) einmal diese Stadt mit mehr Leben gefüllt werden soll, braucht‘s einen starken Mann, respektive eine starke Frau, die genau das zu seinem/ihren Kompetenzbereich erklärt.
Weniger Blabla, mehr Handfestes für die breite Masse
Dass die Wolfratshauser wenig von ihrem hauptamtlichen Kümmerer mitbekommen haben, liegt an zwei Gründen: Erstens hat der Stadtrat nie klar gesagt, was die eierlegende Wollmilchsau, die mal gesucht wurde, eigentlich priorisieren soll. Zweitens hatte der Stadtmanager zwar viele Ideen für Projekte, verzettelte sich aber gern in verquastem, unkonkretem Fach-Chinesisch. Der Wunsch der Wolfratshauser ist kurz: weniger Blabla, mehr Handfestes für die breite Masse. Die Stadt benötigt Transformationslabore so dringend wie die Loisach einen Dampfersteg. Die Kippenstummel-Mülleimer, die (kein Witz!) mit feierlichem Fototermin in Betrieb genommen worden sind, retten die Altstadt nicht vor der Bedeutungslosigkeit.
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Trotzdem braucht‘s einen, bei dem alles zusammenläuft: Wirtschaftsförderung, Kulturevents, Altstadt-Ideen. Das kann nicht der Bürgermeister nebenbei leisten. Das kann kein ehrenamtlicher Stadtrat. Nach gut sieben Jahren ist der Personalwechsel eine Chance auf frischen Wind – und auf endlich klare Anforderungen an einen Stadtmanager.
KONTRA: Es braucht keinen Ober-Kümmerer

Das Experiment ist gescheitert. Siebeneinhalb Jahre wirkte ein Stadtmanager in Wolfratshausen, das Ergebnis ist ernüchternd. Die Hand voll Projekte, die seit 2018 konkrete Formen annahmen – allen voran die Sanierung des städtischen Gebäudes am Untermarkt 10 und die Modernisierung des Museums – hätten sich mutmaßlich auch ohne einen hauptberuflichen Kümmerer in die Tat umsetzen lassen. Und ob die Wernersche Dachmarke – in der Flößerstadt ist nun alles „mächtig im Fluss“ – jemals den Weg in die Köpfe und Herzen der Wolfratshauser finden wird, darf bezweifelt werden.
Rathausmitarbeiter als kluge Ratgeber
Stadtentwicklung muss primäre Aufgabe der Entscheidungsträger, des Bürgermeisters und der Bürgervertreter sein. Stoßen die Mandatsträger an ihre Grenzen, finden sich in den Reihen der Rathausmitarbeiter (darunter Projekt-, Event-, Mobilitäts-, Klimaschutz- und Tourismus-Manager) kluge Ratgeber. Zudem gibt es externe Dienstleister, die anlassbezogen beauftragt werden können. Nicht zu vergessen den Souverän. Die Kreativität und die hohe Lokalkompetenz des generationenübergreifenden Schwarms kann gratis abgeschöpft werden.
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Auch auf einen Wirtschaftsreferenten aus dem Kreis des Stadtrats kann die Kommune zurückgreifen. Der muss qua Amt das Ohr nah an den Gewerbetreibenden haben und sollte das perfekte Bindeglied zwischen Bürgermeister, Stadtverwaltung und Politik sein. Kurzum: Wozu braucht es wieder einen Ober-Kümmerer, wenn jeder einfach seinen Job macht?