Kommentar - Hallo Gen Z! An eurer Stelle würde ich auch nur das Nötigste machen

Es war schon immer so in der Geschichte der Menschheit: Die Alten nörgeln an den Jungen herum. Auch der alte Platon mäkelte 400 vor Christi Geburt in Athen: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität!“

Das heutige Bashing der Generation Z ist also nichts Neues. Eine gesamte Generation unterschiedslos über einen Kamm zu scheren, ist natürlich etwas fragwürdig. Aber bleiben wir doch mal beim liebgewonnenen Klischee, dass alle unter 29 stinkfaul sind: Kann man es ihnen wirklich verübeln? Warum sich groß anstrengen? Die Perspektive für die Jungen ist mehr als mies. Die Gegenwart mehr als rückständig.

Digitale Sackgasse mit Locher und Leitz-Ordner

Als Digital Native wird man heute in ein Berufsleben hineingeboren, in dem offizielle Dokumente der Postbote überbringt. Behörden verwenden noch Fax-Geräte und trauern vielerorts der krisensicheren Rohrpost hinterher.

Und digitale Linderung ist nicht in Sicht. Der Normenkontrollrat der Bundesregierung hält das neue „Online-Zugangsgesetz“ denn auch für mutlos und unprofessionell. Kein Wunder: Mischen bei der geplanten Digitalisierung des Staats doch 294 Landkreise, 16 Bundesländer und Dutzende von Bundesbehörden und Datenschützern mit. Deutschland ist weitgehend in den 1980ern stehengeblieben. Auch in der Privat-Wirtschaft:

  • Tatsächlich hat mir neulich ein Handwerksbetrieb ein Angebot per E-Mail geschickt – handgeschrieben und eingescannt. Selbst ich habe das als unseriös empfunden und abgelehnt.
  • Die Tochter eines Bekannten sollte Opas Speditionsbetrieb übernehmen. Der arbeitete aber noch analog mit Klemmbrett und Leitz-Ordnern. Sie hat dann dankend abgewunken.

Und das sind keine Einzelfälle: Laut Bitkom-Studie von 2024 fühlen sich nur etwa 37 Prozent unserer Unternehmen – nach ungeprüfter Selbstauskunft – als „digitale Vorreiter“. Internet? Neumodisches Zeug! Doch für die GenZ sind eben Locher und Tacker keine Arbeitsgeräte, sondern archäologische Fundstücke.

Der Pleite-Geier kreist über der Gen Z

Nicht nur, dass die Alten lieber analog arbeiten und WhatsApp als Gipfel der Digitalisierung feiern: Die Generation der Babyboomer hat in den vergangenen 20 Jahren einen Mega-Schuldenberg angehäuft – und will ihn auch noch weiter auftürmen.

Die Rentenkasse muss bald zum Großteil aus Steuermitteln finanziert werden. Die Honorare für nicht arbeitende Mitbürger steigen und steigen. Wir haben in der EU die höchsten Ausgaben für Gesundheit. Deutschland steht derzeit mit 2,6 Billionen Euro in der Kreide.

Und trotz all der Schulden besteht bei den Boomern noch immer keine Reformbereitschaft. Stattdessen: kaputte Brücken, Schienen und Straßen, defizitäre Krankenhäuser und eine Armee, die überwiegend nicht fahren, fliegen, schwimmen oder schießen kann.

Ach, ja: Vielleicht könnte eine Billion neuer Schulden den Laden noch ein paar Jahre zusammenhalten. Denn Schulden sind viel bequemer als anstrengende Reformen, die so vielen Menschen weh tun könnten – Rentnern, Pendlern, Verheirateten, Pharmaindustrie, Geringverdienern, Beamten, Bauern... Merkel (70), Scholz (66), Merz (69) – alles Boomer an den Schalthebeln, die den Jungen das eingebrockt haben und weiter einbrocken werden.

Wer ist hier faul, liebe Boomer?

Die Gen Z stinkfaul? Die Boomer durften in den 1980ern gerne mal 15 oder 20 Semester in der Uni vertrödeln. Die Jungen aus der Gen Z haben heute bereits mit 21 Jahren ihren Bachelor in der Tasche. Während sich die (männlichen) Boomer mit 21 zwei Jahre lang beim Barras mit Hochprozentigem die Lichter ausschießen konnten.

Und: Die Boomer selbst haben doch über die Jahre diese riesige Freizeit-Oase erschaffen. Wozu also die Aufregung, wenn man sie jetzt als Gen Z gerne nutzen möchte? Wie auch immer man es nennt: Stütze, Bürgergeld oder Grundsicherung. Dazu Elternzeit, Kindergeld, Mütter-Rente. Immer her mit der Gratis-Kohle! Ansonsten: Teilzeit-Anspruch. Chillt sich jetzt nach der Legalisierung von Gras noch besser.

Wie viele Sozialleistungen es in Deutschland tatsächlich gibt, weiß übrigens selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestags nicht: Eine „belastbare abschließende Aufzählung“ sei nicht bekannt.

GenZ und der Weltuntergang

Fast vergessen: Klimaschutz. Tja, weder das 1,5- noch das 2-Grad-Ziel sind zu halten. Sorry, liebe Gen Z! Wenn Ihr in Rente geht (die es dann nicht mehr gibt), herrscht wenigstens auf dem gesamten Planeten anregende Weltuntergangsstimmung – wahlweise Dürre oder Hochwasser. Die Boomer und Gen X sind dann schon lange tot. Danke für gar nix, heißt es dann.

An Eurer Stelle würde ich auch nur noch das Nötigste tun. Lasst Euch von den Rentnern in spe nicht ausnutzen. Genießt den Verfall, so gut es geht. Happy Worcation! (Der Autor gehört übrigens der Generation X an. Motto: nehmen, was kommt.)