Europa sollte Trumps Not schamlos ausnutzen

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China gibt im Zollkrieg nicht klein bei, sondern lässt Trump zappeln. Für Europa ergeben sich daraus neue Risiken. Es gibt aber auch Chancen. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

München – Jetzt also auch Autos. Wie bei den Tech-Importen vertagt Donald Trump kleinlaut die geplanten 25-Prozent-Zölle auf Fahrzeug-Einfuhren, zur großen Erleichterung Deutschlands. Jeden Tag ein bisschen mehr weicht der US-Präsident zurück. Der Grund: Er ist mit seinem Zoll-Blitzkrieg gegen China gescheitert; statt einzulenken, lässt Pekings Regime ihn zappeln.

Trumps Handelspolitik: Mehrfrontenkrieg droht dem US-Präsidenten vollends über den Kopf zu wachsen

Die heftige Gewinnwarnung von Amerikas KI-Ikone Nvidia schockte am Freitag die Wall Street, weil sie zeigt, wie sehr Trumps Handelspolitik dem eigenen Land schadet. Seine Beliebtheit stürzt ebenso ab wie der Dollar. Jetzt muss er zusehen, dass ihm sein Mehrfrontenkrieg nicht vollends über den Kopf wächst. Deshalb sendet er Friedenssignale und lobt plötzlich die Besonnenheit der Europäer.

Trump in Not: Chancen für die EU – Verhandlungsfenster steht sperrangelweit auf

Für die EU öffnet sich dadurch ein Verhandlungsfenster. Genauer gesagt: Es steht sperrangelweit auf. Gleichzeitig umwirbt China die Europäer und präsentiert sich als Freihandelskämpfer, der es in Wahrheit nie war. Niemand sollte sich von den Schalmeienklängen aus Peking täuschen lassen: China ist nicht der verlässliche Partner, der es zu sein vorgibt.

Es setzt, da hat Trump Recht, seine nicht frei handelbare und gezielt unterbewertete Währung Yuan seit vielen Jahren als Handelswaffe auch gegen uns sein und versucht Europa von sich abhängig zu machen, während es umgekehrt den eigenen Markt mit hohen Hürden abschirmt. Und es bedroht Europas Sicherheit, indem es Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf jede nur erdenkliche Weise unterstützt. Mit Waffen, diplomatisch, und, wofür es nun erste Hinweise gibt, mit kämpfenden Soldaten.

US-Handelspolitik: Europa sollte Donald Trumps Not schamlos ausnutzen. © IMAGO / Middle East Images

EU sollte Trumps Notlage für Deal mit den USA nutzen – und sich nicht in Chinas Arme werfen

China steht für 30 Prozent der Weltproduktion, aber für nur 13 Prozent des Konsums. Deshalb warnen die Wirtschaftsverbände in Deutschland zu Recht, dass Chinas Charmeoffensive in Wahrheit darauf zielt, künftig Europa mit seinen Produkten zu überschwemmen, die es in den USA nicht mehr absetzen kann.

Statt sich in Chinas Arme zu werfen, wie es Spaniens Premier Sanchez gerade in Peking tat, sollte Europa versuchen, Trumps Notlage für einen guten Deal zwischen der EU und den USA auszunutzen. Warum die Zölle nicht beiderseits auf null senken? Wenn Trump die Konfrontation mit China gewinnen will, braucht er die Europäer genauso dringend, wie umgekehrt Europa den US-Atomschild als Schutz vor Putin braucht.

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