Geheimdienst wirft Serbien Waffenlieferungen an die Ukraine vor – „Dolchstoß für Russland“

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Serbien in der Zange: Russland bezichtigt das Land, trotz Neutralität Waffen an die Ukraine zu liefern. Die geopolitischen Spannungen nehmen zu.

Moskau – Russland hat Serbien beschuldigt, trotz seiner offiziellen Neutralität im Ukraine-Krieg Waffen an Kiew zu liefern. Der russische Geheimdienst SVR (Auslandsgeheimdienst) hat in einer Erklärung am Donnerstag (29. Mai) die serbische Rüstungsindustrie beschuldigt, mit gefälschten Endverwendungszertifikaten und über Vermittlungsländer Waffen in die Ukraine zu transportieren. Insbesondere sollen Länder wie die Tschechische Republik, Polen und Bulgarien, aber auch einige afrikanische Staaten, als Zwischenhändler fungieren.

Russlands Geheimdienst wirft Serbien Waffenlieferungen an die Ukraine vor

„Serbien führt durch seine Rüstungsunternehmen einen Dolchstoß gegen Russland“, erklärte der SVR gemäß der AFP und bezog sich dabei auf Lieferungen von Hunderttausenden Artilleriegranaten und einer Million Schuss Kleinwaffenmunition, die angeblich in die Ukraine gelangt sind.

Besonders in den Fokus gerieten serbische Rüstungsunternehmen wie Yugoimport SDPR, Krusik und Prvi Partizan. Laut dem russischen Geheimdienst könnten diese Lieferungen nicht durch „humanitäre Beweggründe“ gerechtfertigt werden, sondern hätten einzig und allein den Zweck, „russische Soldaten und Zivilisten zu töten oder zu verletzen“.

Laut der Financial Times beliefen sich die indirekten Lieferungen serbischer Munition über Drittstaaten in die Ukraine seit Beginn der russischen Invasion bereits bis Mitte 2024 auf einen Wert von rund 800 Millionen Euro.

Serbiens verzweifelter Balanceakt zwischen Osten und Westen

Die Waffenlieferungen aus Serbien sind keine Neuigkeit. Bereits 2023 gab es Berichte, die serbische Munitionslieferungen an die Ukraine via Drittländer thematisierten. Trotz dieser Berichte hatte Serbiens Präsident Aleksandar Vucic stets betont, dass Serbien offiziell neutral bleibe und keine Waffen direkt an die Ukraine liefere. Er versicherte, dass Serbien keine Waffenlieferungen ohne Kontrolle oder Genehmigung tätige.

Serbien, das traditionell enge Beziehungen zu Russland pflegt, steht im geopolitischen Spannungsfeld. Zwar strebt Serbien die EU-Mitgliedschaft an, doch es hat sich bisher geweigert, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, was in Brüssel auf Kritik stößt. EU-Offizielle hatten Vucic kürzlich vorgeworfen, berichtete unter anderem die Kyiv Post, mit seiner Teilnahme an den russischen Feierlichkeiten zum „Tag des Sieges“ am 9. Mai 2025 seine europäische Ausrichtung in Frage zu stellen.

Präsident Vucic verteidigte seine Reise nach Moskau jedoch mit dem Argument, dass es Teil der Bemühungen sei, „traditionelle Freundschaften“ zu wahren, während er gleichzeitig Serbiens EU-Interessen verfolge.

Putin und Vucic
Freundschaft, Feindschaft, irgendwas dazwischen? Putins Geheimdienst erhebt „Dolchstoß“-Vorwürfe gegenüber Serbien. Dessen Präsident Aleksandar Vucic besuchte den russischen Machthaber zuletzt beim „Tag des Sieges“ in Moskau. © IMAGO/Sergey Bobylev

Russische Reaktionen und die geopolitischen Konsequenzen

Russische Kritiker poltern, so die Moscow Times, dass Serbien durch die „heimlichen“ Waffenlieferungen „Russland enttäuscht“. Russland sehe hierin einen Verrat, der die traditionellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ernsthaft beschädigen könnte.

Die Serbische Regierung reagierte bislang mit der Planung zur Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit russischen Vertretern, um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Präsident Vucic versicherte, dass alle Lieferungen durch strikte gesetzliche Kontrollen gehen und bei Verdacht auf Missbrauch umgehend Maßnahmen ergriffen würden. Er betonte jedoch, dass Serbien keinesfalls in den Ukraine-Krieg verwickelt sei und es sich lediglich um legale Exportgeschäfte handle, heißt es in der Kyiv Post.

Die Entwicklung verdeutlicht, wie schwierig es für Staaten wie Serbien ist, ihre Neutralität in einem geopolitisch polarisierten Umfeld aufrechtzuerhalten. Ob die Enthüllungen langfristige Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Serbien und Russland haben werden, bleibt abzuwarten. (chnnn)

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