Ampel will ab nächster Woche Renten-Plan durchdrücken: Ab 2028 gibt‘s weniger netto vom brutto
Seit Monaten diskutiert die Ampel über ihr Rentenpaket II, das bei Ökonomen und Demografie-Experten auf heftige Kritik stößt. Trotzdem kommt das Gesetz jetzt in den Bundestag.
Berlin – Seit Bekanntwerden der Pläne der Ampel-Koalition für die Rente hagelt es Kritik. Das Gesetz sieht eine Stabilisierung des Rentenniveaus auf 48 Prozent des Durchschnittslohns vor. Das Vorhaben belaste die jüngere Generation zu Gunsten der älteren, heißt es von den Kritikern. Denn ab 2028 müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber höhere Beiträge in die Rentenkasse zahlen, damit Rentner und Rentnerinnen stabile Renten haben können. Neben höheren Beiträgen soll das Vorhaben mit Steuerzuschüssen und Mitteln aus einem Kapitalfonds finanziert werden.
Das Rentenpaket II wurde auch innerhalb der Koalition hitzig diskutiert. Vor allem die FDP verweigerte lange eine Zustimmung, höhere Beiträge würde man nicht hinnehmen. Die Blockade scheint nur beendet: Kommende Woche kommt das Gesetz in den Bundestag.
Rentenpaket II im Bundestag: Weniger netto vom brutto ab 2028
Das Gesetz zur Stabilisierung des Rentenniveaus und Aufbau eines Generationenkapitals soll laut Tagesordnung des Bundestags am 27. September um 9 Uhr debattiert werden. Das wird die erste Debatte im Parlament zum Rentenpaket II sein, weitere werden wahrscheinlich folgen, bevor final abgestimmt wird.
Das Gesetz wurde im Kabinett bereits im Mai 2024 beschlossen, seitdem hat die Regierung aber keine Mehrheit für ihr Vorhaben im Bundestag gefunden. Widerstand kam vor allem von Seiten der FDP. „Ich werde keinem Rentenpaket zustimmen, das zu höheren Rentenbeiträgen führt“, sagte beispielsweise der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Gruppe in der FDP-Fraktion, Max Mordhorst. „Das aktuelle Paket ist ein Tritt in die Kniekehlen aller jungen arbeitenden Menschen.“
Laut Entwurf der Ampel-Koalition werden die Beiträge erstmals 2028 auf über 20 Prozent steigen, bis 2035 auf dann schrittweise auf 22,3 Prozent. Wie sich das auf den Nettolohn eines Einzelnen auswirken kann, haben wir hier berechnet:
Bruttolohn | Rentenbeitrag bei 18,6% | ... bei 20 % | ... bei 22 % | ... bei 22,3 % |
---|---|---|---|---|
2000 Euro | 186,00 Euro/Monat | 200 Euro/Monat | 220 Euro/Monat | 223 Euro/Monat |
3000 Euro | 279,00 Euro/Monat | 300 Euro/Monat | 330 Euro/Monat | 334,50 Euro/Monat |
3500 Euro | 325,50 Euro/Monat | 350 Euro/Monat | 385 Euro/Monat | 390,25 Euro/Monat |
4000 Euro | 372,00 Euro/Monat | 400 Euro/Monat | 440 Euro/Monat | 446 Euro/Monat |
4500 Euro | 418,50 Euro/Monat | 450 Euro/Monat | 495 Euro/Monat | 501,75 Euro/Monat |
4800 Euro | 446,40 Euro/Monat | 480 Euro/Monat | 528 Euro/Monat | 535,20 Euro/Monat |
5000 Euro | 465,00 Euro/Monat | 500 Euro/Monat | 550 Euro/Monat | 557,50 Euro/Monat |
Meine news
Sozialverbände warnen: Renten werden ohne Rentenpaket II deutlich sinken
Aus Sicht der Sozialverbände ist eine Stabilisierung des Rentenniveaus jedoch notwendig. Sonst würden die Renten in Zukunft noch geringer ausfallen, als sie es schon tun. Grund dafür ist der demografische Wandel: Immer mehr Menschen der Babyboomer-Generation gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand, deren Renten werden aus den Beiträgen der arbeitenden Bevölkerung finanziert. Diese sind zahlenmäßig jedoch unterlegen. Die Renten müssten also theoretisch sinken, weshalb die Ampel nun mit einer Stabilisierung gegensteuert.
Aus Sicht von Ökonomen führt das jedoch in den Ruin. Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen immer höhere Beiträge, noch dazu steigen die Zuschüsse aus Steuergeldern in die Rentenkasse, um die Renten zu bezahlen. Stattdessen sollte die Bundesregierung aus Sicht der Wirtschaft die Rentenanstiege dämpfen (zum Beispiel, indem man sie an die Inflation koppelt), die Frührente abschaffen und das Eintrittsalter in die Rente an die Lebenserwartung anpassen.
Scholz hält am Rentenpaket II weiter fest: Kritik hat „fahlen Beigeschmack“
Diese Einschätzung hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kurz vor den Beratungen im Bundestag in einem Interview mit dem Tagesspiegel abgelehnt. „Dagegen wenden sich lauter Akademiker, die frühestens mit 25, 26 Jahren anfangen zu arbeiten und Beiträge zu zahlen und selbst nie auf 45 Beitragsjahre kommen. Sie wollen aber jenen, die viel früher angefangen haben zu arbeiten und viel länger Beiträge zahlen, die Chance nehmen, nach einem langen Arbeitsleben zwei Jahre früher ohne Abschläge in Rente zu gehen. Für mich hat das einen fahlen Beigeschmack!“
Dass die Pläne seiner Regierung jungen Menschen zur Belastung falle, sei nach Scholz‘ Ansicht „die Auffassung einer ausschließlich Establishment-orientierten Expertenlandschaft, die ihre Schäfchen im Trockenen hat.“