Weilheim-Schongau: Landkreis plant Buslinien neu - das trifft vor allem den Raum Penzberg

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Der ÖPNV wird optimiert. Wegen gestiegener Kosten können Busunternehmen im Landkreis Weilheim-Schongau oft nicht mehr wirtschaftlich fahren. © Andreas Baar

Preissteigerungen und Fachkräftemangel belasten den ÖPNV im Landkreis Weilheim-Schongau: Busunternehmen können ihre Fahrgäste nicht mehr wirtschaftlich befördern. Wenig befahrene Strecken sollen eingeschränkt werden. Das trifft auch den Raum Penzberg.

Region -  Seit Einführung des Deutschlandtickets und der MVV-Zugehörigkeit hat sich viel verändert im Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis Weilheim-Schongau. Preissteigerungen und Fachkräftemangel tragen dazu bei, dass Busunternehmen ihre Fahrgäste nicht mehr wirtschaftlich transportieren können. Deshalb müssen entsprechende Anpassungen vorgenommen werden bei Linien, für die Ende 2027 die Konzessionen auslaufen. Gut genutzte Linien sollen stärker bedient, wenig befahrene Strecken eingeschränkt werden. Was geplant ist, wurde bei der jüngsten Kreistagssitzung erläutert.

Beschluss im Kreistag: Buslinien in Weilheim-Schongau werden neu geplant

„Durch Deutschlandticket und MVV-Zugehörigkeit hat sich die Welt verändert“, so Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) bei der vergangenen Kreistagssitzung in Weilheim. Busunternehmen könnten nicht mehr eigenwirtschaftlich fahren, weshalb das Kreisgremium bei zwei Klausuren nach Lösungen gesucht habe. Das Ergebnis wurde nun beschlossen.

Diese Linien sind betroffen

Felix Kühnel vom Unternehmen „plan mobil“ in Kassel unterstützt die Kommune auf der Suche nach zukunftstauglichen Mobilitätskonzepten. Bei der Kreistagssitzung zeigte er auf, wie mit den Buslinien im Landkreisverfahren wird, für die die Konzessionen 2027 auslaufen. Betroffen sind die Linien 931 (Weilheim – Füssen), 934 (Weilheim/Peißenberg – Penzberg), 935 (Weilheim – Penzberg), 947 (Penzberg – Habach/Schlehdorf), 948 (Tutzing – Penzberg), 952 (Weilheim – Landsberg), 953 (Weilheim – Herrsching), 982 (Schongau – Echelsbacher Brücke – Steingaden) und 394 (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zuständig).

Die Linie Weilheim – Füssen („eine potenzialträchtige Linie“, weil schneller als die Schiene) soll im Bestand erhalten bleiben. Wie das Landratsamt auf Nachfrage erklärt, ist geplant, von Montag bis Freitag neue Fahrten einzurichten bzw. bestehende zu verlegen (vier bzw. sechs neue Fahrten je Richtung zwischen Weilheim und Penzberg), ein schneller und direkter Linienweg über den Bahnhof Seeshaupt und Iffeldorf und samstags und sonntags ein Zwei-Stunden-Takt mit sechs bzw. fünf Fahrten je Richtung.

Bus-Angebot auf den Prüfstand stellen

Bei allen anderen (bis auf die Verbindung von Penzberg nach Tutzing) soll das Buslinien-Angebot hinsichtlich von Fahrstrecke und Busumläufe überprüft werden. Auch hinsichtlich der Schülerbeförderung, prognostizierter Fahrgastpotenziale sowie auf ihr Wochenendangebot hin. Zwischen Penzberg und Tutzing ist künftig ein auf ein Minimum reduziertes Angebot zur Schülerbeförderung vorgesehen. Pendlerströme und touristische Aspekte werden nicht berücksichtigt, hieß es.

In die Planung einbezogen werden soll, dass auf Linie 947 hauptsächlich Schulbusverkehr unterwegs ist, auf 948 parallel die Schiene zur Verfügung steht, die Linie 952 vorwiegend im Nachbarlandkreis genutzt wird, jedoch Wessobrunn angebunden werden soll. 953 von Weilheim nach Herrsching muss unter Rücksichtnahme auf die S-Bahn-Anbindung in Herrsching angepasst werden und 982 soll eine Ergänzung von Steingaden nach Schongau erhalten, so Kühnel.

Ab 2027 planen

Angedacht ist ein Planungszeitraum von fünf Jahren ab 2027. In den ersten zwei Jahren sollen Informationen zu Fahrgastzahlen gewonnen werden, die aktuell nicht vorliegen.

Durch Kostensteigerungen sei die Finanzierung für Unternehmen zum Teil weggefallen. Der Landkreis als Aufgabenträger müsse ein Angebot sicherstellen. „Sie bestellen, sie zahlen“, so Kühnel. Man müsse sehen, welche Gestaltungsmöglichkeiten es über den Schulverkehr hinaus gebe, wie eingesetzte Fahrzeuge in Bewegung gehalten werden können, ohne weitere Fahrzeuge einzusetzen. Es gelte zudem, stehende Fahrzeuge zu optimieren oder ganz herauszunehmen, das sei jedoch wegen der Fixkosten nicht immer mit einer Kostensenkung verbunden.

Auslaufende Konzessionen beim RVO

Der RVO hat laut Kühnel angekündigt, auslaufende Konzessionen nicht mehr eigenwirtschaftlich zu beantragen. Deshalb müsse der Landkreis Sorge dafür tragen, dass das ÖPNV-Angebot aufrechterhalten werden könne und mit einer Ausschreibung Vorbereitungen treffen. Laut Kühnel verweist der MVV auf einen möglichen Kostendeckungsgrad von 35 bis 40 Prozent, bis zu 50 Prozent auf stark ausgelasteten Strecken.

Ausschreibung für fünf Jahre

Der Kreistag folgte der Empfehlung des Kreisausschusses und stimmte für die Ausschreibung der Linien für fünf Jahre. Der MVV soll die Ausschreibung durchführen und den Auftrag nach Rücksprache mit dem Kreisausschuss vergeben. Im März sollen die Bieter den Zuschlag erhalten. Der Landkreis hat für die Finanzierung Eigenmittel von 600.000 Euro eingeplant (Dezember 2027) und in den Folgejahren bis 2030 je 7,2 Millionen Euro und 2031 einen Betrag von 5,4 Million Euro.

Anderer Landkreis

Auch über die Regionalbuslinien 392 und 394, die vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen betreut werden, traf der Kreistag auf Empfehlung des Kreisausschusses eine Entscheidung. Der auf den Landkreis Weilheim-Schongau entfallende Kostenbeitrag beläuft sich auf 40.000 bis 60.000 Euro für geschätzte 10.990 Kilometer im Jahr. Die Kostenaufteilung erfolgt laut Beschluss territorial. Ausgeschrieben wird vom Nachbarlandkreis für eine Laufzeit von acht Jahren.

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