Der „Penzberger Urmel“ 2025 für Kinder- und Jugendliteratur ist vergeben. Die Geehrten waren nicht vor Ort, was aber die Bedeutung der Auszeichnung nicht schmälert.
Penzberg - Eine Preisverleihung ohne die Preisträger. Das mussten am vergangenen Freitag (17. Oktober) die Verantwortlichen bei der Vergabe des „Penzberger Urmel“ für Kinder- und Jugendliteratur in der heimischen Stadthalle auf die Bühne bringen. Denn die diesjährigen Preisträger Kiran Millwood Hargrave (Autorin) und ihr Ehemann Tom de Freston (Illustrator) – ihr Buch „Leila und der blaue Fuchs“ war von der Kinderjury auserwählt worden – hatten es aus familiären Gründen nicht aus dem fernen britischen Oxford zur Entgegennahme des „Urmel“ in das oberbayerische Penzberg geschafft. Was aber dem Engagement der Jugend, sie gestaltete die Veranstaltung, keinen Abbruch tat.
Der „Penzberger Urmel“-Preis für Kinder- und Jugendliteratur wurde am Freitag (17. Oktober) in der Stadthalle verliehen - ohne die preisgekrönten Autorin und Illustrator
Für die launige Moderation sorgte auf der Bühne ein dreiköpfiges Team um die Penzberger Schüler Milla Wojtalla (13 Jahre, Gymnasium) und Florian Lenz (13, Realschule), die von Nikolas Heissig (18, Gymnasium) unterstützt worden. Musikalisch begleitet wurde die Verleihung von der Penzberger Schülerband „Open Vents“, die schon beim „hAMMERsound“-Festival in Peißenberg und beim Penzberger „Tollhub“ auftraten.
Seit 2005 verliehen
Der „Penzberger Urmel“ wird seit 2005 im zweijährigen Rhythmus von der Stadt Penzberg verliehen. 2.000 Euro an Preisgeld steuert die Sparkasse Oberland bei. Schirmherr war damals der „Urmel“-Erfinder Max Kruse, der bekannte Autor lebte lang in Maxkron und verstarb im Jahr 2015, gewesen. Initiatorin des Preises war vor nunmehr zwei Jahrzehnten Gisela Geiger, die ehemalige Leiterin des Stadtmuseums saß bei der jetzigen Veranstaltung auch wieder unter den Zuschauern.
Kinderjury ist etwas Besonderes
Das Besondere an der Penzberger Auszeichnung: Die Preisträger, für Text und Illustration, kürt eine Kinderjury. Die zwölf Mädchen und Buben zwischen neun und 13 Jahren hatten sich durch die zehn von einer Erwachsenjury ausgewählten Bücher gearbeitet. Am Ende fiel das Votum für „Leila und der blaue Fuchs“ einstimmig. Aber „die Entscheidung war schon schwieriger“, weil am Ende zwei ihrer Favoriten übrig blieben, wie die junge Jurorinnen Maria auf der Bühne verriet.
Reise in die eisige Arktis
Das Buch entführt auf eine Reise in die eisige Arktis. Polarfuchs Miso bricht auf und entdeckt eine weite, wilde Welt voller Wunder. Das Mädchen Leila und ihre Mutter folgen ihm auf seiner Reise durch das endlose Eis der Arktis. Als der Polarfuchs in Not gerät, begibt sich Leila in höchste Gefahr und riskiert alles, um Miso zu retten. Das Buch stellt auch das Thema Migration aus der Sicht eines Kindes dar – verknüpft mit den Themen Tiere, Umwelt, Familie, Natur und Freundschaft. Und dazu gibt es noch eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung.
Geschichte und Bilder eng zusammen
Klara Küster und Florian Lenz begründeten die Jury-Entscheidung. „Dieses Buch bringt die Arktis zu Euch nach Hause“, warb Lenz. Die Zeichnungen seien „voller Details“, es gebe sogar Landkarten und „wilde Tiere so weit das Auge reicht“, ergänzte Küster. Lenz hob die „unerwarteten Verbindungen von Menschen zur Natur“ hervor. Aber das Beste, und dies war auch ein wichtiger Grund für die Jury gewesen, sei laut Küster: „Die Geschichte und die Bilder gehören ganz eng zusammen.“ Beim Lesen fühle man sich, „als wärt Ihr mittendrin“. Für Lenz ist es eine „spannende Reise, ohne Euer Kinderzimmer zu verlassen“. Und vielleicht würde der ein oder andere nach dem Lesen „die Welt mit ganz anderen Augen sehen“.
Gewinner grüßen per Video
Ganz ohne das Sieger-Paar mussten die Anwesenden in der Stadthalle nicht auskommen. Autorin Hargrave (34) und Illustrator de Freston (42) hatten eigens eine Videobotschaft aufgenommen. Darin gab es einen Dank an eine Jury „aus außergewöhnlichen jungen Lesern“. Verbunden damit, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit mit einer langen Wanderung eines Fuchses über das Eis, wie Hargrave verriet. Man habe gewollt, dass sich das Buch „fast immer anfühlt, als ob man die Landschaft darin spüren könnte“, erklärte Zeichner de Freston.
„Plattform“ bieten
Stadtbücherei-Chefin Ilka Heissig war der Stolz auf die Leistungen des Lese-Nachwuchses sichtlich anzusehen. „Wir wollen als Bücherei eine Plattform bieten“, damit sich Kinder mit Büchern auseinandersetzen können, betonte sie. Werbung für das Lesen machten auch Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) und Markus Lanz. Vorstandsvorsitzender des Sponsor Sparkasse Oberland. Beide betonten, dass sie schon beruflich viel lesen müssten. Oder auch den eigenen Kindern „mal vorlesen“, wie der Rathauschef einen Einblick in das heimische Familienleben gewährte.
Bürgermeister würdigt Bücherei
Korpan nutzte die Gelegenheit, um die Bedeutung der Penzberger Stadtbücherei zu würdigen. Einer Einrichtung, die es „so gut wie möglich“ zu unterstützen gelte – weil diese „junge Menschen, Kinder, zum Lesen“ bringen helfe.
Wer sich vom „Urmel“-Sieger 2025 überzeugen möchte: „Leila und der blaue Fuchs“ steht in der Stadtbücherei im „Kinderzimmer“ in der Rathauspassage. Dort findet sich auch „Julia und der Hai“ – dies war das erste Buch, dass Kiran Millwood Hargrave und Tom de Freston zusammen geschrieben und illustriert haben.
„Urmel“ wird geschickt
Der immerhin zehn Kilo schwere „Penzberger Urmel“, der seit 2019 in seiner neuen Gestaltung verleihen wird, geht jetzt auf die Reise nach Oxford. Die Transportkiste stand schon bereit.
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