Trump hat endlich seinen „Friedensdeal“ – und pflegt nebenbei sein Ego

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US-Präsident Donald Trump kann sich als Friedensbringer inszenieren. Zwar weder in der Ukraine noch im Nahen Osten – aber wo genau ist für ihn zweitrangig.

Washington – Donald Trump hat einen Traum: Der US-Präsident sehnt sich nach dem Friedensnobelpreis. Um sich diesen Traum zu erfüllen, arbeitet der MAGA-Boss an verschiedenen „Deals“. Im Ukraine-Krieg konnte Trump trotz aller Bemühungen (und entgegen seiner Versprechungen) bisher nur kleine Fortschritte erzielen. Und im Nahostkonflikt zwischen Israel und dem Iran endeten Trumps Ambitionen für Frieden mit dem militärischen Eingreifen von US-Truppen.

Doch jetzt konnte Trump endlich einen wirklichen Erfolg erzielen – auch wenn dieser Erfolg im globalen Kontext eher klein erscheint. Im Weißen Haus haben Armenien und Aserbaidschan unter Vermittlung Trumps ein Abkommen zum Bau einer neuen Handelsstraße unterzeichnet. Ein erster Schritt in Richtung eines dauerhaften Friedens zwischen den verfeindeten Staaten. Und für Trump ein Schritt in Richtung Nobelpreis. Dabei lässt der wohl mächtigste Mann der Welt die Gelegenheit nicht aus, dem Ganzen seinen Stempel – und seinen Namen – aufzudrücken.

„Trump Route“ als Grundlage für Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschan

So soll die Handelsroute „Trump Route for International Peace and Prosperity“ (TRIPP) genannt werden. Sie soll durch armenisches Gebiet führen und Aserbaidschan Zugang zu seiner Exklave Nachitschewan ermöglichen. „Wir haben es endlich geschafft, Frieden zu schließen“, verkündete Trump bei der Zeremonie mit dem armenischen Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev.

Beide Staatsoberhäupter gaben sich die Hand, lächelten in die Kameras und kündigten an, Trump für den Friedensnobelpreis vorschlagen zu wollen. Trump hat also endlich seinen „Friedensdeal“ – auch wenn trotz der freundschaftlichen Atmosphäre bislang kein Friedensvertrag existiert. Der aserbaidschanische Präsident Aliyev zeigte sich dennoch optimistisch: „Wir stellen heute Frieden im Kaukasus her“. Er sei sich „sicher, dass Armenien und Aserbaidschan den Mut und die Verantwortung finden werden, sich zu versöhnen“.

Schritte zum Frieden unter dem Schutz der USA: ein „bedeutender Meilenstein“

Die USA flankieren das Abkommen mit bilateralen Wirtschaftsplänen. Trump erklärte, Armenien gehe eine „exklusive Partnerschaft“ mit den USA ein, um den Korridor zu bauen. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Souveränität und territoriale Integrität Armeniens gewahrt bleiben, während Aserbaidschan freien Zugang zu seiner Exklave erhält.

Für Paschinjan, der in seinem Land wegen seiner Karabach-Politik umstritten ist, bedeutet das Abkommen einen „bedeutenden Meilenstein“, der den Boden bereiten solle „für eine bessere Geschichte als die, die wir in der Vergangenheit hatten“. Mehr als 100.000 ethnische Armenier mussten nach der aserbaidschanischen Rückeroberung Berg-Karabachs im Jahr 2023 fliehen.

US-Präsident Donald Trump (M) schüttelt die Hände von Armeniens Ministerpräsident Paschinjan (r) und Aserbaidschans Präsident Aliyev während einer trilateralen Unterzeichnungszeremonie im State Dining Room des Weißen Hauses.
US-Präsident Donald Trump (M) schüttelt die Hände von Armeniens Ministerpräsident Paschinjan (r) und Aserbaidschans Präsident Aliyev während einer trilateralen Unterzeichnungszeremonie im State Dining Room des Weißen Hauses. © Mark Schiefelbein/dpa

Abkommen zwischen Aserbaidschan und Armenien durch Trump ist ein Rückschlag für Putin

Die Idee einer Verbindungsroute durch den Südkaukasus ist nicht neu. Aserbaidschan setzt sich seit Jahren für die Realisierung des sogenannten Sangesur-Korridors ein. Armenien befürchtete bisher, die Kontrolle über diese durch sein Territorium führende Route zu verlieren. Mit der amerikanischen Vermittlung soll nun ein konfliktfreier Handel ermöglicht werden.

Für Russland, das jahrzehntelang als Schutzmacht Armeniens fungierte, stellt das Abkommen einen diplomatischen Rückschlag dar. „Das ist ein schwerer Schlag gegen die russischen Interessen“, kommentierte der kremlnahe Politologe Sergej Markow. „Das ist ein großer Sieg der USA und persönlich von Trump.“ Auch für den Iran, dessen direkte Landverbindung zu Armenien durch den neuen Korridor unterbrochen würde, birgt die Vereinbarung strategische Nachteile.

„Trump Route“ durch Armenien: Konkrete Pläne schon in wenigen Tagen

Die Feindschaft zwischen dem christlich geprägten Armenien und dem überwiegend muslimischen Aserbaidschan reicht Jahrzehnte zurück. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1993 besetzte Armenien große Teile des Nachbarlandes, um die armenische Bevölkerung in Berg-Karabach zu schützen. Das ölreiche Aserbaidschan rüstete unter Aliyevs Führung kontinuierlich auf und verdrängte 2020 die armenischen Truppen, bevor es 2023 Berg-Karabach vollständig zurückeroberte.

Die ersten konkreten Verhandlungen zur Umsetzung der „Trump Route“ sollen bereits Mitte kommender Woche beginnen. Zudem plant Trump die Auflösung der bisher für die Konfliktlösung zuständigen Minsk-Gruppe der OSZE, die von Moskau, Washington und Paris geführt wurde. „Die Länder Armenien und Aserbaidschan verpflichten sich, alle Kämpfe für immer einzustellen“, erklärte der US-Präsident selbstbewusst und fügte scherzhaft hinzu: „Und wenn nicht, ruft mich an, dann werde ich das in Ordnung bringen.“ (spr/dpa)

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