Bewusstseinswandel am Supermarkt-Regal: Warum regionale Bio-Produkte ihren Preis wert sind

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Fürsprecher regionaler Produkte: (v.l.) Claus Hollinger, Edeka-Vorstandssprecher Südbayern, Stephan Stadler und Hans-Jürgen Honner vom Edeka in Unterföhring, Landwirt Ludwig Asam, Staatsministerin Michaela Kaniber, Adriane Schua, Vorsitzende des „Unser Land“-Dachvereins, Judith Schermann, Geschäftsführerin „Unser Land“ und Michael Leuckel, Vize-Vorsitzender „Unser-Land“-Dachverband. Sie nahmen am Regional-Dialog in Unterföhring teil. © Dieter Michalek

Lebensmittel werden immer teurer, insbesondere die in Bio-Qualität. Landwirte und Ministerin Kaniber haben nun in Unterföhring nochmals den Wert betont von regionalen Produkten.

Bio oder lieber billig? Steigende Lebensmittelpreise treiben Bio- und Regionalvermarkter in die Krise. Das Netzwerk „Unser Land“ hat zum Regional-Dialog im Edeka in Unterföhring gebeten. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sicherte Unterstützung zu, ließ aber auch erkennen, um die Nöte vieler Menschen zu wissen.

Je knapper das Geld, desto mehr treten Ideale in den Hintergrund. Sie könne es den Leuten nicht übelnehmen, in Zeiten der Inflation mehr auf den Geldbeutel zu schauen, sagte die Staatsministerin beim Rundgang durch den Unterföhringer Edeka-Markt Stadler + Honner und schob sogleich nach: „Aber wo wollen wir wirklich sparen?“

Das ist der Punkt und der Grund, weshalb „Unser Land“ zum Dialog bat. Dem in zwölf Landkreisen organisierten Netzwerk gehören zehn Solidargemeinschaften an – Vereine wie Dachauer und Brucker Land; außerdem Erzeuger aus Landwirtschaft und Handwerk sowie Vermarkter. Und überall knirscht es im Gebälk.

300 Bauern im „Unser Land“-Bündnis

Die anhaltende Inflation erschwert es den 300 „Unser Land“-Bauern, für nachhaltig erwirtschaftete Produkte faire Preise zu erzielen. Vermarkter und Logistiker kämpfen gegen Bürokratie und gesetzliche Reglementierungen. „Die Maut kostet uns pro Fuhrpark 5000 Euro“, erläuterte „Unser Land“-Geschäftsführerin Judith Schermann. Die zusätzlichen Kosten, auf die Produkte umgelegt, seien Verbraucher kaum bereit zu zahlen.

Die zehn von Stadler + Honner bayernweit betriebenen Edeka-Märkte zählen zu den wichtigsten Plattformen für regional vermarktete Bio-Produkte von „Unser Land“. „Wir waren die ersten mit geprüfter Qualität in Bayern“, erzählt Edeka-Süd-Vorstand Claus Hollinger. Es gibt Bio-Milch durch deren Kauf man nachhaltige Wasserwirtschaft unterstützt. Der von Imker Siegfried Steber produzierte Honig trägt dazu bei, dass Bienen eine Zukunft haben. Und die Eier vom Hof der Familie Asam aus Kissing bei Augsburg stammen nicht nur von garantiert glücklichen Hühnern. Das in der eigenen Mühle verarbeitete Soja ist Bestandteil einer regionalen Futterwirtschaft. Der komplette Kreislauf auf dem Asam-Hof ist nachhaltig aus Überzeugung. „Ich bin überzeugter Regionalist“, sagt Ludwig Asam (41).

Oranger Dotter, kräftiges Weiß - so muss ein Ei ausschauen.
Oranger Dotter, kräftiges Weiß - so, wie das von Landwirt Ludwig Asam, muss ein Ei ausschauen. © Dieter Michalek

Trotzdem; am Ende bleibt es dabei: Dass Bio kostet, spielt für immer mehr Verbraucher eine Rolle. „Die zwei Jahre seit Corona waren schwer“, bekennt Edeka-Süd-Sprecher Hollinger. Die Inflation heizt die Krise an. Zu vermitteln, dass regionale Produkte höhere Preise verlangen, sei da nicht leicht.

Auf der anderen Seite meint Hollinger, endlich einen Zeitenwandel zu spüren. Der Kunde würde wieder mehr Wert auf Regionalität legen. Über den Regional-Dialog mit „Unser Land“ hofft Hollinger, den Edeka-Markt auf die Wende vorzubereiten. Das Netzwerk „Unser Land“ wüsste gern sämtliche Beteiligte mit am Tisch, vom Bauern bis zum Vermarkter.

Wem die Heimat wichtig ist, greift zu Bio-Regional㈠Produkten.

„Ich weiß, dass Sie es nicht einfach haben“, versicherte Landwirtschaftsministerin Kaniber. Sie versprach, über CO₂-Preis und Maut reden zu wollen. „Aber nicht mit dem Vorschlaghammer!“ Kaniber geht es um einen Bewusstseinswandel: Über Nachhaltigkeit reden, aber billig einkaufen – das könne nicht funktionieren. „Wem die Heimat wichtig ist, greift zu Bio-Regional-Produkten.“

Man müsse sich die Frage stellen, ob man sich das Leben in Bayern noch leisten könne, hatte Kaniber an anderer Stelle gesagt. Die Antwort betrifft so viele Menschen. Familien, Alleinerziehende, Geringverdiener und eben Landwirte wie Ludwig Asam aus Kissingen bei Augsburg. Ohne die Garantie, fairer Preise vermag der 41-Jährige weder den Hof zu halten noch seine drei Kinder zu ernähren. „Wertigkeit hat ihren Preis“, ergänzt „Unser Land“-Geschäftsführerin Schermann. Immerhin, sein Ältester will den Hof übernehmen. „Nachhaltigkeit fängt an, wo die Nachfolge gesichert ist“, resümiert Asam.

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