Stadt unterstützt Integrationsprojekt - Begegnungscafé in Schongau geplant
Die Stadt Schongau unterstützt das Integrationsprojekt T.O.P. und finanziert für ein Jahr die Miete mit. Auch ein Begegnungscafé soll eröffnet werden.
Schongau – Bereits in der Sitzung Ende Februar hatten Ingeborg Bias-Putzier (Asyl im Oberland) und Adel Youkhanna (Caritas-Flüchtlings- und Integrationsberatung) dem Stadtrat das Projekt T.O.P. vorgestellt. Im Namen verstecken sich die Begriffe Teilhabe, Orientierung und Perspektiven. Genau das möchte man Menschen, die aus ihrem Heimatland fliehen mussten und neu in der Region angekommen sind, bieten, und zwar ohne größere bürokratische Hürden.
Wie soll das funktionieren? In der Anlaufstelle können sich Geflüchtete informieren, an wen man sich wenden muss, um einen Kindergartenplatz zu bekommen, wie man eine Bankkarte beantragt oder bei welchem Arzt man sich behandeln lassen kann. Das Konzept, das in Weilheim schon seit dem vergangenen Sommer sehr erfolgreich angelaufen ist, sieht vor, dass die Erstinformationen für die Geflüchteten von bereits gut integrierten Landsleuten kommen, was eine Win-win-Situation schaffe: Die Verständigung ist direkter und entlastet Beratungsstellen und andere Ehrenamtliche. Gleichzeitig ist es auch eine Anerkennung für diese „Kulturdolmetscher“, die für ihren Aufwand auch entlohnt werden.
Beratungsräume inklusive Begegnungscafé können am Leonhard-Zill-Platz einziehen
Die Suche nach einem optimalen Platz für T.O.P. in Schongau war erfolgreich. Die Beratungsräume inklusive eines Begegnungscafés können am Leonhard-Zill-Platz einziehen in ein Gebäude der Heiliggeist-Spitalstiftung. Bis eben war dort an der Karmeliterstraße das „Institut für Tiere im Einsatz“ untergebracht, vormals wurde es von der Heimerer-Schule genutzt. Die Räume im Erdgeschoss sind barrierefrei, Sanitärräume und Teeküche ebenerdig. Auch der Platz rund um den Brunnen könne mit eingebunden werden für gemeinsame Feste und Treffen. Darüberhinaus gibt es Räume im ersten und im zweiten Stock, die AWO ist in unmittelbarer Nähe.
Grundsätzlich hatte der Stadtrat in der Februar-Sitzung bereits seine Unterstützung zugesichert, nun ging es um konkrete Zahlen: Beantragt war ein Mietzuschuss in Höhe von 700 Euro monatlich, vorerst für die Dauer von einem Jahr. Der Antrag entspreche nicht der Förderrichtlinie, erläuterte Geschäftsleiterin Bettina Schade. „Das heißt ja aber nicht, dass man das nicht beschließen kann.“
Diskussion im Stadtrat
Esra Böse (Grüne) warb bei den Stadtratskollegen noch einmal eindringlich für das Projekt. „Im Namen der Sozialreferenten haben wir das sehr engmaschig begleitet.“ Auch der Helferkreis stehe sehr dahinter, der sich selbst schon sehr lange ein Begegnungscafé wünsche. „Der interkulturelle Austausch würde sich sehr positiv auswirken auf das gesellschaftliche Zusammenleben“, ist die Sozialreferentin überzeugt.
„Ich habe ein kleines Problem mit der Zuständigkeit der Stadt“, meldete sich Hans Rehbehn (CSU) zu Wort. Außerdem wollte er wissen, was nach einem Jahr passiere und wünschte sich einen Zwischenbericht nach einem halben Jahr. Und er hinterfragte, „ob auch deutsche Bürger hingehen können, die Probleme haben“.
Bürgermeister Falk Sluyterman erläuterte noch einmal, dass es ein Angebot sei für Menschen mit Flüchtlingshintergrund, die gerade neu in Schongau angekommen seien. Gregor Schuppe (ALS), der zweite Sozialreferent im Team des Stadtrats, störte sich an der Formulierung Rehbehns. „Die Frage, ob das auch ein Angebot für Deutsche ist, hat jetzt ein Gschmäckle“, rügte er den CSU-Stadtrat. Der Beratungsbedarf für Senioren habe nichts mit diesem Angebot zu tun, „Sie spielen das gegeneinander aus“. Auch Bettina Buresch (Grüne) fand den Einwurf des CSU-Stadtrats unpassend.
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Integration fördern und Altstadt beleben
Rehbehn wehrte sich: „Ich finde es unmöglich, mich da in irgendeine Ecke zu stellen.“ Schuppe konkretisierte noch einmal: „Man nimmt keinem Deutschen etwas weg, sondern bietet dem Geflüchteten etwas an, was Richtung Integration geht.“ Zudem seien die Kulturvermittler auch eine Entlastung für die Ehrenamtlichen, betonte Ilona Böse (SPD). Schongaus Geschäftsleiterin ergänzte, dass die Stadt nicht der alleinige Geldgeber sei, die Diakonie lege ordentlich was darauf. „Dieses Projekt muss sich entwickeln.“
So argumentierte auch Sluyterman. Das Beratungsangebot fördere die Integration und sei eine Belebung der Altstadt. Der Stadtrat werde in einem Jahr erneut darüber entscheiden, „eine Evaluierung nach einem halben Jahr halte ich für sinnvoll“.
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