Inflationswelle naht - mit diesen 6 ETFs sichern sich Anleger jetzt ab

Die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag in Jackson Hole dauerte gerade einmal 24 Minuten – und könnte ein historischer Wendepunkt gewesen sein. Mit seiner Andeutung einer möglichen Zinssenkung löste Powell ein Kursfeuerwerk aus. Wichtiger war aber eine Botschaft zwischen den Zeilen: Die Unabhängigkeit der wichtigsten Notenbank der Welt ist in Gefahr. Powell und sein Fed-Komitee hatten über Monate dem öffentlichen Druck von Donald Trump standgehalten, der schon lange sinkende Zinsen fordert. Doch erst jetzt, wo die Inflationsrate sich stabilisiert und sich die Arbeitsmarktdaten eintrüben, ist die Fed dazu bereit. Powell betonte in seiner Rede mehrfach, dass die US-Notenbank unabhängig und streng datenorientiert agiere. Und dass man bereit sei, den sanften Kurs wieder zu ändern, sobald die Inflation wieder steige. Soll heißen: Die Inflationsgefahren durch Trumps Zölle sind aus Sicht der Fed noch nicht gebannt.

Es war Powells letzte Rede in Jackson Hole, nächstes Jahr läuft seine Amtszeit ab. Der Nachfolger, den Donald Trump aussuchen darf, wird vermutlich weniger standhaft gegenüber dem Präsidenten sein. Denn Trump macht keinen Hehl daraus, dass er die Notenbank künftig direkt dem Weißen Haus unterstellen möchte. Sogar eine Eingliederung ins US-Finanzministerium wird diskutiert. Und das hätte für Anleger ernste Konsequenzen - auch in Europa.

Nixon griff schon einmal nach der Fed

Schon bei ihrer Gründung 1913 war die Fed dem Finanzministerium unterstellt. Im Zweiten Weltkrieg verpflichtete sie sich sogar, Staatsanleihen zu festen Zinsen zu finanzieren. Dass aber ein US-Präsident direkt Einfluss auf Geldentscheidungen nahm, kam erstmals 1972 unter Richard Nixon vor. Er drängte die Zentralbank zu einer lockereren Geldpolitik –  die Folge war eine ausufernde Inflation mit zweistelligen Zuwachsraten. Erst Paul Volcker gelang es ab 1979, die Fed wieder unabhängig von der Politk zu machen und Inflation wieder eindämmen. Allerdings ging das nur mit zum Teil drastischen Maßnahmen und sehr kräftigen Zinserhöhungen –  womit Volkcer de facto die Wirtschaft abwürgte.

Unter Trump drohe nun ein Rückfall in alte Zeiten, warnt die Zeitung „Die Welt“: Statt geldpolitischer Disziplin stünde nun in den USA wieder fiskalische Dominanz im Vordergrund. Das bedeutet: mehr Schulden, mehr Nachfrage, weniger Kontrolle.

Warum der Geldwertverlust droht

Das Problem daran: Politischer Einfluss auf Notenbanken führt in der Regel dazu, dass kurzfristige Wachstumsinteressen der Regierung über langfristige Stabilität gestellt werden. Wenn die Regierung die Fed faktisch anweisen kann, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, würde das den Staat in die Lage versetzen, sich immer stärker und immer billiger zu verschulden. Der Effekt: Geldmenge und Verschuldung steigen rasant, ohne dass diesen reale Gegenwerte in Form von Produktivität oder Wachstum gegenüberstehen. Dies beschleunigt die Inflation – also den schleichenden Kaufkraftverlust. 

Gelingt es Trump wirklich, die Fed wieder direkt dem Weißen Haus zu unterstellen, droht ein ähnliches Szenario: Die Inflation würde nicht mehr als Risiko gesehen und bekämpft, sondern sie würde ein „gewolltes Instrument“, um Staatsschulden real zu entwerten. Ein Kreislauf entsteht: mehr Staatsausgaben, mehr Schulden, mehr Gelddrucken – und ein rapide sinkender Wert des US-Dollars. 

Da der Dollar nach wie vor die Leitwährung der Welt ist, hätte das globale Konsequenzen. Würden die USA dauerhaft auf eine Niedrigzinspolitik einschwenken, könnte sich selbst die Europäische Zentralbank diesem Druck nicht ganz entziehen. Denn niedrige Zinsen schwächen den Dollar im Verhältnis zum Euro, was die exportabhängige Industrie hierzulande belasten würde. Dadurch könnte die EZB gezwungen sein, selbst die Zinsen herabzusetzen, um den Euro nicht zu stark aufwerten zu lassen

Für Privatanleger bedeutet das: Wenn die Zinsen sinken, die Staatsschulden steigen und mehr Geld gedruckt wird, sinkt das Vertrauen in die Stabilität von Anleihen und Sparguthaben, weil deren Realwert durch die Inflation schrumpft. Wer sein Geld ungeschützt in solchen Papieren liegen hat, riskiert spürbare Kaufkraftverluste – im täglichen Leben beim Einkauf, beim Tanken und Heizen oder im Urlaub. Anleger, denen es gelingt, höhere Löhne durchzusetzen und damit die Kaufkraftverluste für sie abzufedern, stehen dabei besser da als jene, die zu einem großen Teil von ihrem ersparten Vermögen abhängen; etwa weil sie jahrelang selbständig waren und, statt eine Rente zu beziehen, von ihren Ersparnissen leben müssen.

Die Folgen für Anleger

Für den Vermögensaufbau langfristiger Investoren bedeutet das Dauer-Inflationsszenario eine tektonische Verschiebung. Die klassische 60/40-Strategie – 60 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen –, mit der bislang viele Anleger für das Alter vorsorgen, um Chancen und Risiken auszubalancieren, verliert ihre Gültigkeit. Denn Anleihen drohen massiv an Wert einzubüßen, sollte die Inflation außer Kontrolle geraten.

Würden Zentralbanken in so einem Fall – politisch gewollt – gleichzeitig die Zinsen künstlich  niedrig halten, entstünde ein Szenario der finanziellen Repression, in dem Sparer die Rechnung zahlen, indem ihre Erträge nicht mehr die Inflationsrate ausgleichen und somit die Kaufkraft ihres Vermögens schrumpft. Sachwerte dagegen, also auch Aktien, würden an Wert gewinnen. Lediglich inflationsgesicherte Anleihen könnten in diesem Szenario noch mithalten, weil ihr Coupon mit der Inflationsrate steigt und so den drohenden Kaufkraftverlust aufwiegt.

Experten raten deshalb dazu, die Gewichtung im Depot nun um umzustellen. Der Aktienanteil darf auf 75 Prozent steigen, sofern vor allem Dividendenaktien und Blue Chips gewählt werden. 15 Prozent fließen in andere Sachwerte wie Gold oder sogar Kryptowährungen. Und zehn Prozent landen als Sicherheitspuffer auf dem Tagesgeldkonto oder in Geldmarktfonds. Ziel ist es, die reale Renditen zu sichern, also Erträge, die auch nach Inflation Bestand haben.

6 ETFs für die neue Börsen-Ära

Um Privatanlegern dafür eine Orientierung zu geben, haben Autoren der „Welt“ fünf ETFs als Basis-Bausteine definiert. FOCUS online hat diese durch einen weiteren Baustein, einen europäischen Geldmarktfonds, ergänzt:

  1. Vanguard FTSE All-World ETF (WKN: A1JX52) – Mit über 4.000 Aktien aus Industrie- und Schwellenländern biete dieser ETF eine breite und günstige globale Abdeckung.
  2. SPDR MSCI ACWI IMI ETF (WKN: A1JJTD) – Als Alternative zum Vanguard ETF können Anleger auch den MSCI World All Country Index nehmen, der eine ähnliche breite, globale Diversifikation bietet.
  3. Amundi Stoxx Europe 600 ETF (WKN: LYX0Q0) – Weil die beiden erstgenannten ETFs einen hohen Anteil an US-Aktien haben, sollten Anleger Europa durch Zugabe dieses ETFs gezielt höher gewichten.
  4. Euwax Gold II (WKN: EWG2LD ) – Wer keine physischen Goldbarren kaufen und zu Hause im Tresor lagern will, erhält durch diesen Fonds (ähnlich wie den Xetra Gold der Deutschen Börse), einfachen Zugang zum Goldmarkt. Der Kurs ist direkt an den Euro-Goldpreis für 100 Gramm gekoppelt.
  5. 21Shares Crypto Basket Index ETP (WKN: A2TT3D) – Dieser ETP, der in Deutschland als Zertifikat gilt, investiert in die fünf größten Kryptowährungen (Bitcoin, Ether, Ripple, Binance, Solana) und wird monatlich neu gewichtet.
  6. Xtrackers II Overnight Rate Swap ETF (DBX0AN) – Mit diesem Geldmarkt-ETF erhalten Anleger immer die Verzinsung des Euro Short-Term Rate Zinssatzes (€STR) zuzüglich 8,5 Basispunkten (=0,085 Prozent.) Der Referenzzinssatz €STR bildet ab, zu welchen Konditionen sich Banken innerhalb der EU über Nacht Geld leihen. Deshalb liegt der Wert in der Regel immer über den Tagesgeldzinsen. Der ETF bildet die Wertentwicklung synthetisch durch Swaps (Finanz-Tauschgeschäfte) nach, die von der Deutschen Bank garantiert werden. Insofern gibt es hier ein Emittentenrisiko.

Fazit

Jerome Powells subtile Abschiedsrede in Jackson Hole markiert möglicherweise das Ende der Ära unabhängiger Notenbanken. Für Anleger heißt das: umdenken. Aktienanteil rauf, Anleihen runter – und Sachwerte wie Gold und Kryptos nicht vergessen. Mit den sechs genannten ETFs können Sparer ihr Depot robust für die Zukunft aufstellen. Wer diese Schritte ignoriert, riskiert, dass steigende Inflation und eine zunehmend politisierte Geldpolitik seine Kaufkraft massiv aushöhlen.