Expertin gibt Paaren wichtige Tipps: „Nörgeln ist auf Dauer ein Liebeskiller“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

Kommentare

Zeit zu zweit: Ein romantisches Dinner kann – auch unabhängig vom Valentinstag – helfen, Romantik aufblühen zu lassen. Besonders wichtig ist das bei Langzeitbeziehungen, wo diese gerne mal vergessen wird. © Panthermedia / imago

Zeit-zu-zweit-Kursleiterin Alexandra Mühlhuber spricht im Interview über Langzeitbeziehungen und erklärt, wieso Romantik so wichtig sein kann – nicht nur für Frischverliebte.

Freising – Valentinstag, der Tag der Liebenden. So heißt es immer. Alexandra Mühlhuber findet: Der Tag ist für alle da, die man lieb hat. Die Freisingerin, die mit weiteren Paaren den Ehe-Kurs sowie den Zeit-zu-zweit-Workshop der Freisinger Stadtkirche leitet, findet aber dennoch: Die Romantik, die so ein klassisches Valentinstags-Date mit sich bringen kann, schadet keiner Beziehung. Im Gespräch mit dem FT verrät sie die Stolperfallen von Langzeitbeziehungen, wie man sie umgehen kann – und außerdem, warum Romantik auch in einer langjährigen Ehe nicht zu kurz kommen darf.

Die Liebe zu finden, ist schon eine Herausforderung, die Liebe zu halten, aber auch. Frau Mühlhuber, was sind Ihrer Meinung nach die größten Stolperfallen in Langzeitbeziehungen?

Der Alltag frisst oft die Romantik. Die Arbeit, die Kinder, die vielen Termine, das alles saugt Energie, und oft bleibt dann für den Partner zu wenig davon übrig. Und wir leben in einer Zeit mit vielen Energiesaugern. Man bewegt sich viel im digitalen Raum. Man sitzt auch in der Freizeit am PC und am Handy, da wird es schwieriger, eine analoge Face-to-Face-Beziehung zu führen. Ein weiterer großer Faktor ist das Nörgeln. Wir alle neigen dazu, unsere Liebsten, gerade den Partner, für kleine Dinge zu kritisieren, was er nicht oder nur schlecht gemacht hat. Warum hat er das Kind zu spät abgesetzt, warum den Müll nicht rausgebracht, warum die Socken im Bad liegen gelassen? Ich denke, dass das Nörgeln auf Dauer ein absoluter Liebeskiller ist. 

Was sind also Ihre Tipps, um da gegenzusteuern?

Es hilft tatsächlich, wenn man feste Paarzeiten ausmacht. Man macht gemeinsam einen festen Termin aus, zum Beispiel einmal in der Woche, zu dem beide gut Zeit haben. Das kann ein Paarabend mit einem Abendessen sein oder auch einfach ein halbstündiges Gespräch daheim, also ein Termin, den man regelmäßig einhält und an dem man sich bewusst Zeit für den anderen und als Paar nimmt.

Und ein Tipp gegen das Nörgeln? Das kann der eine oder andere sicher nicht von heute auf morgen abstellen.

Das stimmt, vielen fällt es schwer, nicht zu nörgeln, manche können es nicht sein lassen. Diese kleinen Dinge zu sehen und genervt davon zu sein, ist auch ganz normal. Manchmal hilft aber schon weniger nörgeln oder mit weniger Worten zu nörgeln sowie auch mal Lob und Anerkennung zu schenken. Oder sich einmal zusammenzusetzen und zu besprechen, was einen wirklich nervt, was einem beim Nörgeln durch den Kopf geht. Aber auch der andere, der kritisiert wird, sollte mitteilen, wie es ihm dabei geht. Insgesamt hilft es, großzügiger gegenüber dem Partner zu werden, also über diese kleinen Marotten hinwegzusehen. So wie am Anfang der Beziehung, als man nur das Gute gesehen hat. Man kann sich zurückbesinnen und wieder erkennen, dass es der Partner ist, mit dem man zusammen sein will. Und dass der Biomüll und die Socken gar nicht so wichtig sind.

Aber alles nur durch die rosarote Brille zu sehen und nichts Negatives anzusprechen, ist sicher auch nicht gesund.

Das ist richtig. Neben der Zeit füreinander ist die Kommunikation das Allerwichtigste, also dass man miteinander spricht. Es gibt ja nicht nur Kleinigkeiten, die zum Nörgeln verleiten, sondern auch größere Probleme, die Partnerschaften behindern können. Da geht es dann nicht mehr um Socken, sondern um ganz andere Sachen. Da hilft es, miteinander über das Problem und die Gefühle zu reden, aufeinander zu hören und sich gegenseitig ernst zu nehmen. Probleme unter den Tisch zu kehren, das ist das Allerschlechteste.

Zusammen mit zwei anderen Paaren geben Sie und Ihr Mann regelmäßig Zeit-zu-zweit-Kurse (siehe Kasten). Wie können diese Abende vielleicht helfen?

Das Feedback der Teilnehmer ist oft, dass allein diese regelmäßigen Treffen und das halbstündige Gespräch über bestimmte Themen guttun. Dabei geben wir auch Themen vor, über die man im Alltag nicht so wirklich redet, beispielsweise ‚Vergebung‘ oder ‚Stolpersteine aufgrund unserer Herkunftsfamilien‘.  Zuletzt haben wir über ein Buch gesprochen mit dem Titel „Die fünf Sprachen der Liebe“.

Und was sind in diesem Fall die fünf Sprachen der Liebe?

Das sind Zärtlichkeiten, Geschenke, Hilfsbereitschaft, Zeit zu zweit und liebevolle Worte. Es heißt, dass jeder eine – oder mehrere – Sprachen der Liebe spricht und wiederum benötigt, um sich geliebt zu fühlen. Ich persönlich liebe Geschenke und fühle mich dadurch wertgeschätzt. Meinem Mann dagegen sind Geschenke ziemlich egal, er freut sich eher über anerkennende Worte. Deshalb ist es wichtig, dass Paare sich austauschen und jeder herausfindet, was man selbst für eine Sprache der Liebe spricht und mit welcher sich der andere geliebt fühlt. Das kann beim Partner ganz anders sein als bei einem selbst. Wenn man sich geliebt fühlt, dann stärkt das die emotionale Verbundenheit. Und die stärkt wiederum die Romantik.

Wie bekommt man frische Romantik in eine Langzeitbeziehung?

Romantik ist in einer Beziehung sehr wichtig. Natürlich ist bei Langzeitbeziehungen das Herzklopfen nicht mehr so wie am Anfang. Doch auch hier helfen die Auszeiten zu zweit. Sind die Kinder schon größer, kann man mal für ein Wochenende wegfahren, aber es kann auch eine Verabredung im Café sein, gemeinsam kochen, Essen im Kerzenschein, ein Picknick. Wichtig ist, dass man diese kitschigen Sachen, die man am Anfang oft gemacht hat, wieder macht und nicht denkt, dass man mit 50 zu alt fürs Händchenhalten ist. Außerdem ist es wichtig, seinen Partner immer wieder neu kennenzulernen. Man kann auch nach 20 Jahren noch neue Facetten entdecken.

Haben Sie sonst noch Tipps an Liebende?

Es ist sehr schön, wenn man mit dem Partner etwas gemeinsam findet, für das man sich engagieren und der Gesellschaft etwas zurückgeben kann. Bei mir und meinem Mann ist das der Glaube und die Kirchengemeinde. Es ist eine großartige Sache, die verbindet, etwas weitergeben zu können, das auf gemeinsamen Werten beruht. Das kann Engagement in der Politik, im Sportverein oder einer sozialen Einrichtung sein.

Jetzt haben wir viel über Paare gesprochen, aber haben Sie auch Tipps für einen Valentinstag allein?

Single sein ist nicht schlechter als Paar sein, es ist ein anderes Lebensmodell. Man kann an dem Tag auch was mit Freunden machen oder für sich selbst einen schönen Tag gestalten. An dem Tag geht es meiner Meinung nach nicht nur um den Partner, sondern allgemein um Menschen, die einem wichtig sind. Man kann sich selbst Blumen gönnen oder mit Freunden einen Film schauen.

Termine für Paare

Gottesdienst für Paare: Die evangelische und katholische Gemeinde in Freising laden am Valentinstag, am 14. Februar, um 17 Uhr in die Kirche St. Georg zum ökumenischen Gottesdienst für Paare mit Segen und einem anschließenden Umtrunk ein. Alle Paare sind willkommen.

Zeit-zu-zweit-Kurs: Impulse, Zeit für Gespräche zu zweit und die Möglichkeit zum Austausch in lockerer Atmosphäre bietet der Workshop „Zeit zu zweit“ der Katholischen Stadtkirche Freising im Pfarrheim St. Georg. Am Freitag, 21. Februar, findet der nächste Termin statt. Der Kurs hat heuer insgesamt noch vier Termine (bis Juni) und startet jeweils ab 19.30 Uhr. Anmeldung unter Tel. 01 74/9 57 32 69 oder per E-Mail an kirschners@weihenstephan.org jeweils eine Woche vor dem Termin.

Auch interessant

Kommentare