„Alle Zionisten auslöschen“: Iranischer General droht Israel
Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu. Täglich sterben Dutzende Menschen. Auch die seit Jahrzehnten stationierten UN-Blauhelmsoldaten geraten vermehrt unter Beschuss.
Beirut/Teheran/Tel Aviv - Der Ton wird immer rauer, die Lage immer ernster: Ein General der iranischen Revolutionsgarde sprach jetzt auf einer Trauerfeier in Teheran davon, alle Zionisten „auszulöschen“. Zur Erklärung: Iranische Beamte bezeichnen Israelis regelmäßig als „Zionisten“.
General Ali Fadavi, der stellvertretende Oberbefehlshaber der Garde, äußerte diese Drohung, während das iranische Regime auf die angekündigte Vergeltung Israels, für den Angriff vom 1. Oktober wartet. „Dieses Land ist klein. Es ist nicht einmal so groß wie eine der kleinen Provinzen Irans“, sagte Fadavi bei der Beerdigung eines Generals, der zusammen mit dem Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah getötet wurde. „Wenn wir wollen, können wir alle Zionisten vernichten.“
Auslöser des Konflikts: Iran greift Israel Anfang Oktober mit 200 Raketen an
Der Iran hatte Israel am 1. Oktober mit fast 200 Raketen angegriffen, zehn Millionen Menschen mussten in Schutzräume flüchten. Vier Tage zuvor hatte die israelische Armee bei einem gezielten Luftangriff in Beirut den Chef der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon, Nasrallah, getötet. Zuvor waren bereits weitere hochrangige Kommandeure der Hisbollah-Führungsspitze bei Luftangriffen getötet worden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach dem iranischen Angriff Vergeltung angekündigt. Seither laufen internationale Bemühungen, um eine weitere Eskalation in der Region zu verhindern. US-Präsident Joe Biden äußerte die Befürchtung, dass ein israelischer Angriff auf die iranischen Atom- oder Ölanlagen einen umfassenden Krieg im Nahen Osten auslösen könnte. Vor allem die womöglich steigenden Energiepreise im Falle eines israelischen Angriffs lösen kurz vor der US-Präsidentschaftswahl in Washington Besorgnis aus.
Seit über einem Jahr Raketenangriffe: Hisbollah kämpft weiter gegen Israel
Derweil setzte die pro-iranische Hisbollah-Miliz am Dienstag (15. Oktober) ihre bereits seit mehr als einem Jahr andauernden Raketenangriffe auf Israel fort. Neben Raketen auf israelische Streitkräfte im Norden Israels und auf die nordisraelische Stadt Kirjat Schmona habe sie „eine große Raketensalve“ auf die Küstenmetropole Haifa abgefeuert, erklärt die Schiitenmiliz. In einem libanesischen Grenzdorf hätten sich zudem Hisbollah-Kämpfer Gefechte mit israelischen Soldaten geliefert.
Die Hisbollah gehört zur gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“ unter der Führung des Iran. Nach dem Großangriff der mit ihr verbündeten islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 eröffnete die Hisbollah mit ständigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel.
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Die israelische Armee ging nach dem Hamas-Angriff massiv gegen die Terrororganisation im Gazastreifen vor. Seit September richten sich ihre Einsätze jedoch verstärkt gegen die Hisbollah im Libanon. Während sie dabei zunächst deren Hochburgen im Süden des Landes sowie in südlichen Vororten von Beirut ins Visier nahm, griff die israelische Armee zuletzt auch Ziele im Zentrum der Hauptstadt sowie im Norden und Osten des Landes an.
Mehrere israelische Luftangriffe hätten am Dienstag das östliche Bekaa-Tal getroffen, berichtete die offizielle libanesische Nachrichtenagentur ANI. Ein Krankenhaus in der Stadt Baalbek musste demnach seinen Betrieb aussetzen. Auch Dörfer im Süden des Libanons seien angegriffen worden.
Nahostkonflikt sorgt international für Wirbel: Blauhelmsoldaten sollen Frieden vor Ort sichern
Der Konflikt in Nahost sorgt auch international für immer mehr Wirbel. Denn auch UN-Friedenssoldaten sind im Libanon stationiert. Bereits seit 1978 sind Unifil-Blauhelmsoldaten vor Ort, um sich für einen Frieden zwischen dem Libanon und Israel einzusetzen. Die Mission ist eine der ältesten friedenserhaltenden UN-Einsätze. Die Truppe mit mehr als 10.000 beteiligten UN-Soldaten ist bewaffnet, kann ihre Waffen im Wesentlichen aber nur zur Selbstverteidigung einsetzen.

Israel hat die Blauhelmsoldaten bereits mehrfach zum Abzug aufgefordert. Dennoch wollen die Soldaten der UN-Beobachtermission im Libanon (Unifil) ihre Arbeit vorerst fortsetzen. „Es wurde die Entscheidung gefällt, dass Unifil derzeit alle ihre Stellungen hält, obwohl sie von den israelischen Streitkräften zum Abzug aus ihren Positionen nahe der Grenze aufgefordert wurde“, sagte Chef der UN-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix.
UN-Sicherheitsrat kritisiert Angriffe auf Blauhelmsoldaten im Libanon
Bei den Kämpfen zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah waren die Blauhelme in den vergangenen Tagen mehrmals unter Feuer geraten, mindestens vier Soldaten wurden dabei verletzt. Der Weltsicherheitsrat zeigt sich besorgt über die Sicherheit der dort stationierten Blauhelmsoldaten. „Wir rufen alle Parteien dazu auf, die Sicherheit des Personals und der Einrichtungen von Unifil zu respektieren“, sagte die Schweizer UN-Botschafterin Pascale Baeriswyl als amtierende Präsidentin des Sicherheitsrats im Namen aller 15 Mitglieder.
„Wir erinnern daran, dass UN-Friedenssoldaten und UN-Liegenschaften niemals Ziel von Angriffen werden dürfen.“ Angesichts der Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah äußerte der UN-Sicherheitsrat auch seine Besorgnis über zivile Opfer, die Zerstörung der Infrastruktur und die steigende Zahl an Binnenflüchtlingen. „Wir rufen alle Parteien dazu auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten“, sagte Sicherheitsratspräsidentin Baeriswyl (bg/dpa).