Die Verwandlung des Rudelzhausener Rathauschefs zum schlanken „Sir“
Der Gesundheit wegen hat Rudelzhausens Bürgermeister Michael Krumbucher mehr als 100 Kilo abgenommen. Seinen Spitznamen darf er trotzdem behalten.
Rudelzhausen – „Beste Zeit? Unsere! Beste Gegend? Unsere!“ Dieser Dialog zwischen Sepp und Tango, gespielt von Elmar Wepper und Bruno Jonas, hat sich eingebrannt in das Gedächtnis einer ganzen Generation – wie übrigens unzählige Zitate aus der Fernsehserie „Irgendwie und Sowieso“ von Franz X. Bogner. Diese Serie rund um die wilden 1968er Jahre hat aber nicht nur zahlreiche Fans bis heute, sondern hat damals auch ein ganz besonderes Lebensgefühl von jungen Menschen auf dem Land formuliert. Davon inspiriert wurde auch Michael Krumbucher, Bürgermeister von Rudelzhausen, der nach der Erstausstrahlung der BR-Serie von seinen Freunden schnell den Spitznamen „Sir“ verpasst bekam, sozusagen als Hommage an Ottfried Fischer, der in der Serie den „Sir Quickly“ spielt.
„Da war ich 15 oder so, als es mit dem furt´geh losging“, erinnert sich Krumbucher auf dem elterlichen Hof in Hemmersdorf bei Tegernbach – nach Oberhaindlfing ins „Geltls“ oder nach Seysdorf ins „Tiffany“. Zur gleichen Zeit lief im BR zum ersten Mal die Bogner-Serie, die sofort zu einem Kult avancierte. Erzählt wird dabei in zwölf Episoden die Aufbruchsstimmung der 1968er Jahre auf dem bayerischen Land anhand von Charakteren, die bis heute nicht mehr aus dem bayerischen Serienkosmos wegzudenken sind. Und weil Krumbucher gewichtstechnisch mit Ottfried Fischer damals leicht mithalten konnte, bekam er fast über Nacht den Spitznamen „Sir“ verpasst – unter dem ihn bis heute die Leute kennen. „Jetzt sagen´s halt manchmal auch Herr Bürgermeister zu mir“, erzählt Krumbucher und schmunzelt.

„In meiner besten Zeit hab ich 248 Kilo gewogen“, sagt Krumbucher und erinnert sich auch daran, dass er schon als Kind „kernig“ gewesen sei. In der Landwirtschaft habe es immer gut und viel zu essen gegeben, irgendwann habe er halt dann dieses Gewicht erreicht gehabt. „Ich hab dann schon mal 20 oder 30 Kilo abgenommen, aber dann war auch Schluss“, berichtet er. Was er aber auch anmerkt: „Ich bin ja zu meinem Gewicht gestanden, auch im öffentlichen Leben als Bürgermeister.“
Doch gesundheitlich gab es immer mehr Beschwerden, vor allem im „Bewegungsapparat“, wie es Krumbucher formuliert. „Mit meinem Kreuz wär es nicht mehr so weitergegangen.“ Doch Diäten halfen nichts mehr, als Lösung wurde dann eine Operation angedacht. „Ich hatte ja einen BMI von 68 oder sowas“, berichtet der Sir von Rudelzhausen. Vor zwei Jahren unterzog er sich dann einer Magenverkleinerung im Krankenhaus Mainburg, die sein Leben auf den Kopf stellte. Nach einem Jahr hatte er 100 Kilo abgenommen, aktuell wiegt Krumbucher 108 Kilogramm.
In meiner besten Zeit habe ich 248 Kilo gewogen.
„Heute kann ich neben einem sitzen, der einen ganzen Schweinsbraten isst, das macht mir gar nicht aus“, erklärt er schmunzelnd und beschreibt auch, was bei ihm auf der Speisekarte steht. „In der Früh esse ich beispielsweise einen Toast, Mittag einen Salat und abends halt so was wie eine Gemüsepfanne.“ Neben weniger Schmerzen im Rücken hat sich der Blutdruck normalisiert, er schnarcht auch nicht mehr, und geschwitzt wird nur noch bei anstrengender Arbeit.
Die Leute, die ihn gut kennen, nennen ihn aber trotzdem weiterhin Sir, das ist ihm einfach geblieben. Als jüngst die Serie wieder im BR ausgestrahlt wurde, hat Krumbucher freilich auch eingeschaltet. Mr. Tambourine Man hört er immer noch gern. Der Song, und das wissen freilich Fans, ist der wichtigste für den Seriencharakter Sir Quickly. Dabei ist die Lieblingsfigur des Rudelzhausener Rathauschefs überraschenderweise eigentlich gar nicht der Sir Quickly, sondern Martin Binser, Unternehmer und Großgrundbesitzer. Seine Begründung: „Das hat mir gefallen, der hat alles geregelt und war eigentlich der wirkliche Bürgermeister.“ So wie er.
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Krumbucher hätte gern selbst in den 1968ern seine Jugend verbracht, weil halt zu dieser Zeit scheinbar alles viel einfacher gewesen war. Trotzdem: Bürgermeister von Rudelzhausen ist er schon auch gern, und zwar mit Leib und Seele. Was ihm besonders dabei gefällt: „Wir brauchen hier keine Mordsbürokratie, man redet halt miteinander. Der Zusammenhalt auf dem Land ist einfach besser.“
Heute kann ich neben einem sitzen, der einen ganzen Schweinsbraten isst, das macht mir gar nicht aus.
Das könnte auch ein Zitat aus der Serie „Irgendwie und Sowieso“ sein. Von der hängt in der Scheune der Krumbuchers noch ein großes Plakat – mit einem radelnden schwergewichtigen „Sir“. „Jetzt ist aber schon auch die beste Zeit, glaub ich“, sagt der schlanke „Sir“ von Rudelzhausen, lächelt und fährt ins Rathaus zurück.