Forschungsteam findet elf neue Tierarten im Meer – schlägt aber Alarm

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Ein internationales Forschungsteam hat elf neue Meeresarten identifiziert. Einige der Entdeckungen sind vom Tiefseebergbau bedroht.

Frankfurt – Eine Gruppe von 25 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, einschließlich eines deutschen Forschers, hat die Identifizierung von elf neuen Meeresarten bekannt gegeben. Die neu entdeckten Arten wurden in der wissenschaftlichen Arbeit „Ocean Species Discoveries“ präsentiert. Sie stammen aus unterschiedlichen Regionen der Ozeane und wurden in Tiefen zwischen fünf und 7081 Metern entdeckt, so die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Elf neu identifizierte Arten der Tiefsee – sie leben teilweise in bedrohten Gebieten

Einige dieser neu identifizierten Arten bewohnen gefährdete Gebiete. Vier der beschriebenen Arten sind durch Tiefseebergbau bedroht, was die Bedeutung ihrer aktuellen Entdeckung und Benennung unterstreicht. Dr. Torben Riehl, Co-Leiter der Senckenberg Ocean Species Alliance (SOSA) am Senckenberg Forschungsinstitut, betont: „Meerestiere sterben aus, bevor wir sie entdecken und benennen können. Überproportional davon betroffen sind wirbellose Organismen.“ Er fügt hinzu: „Zwischen der Entdeckung einer neuen Art und ihrer Beschreibung können 20 bis 40 Jahre vergehen.“ Auch im Juni entdeckten Forschende eine neue Tierart im Atlantik.

Pinke Seegurke, runzelige Napfschnecke und kleines Krebstier gefunden

Eine der neu identifizierten Arten ist eine pinkfarbene Seegurke, die den lateinischen Namen „Psychropotes buglossa“ trägt und in den Tiefen des Atlantiks beheimatet ist. Obwohl sie bereits 1886 beschrieben wurde, wurde sie 1975 mit elf anderen Arten unter dem Namen „Psychropotes longicauda“ zusammengefasst. Neuere DNA-Analysen haben jedoch gezeigt, dass die auffällig gefärbte Seegurke tatsächlich eine eigenständige Art ist. Um Seegurken am Meeresgrund zu ernten, riskieren einige sogar ihr Leben.

Die pinke Seegurke „Psychropotes buglossa“ lebt in der Tiefsee. Um sie an Land zu holen, sind spezielle Tiefsee-Roboter nötig.
Die pinke Seegurke „Psychropotes buglossa“ lebt in der Tiefsee. Um sie an Land zu holen, sind spezielle Tiefsee-Roboter nötig. © Amanda Serpell-Stevens, Tammy Horton, and Julia Sigwart, License: CC-BY 4.0

Eine weitere neu entdeckte Art ist eine kleine, runzlige Napfschnecke, die in Hydrothermalquellen in der Tiefsee lebt, wo die Temperaturen bis zu 400 Grad Celsius erreichen können. Sie trägt den lateinischen Namen „Lepetodrilus marianae“.

Zudem wurde ein kleines Krebstier neu beschrieben, das bisher nur durch mysteriöse Löcher bekannt war, die es im Meeresboden hinterlässt. Nach genauer Beobachtung wurde das Tier entdeckt und erhielt den Namen „Cunicolomaera grata“, was so viel wie „Lieblingshöhle“ bedeutet, um seine Vorliebe für das Graben hervorzuheben.

Lange rätselt man darüber, wer diese mysteriösen Löcher im Meeresboden hinterlässt. Nun ist klar, dass sich um das Krebstier „Cuniculomaera grata“ handelt.
Lange rätselt man darüber, wer diese mysteriösen Löcher im Meeresboden hinterlässt. Nun ist klar, dass sich um das Krebstier „Cuniculomaera grata“ handelt. © Anne Helene S. Tandberg and Anna M. Jażdżewska, License: CC-BY 4.0

Projekt zum Artenschutz: Artenbeschreibung dauert zu lange – ein Lauf gegen die Zeit

Die Publikation „Ocean Species Discoveries“ soll nun regelmäßig erscheinen. Ihr Ziel ist es, den oft jahrzehntelangen Prozess der Beschreibung und Benennung neuer Arten, der durch die Anforderungen der Fachzeitschriften bedingt ist, erheblich zu beschleunigen und so zum Schutzstatus der Organismen beizutragen.

Dr. Riehl erläutert den Ansatz: „Verschiedene wirbellose Meerestiere werden in einer ‚Mega-Publikation‘ zusammengefasst.“ Prof. Dr. Julia Sigwart, Co-Leiterin von SOSA, unterstreicht die Bedeutung: „Das Überleben dieser Wirbellosen hängt davon ab, ob wir es rechtzeitig schaffen, sie zu entdecken und zu benennen.“ Sie ergänzt: „Nur so können wir auch ihren Gefährdungsstatus auf der Roten Liste der IUCN erfassen, um Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen zu können.“

Die Tiere der Meere sind durch den globalen Klimawandel, Verschmutzung, Plastikmüll und Überfischung bedroht. „Die meisten der schätzungsweise zwei Millionen marinen Arten sind uns zwar noch unbekannt, dennoch fallen auch sie dem Biodiversitätsverlust zum Opfer“, so Torben Riehl vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Er fasst zusammen: „Kurz gesagt: Meerestiere sterben aus, bevor wir sie entdecken und benennen können.“ Besonders betroffen sind wirbellose Organismen. Auch Anfang des Jahres fanden Forschende 100 neue Spezies in der Tiefsee. (jh/AFP)

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