Verhandlungen laufen: Bekommt Füssen ein Flüchtlingsheim?
Aus dem ehemaligen Obi-Markt im Füssener Norden könnte eine Unterkunft für Asylbewerber werden. Verhandlungen laufen. Vieles ist jedoch noch nicht spruchreif.
Füssen – Nach offiziellen Angaben der Regierung ist die Zahl der Zuwanderer in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr zwar zurück gegangen. Dennoch ächzten Städte und Kommunen nach wie vor unter dem hohen Zustrom. Vor allem die Unterbringung der Migranten stellt die Behörden vor enorme Herausforderungen. Auch der Landkreis hat große Probleme, den ihm zugewiesenen Menschen ein Dach über dem Kopf zu besorgen – zumal, wenn die Zahl der Neuankömmlinge wieder steigen sollte. Zumindest für den südlichen Landkreis bahnt sich jedoch eine Lösung an: Derzeit verhandelt das Landratsamt mit den Besitzern des ehemaligen Obi-Marktes im Moosangerweg über eine Nutzung des Gebäudes als Flüchtlingsunterkunft. Das bestätigte ein Sprecher des Landratsamtes. Spruchreif ist allerdings noch nichts.
Bei den laufenden Verhandlungen mit dem Eigentümer des Gebäudes, der Gebrüder Immler Treuhand KG aus dem baden-württembergischen Isny geht es um „die Anmietung eines Teils des ehemaligen Obi-Marktes zur Unterbringung von Geflüchteten“, teilte die Pressestelle des Landratsamtes dazu auf Anfrage des Kreisboten mit.
Sollten dem Kreis weiterhin Asylbewerber zur Unterbringung zugewiesen werden, soll dort eine Notunterkunft für diese eingerichtet werden. Denn die kreiseigenen Liegenschaften wie etwa Turnhallen oder ehemalige Bauhofgebäude sind nahezu alle belegt.
Ab wann die Unterkunft im Füssener Norden betriebsbereit sein wird und wie viele Menschen dort untergebracht werden sollen, ist derzeit allerdings noch unklar. Da die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien, könne dazu noch keine Aussage getroffen werden, heißt es aus dem Landratsamt.
Nach Informationen des Kreisboten wird hinter den Kulissen aber mit der Unterbringung von 80 bis 100 Menschen, vornehmlich Familien mit Kindern, gerechnet – immer vorausgesetzt, es bleibt bei den hohen Zuweisungen.
Keine Schließungen
Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) äußerte im Gespräch mit unserer Zeitung Verständnis für das Vorgehen des Landkreises und warnt vor Panikmache. „Es handelt sich hierbei um eine mögliche, zeitweilige Flüchtlingsunterbringung“, betonte er. Zudem stehe noch gar nicht fest, ob die Unterkunft auch tatsächlich in Anspruch genommen werden müsse.
Die Alternative zur Nutzung einer privaten Liegenschaft sei das Schließen von öffentlichen Einrichtungen wie vielerorts im Landkreis bereits geschehen, erklärte er. Auch in der Lechstadt habe man schon kurz vor einem solchen Schritt gestanden: „Es bestand an Weihnachten die Gefahr, die Turnhalle von Realschule und Gymnasium zu schließen“, so der Rathauschef. Maßnahmen wie diese könnten durch eine Nutzung des ehemaligen Obi-Marktes bis auf Weiteres vermieden werden.
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Erste zentrale Unterkunft in der Stadt
Für Füssen wäre das Heim im ehemaligen Obi-Gebäude die erste zentrale Unterkunft. Bislang wurden die Zuwanderer dezentral über das Stadtgebiet verteilt. Nach Angaben von Eichstetter leben derzeit etwa 400 Flüchtlinge in der Stadt. Dies sei zwar eine herausfordernde Situation, „die wir bis jetzt sehr gut gemeistert haben, auch weiter meistern werden“. Gleichwohl komme die Stadt an ihre Leistungsgrenzen, sollten tatsächlich bis zu 100 weitere Menschen hier untergebracht werden.
Unklar ist indes auch, was mit den derzeitigen Mietern des Gebäudes geschehen wird, sollten Teile des Komplexes tatsächlich an das Landratsamt vermietet werden. Nach der Schließung des Obi-Marktes im Jahr 2018 stand die Immobilie lange leer. Ideen für eine Indoor-Sportanlage für Trend- und Actionsport (2019) kamen über das Planungsstadium nicht hinaus.
Zuletzt hieß es, dass ein medizinischen Versorgungszentrum dort untergebracht werden soll. Doch auch darum ist es seit geraumer Zeit still geworden. Unterdessen zogen die Johanniter, die DLRG und das Festspielhaus, das dort seine Requisiten abgestellt hat, in die Halle ein. Außerdem bietet eine Bäckerei vor Ort ihre Waren an.
Das Landratsamt verweist in diesem Zusammenhang auf den Eigentümer, die Gebrüder Immler Treuhand KG. Diese wiederum wollte sich auf Anfrage des Kreisboten zu dem Thema nicht äußern. „Aktuell können wir hierzu keinen Kommentar abgeben“, lautete die Antwort. Erst in einigen Wochen wolle man sich dazu äußern.
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