Direkt hinter der bayerischen Grenze: Beliebtes Österreich-Skigebiet ist pleite
Ein beliebtes Skigebiet in Österreich hat einen Insolvenzantrag gestellt. Damit setzt sich ein besorgniserregender Trend in der Alpen fort.
Egg-Schetteregg – Die Egger Liftgesellschaft mbH & Co. KG, Betreiberin des Skigebiets Schetteregg sowie mehrerer Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe vor Ort, hat am Dienstag (27. Mai) beim zuständigen Landesgericht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. Die Betreiber reagieren damit auf eine zunehmend prekäre finanzielle Lage, in der weder eine tragfähige Lösung noch eine gesicherte Zukunftsperspektive gefunden werden konnte.
Schneearme Winter und Wetterbedingungen – deshalb ist das Skigebiet Schetteregg pleite
Bereits in der außerordentlichen Gesellschafterversammlung am 17. Mai konnte keine Einigung unter den rund 100 Gesellschafterinnen und Gesellschaftern über eine notwendige Kapitalaufstockung oder ein tragfähiges Zukunftskonzept erzielt werden, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Der seit Langem bestehende wirtschaftliche Druck ließ sich unter diesen Umständen nicht mehr abfedern. Die finanzielle Lage hat sich dramatisch verschärft – sämtliche Mittel sind aufgebraucht und ein potenzieller Investor konnte nicht gewonnen werden, so das Unternehmen. Auch am Attersee musste vergangenes Jahr ein Skigebiet dicht machen.
Die angespannte wirtschaftliche Situation sei auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Schneearme Winter und schwierige Wetterbedingungen führten in den vergangenen Jahren zu erheblichen Verlusten im zentralen Geschäftsbereich. Gleichzeitig gerieten wichtige Investitionsvorhaben ins Stocken – sowohl bei der Weiterentwicklung des Winterangebots als auch beim Aufbau eines nachhaltigen Ganzjahresbetriebs.
Skigebiet meldet Insolvenz an – Gemeinde kann keine weiteren Mittel zur Verfügung stellen
„In meiner Funktion als Geschäftsführer war ich verpflichtet, angesichts der gegebenen Situation Insolvenz anzumelden“, erklärt Geschäftsführer Hannes Waldner. Er betont, dass Schetteregg für viele Menschen in der Region nicht nur ein Wirtschaftsstandort sei, sondern „ein Stück Heimat, ein Ort der Kindheitserinnerungen, der Naturverbundenheit und natürlich des Wintersports“. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei seine Pflicht innerhalb der gesetzlichen Fristen gewesen. Wie es mit dem Skigebiet und den dazugehörigen Betrieben weitergeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen.
Der Egger Bürgermeister Marc Meusburger äußerte sich bereits vor der offiziellen Insolvenz besorgt über die finanzielle Lage des Skigebiets, wie vorarlberg.orf berichtet. Laut dem Bürgermeister sei die Situation ernst und es fehle sogar das Geld für routinemäßige Instandhaltungen im Sommer. Die Gemeinde Egg könne keine weiteren Mittel bereitstellen, so Meusburger gegenüber dem ORF. Er betonte, dass es nun einen Investor, klare Strukturen und ein tragfähiges Konzept brauche, andernfalls bleibe nur der Gang zum Insolvenzgericht.
Skigebiete in Österreich unter 1500 Metern: Naturschnee ging seit 1960 um bis zu 30 Prozent zurück
Die Insolvenz von Schetteregg reiht sich in einen Trend ein, der österreichische Skigebiete zunehmend unter Druck setzt. Schneearme Winter, hohe Stromkosten und Personalmangel machen vielen Betreibern zu schaffen. Besonders kleinere und tiefer gelegene Skigebiete kämpfen ums wirtschaftliche Überleben, da sie die hohen Beschneiungskosten kaum noch auf wettbewerbsfähige Liftkartenpreise umlegen können, wie kurier.at berichtet.
Studien zeigen, dass der Naturschnee in österreichischen Skigebieten unter 1500 Metern seit den 1960er-Jahren um bis zu 30 Prozent abgenommen hat, wie fm-online.de berichtet. Bereits mehrere Skigebiete mussten in den vergangenen Jahren für immer schließen, darunter der Wimmerlift in der Steiermark und Gebiete in Oberösterreich wie die Wachtberglifte. Das steirische Skigebiet Niederalpl musste kürzlich mitten in der Saison den Betrieb vorzeitig einstellen. Auch in Bayern bangt ein Skigebiet derzeit noch um die Zukunft. (bk)