Italien kämpft gegen Plage: Bunte Tiere werden zu Riesen-Problem – „Wir schlafen nicht mehr“
Landwirte verlieren in Italien ihre Reisernte und kämpfen mit allen Mitteln ums Überleben. Ausgerechnet ein beliebter Vogel ist daran schuld.
Bologna — In Emilia Romagna kämpfen Anwohner derzeit mit einer Vogelplage: Reisfelder rund um die Stadt Ferrara werden von Flamingos heimgesucht. Das hat dramatischen Folgen für die Landwirtschaft.
Die Vögel werden von den im Boden lebenden Weichtieren, Insekten und kleinen Krebstieren angezogen und durchwühlen bei ihrer Nahrungssuche die Erde. Dabei beschädigen sie die jungen Reispflanzen und beeinträchtigen die Ernte massiv. Erst vor Kurzem sorgte schon der heilige Ibis in der Gegend für Ärger bei Landwirten.
„Wir schlafen nicht mehr, wir wachen“: Landwirte in Italien verzweifelt wegen Flamingo-Plage
„Wir haben 80 Prozent der Ernte verloren“, sagt der Reiszüchter Giampaolo Cenacchi gegenüber Resto del Carlino. „Hier sind wir diejenigen, die vom Aussterben bedroht sind, die diese Kultur seit Generationen verteidigen.“

Um die Tiere zu vertreiben, unternehmen die Landwirte nächtliche und frühmorgendliche Rundfahrten: Sie fahren mit Autos durch die Felder, hupen, blenden mit Scheinwerfern und setzen Knallkanonen ein, um die Vögel aufzuschrecken. „Wir machen die Runden in der Nacht oder am frühen Morgen, stehen um fünf Uhr auf und fahren los. Das Ziel ist es, so viel Lärm wie möglich zu machen, damit sie abheben und gehen“, so Cenacchi. „Wir schlafen nicht mehr, wir wachen“, erklärt auch ein Landwirt gegenüber ansa.it.
Italienische Landwirte fordern politisches Einschreiten: Existenzen stehen auf dem Spiel
Doch der Erfolg ist begrenzt: Die Vögel gewöhnen sich an den Lärm, und die eingesetzten Methoden stoßen zunehmend auf Widerstand bei der Bevölkerung. Die Landwirte fordern nun ein entschlosseneres Handeln der Politik. Neben den Schäden durch die Vögel hätten sie auch mit zunehmender Trockenheit und Extremwetter wie Starkregen zu kämpfen. Die Lage sei existenzbedrohend.
Das Po-Delta, wo die Flamingos beheimatet sind, ist ein UNESCO-Weltnaturerbe. Die Flamingos sind ein Symbol für den erfolgreichen Naturschutz und gelten als eine der Attraktionen der Region. Auch in Spanien sind die Tiere bei Besuchern sehr beliebt. (jus)