Leopard-Panzer an der Front: Pokrowsk-Verteidiger stoppen „mechanisierten Durchbruch“

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Trotz russischer Siegesmeldungen toben offenbar heftige Kämpfe in Pokrowsk: Die Ukraine zeigt zerstörte russische Fahrzeuge – der Kampf geht weiter.

Pokrowsk – Es ist eine undurchsichtige Lage: Trotz Russlands Erklärung, Pokrowsk vollständig eingenommen zu haben, toben noch Darstellungen der ukrainischen Regierung noch immer heftige Kämpfe im Norden der Stadt: „Die Russen setzten gepanzerte Fahrzeuge, Autos und Motorräder ein. Die Konvois versuchten, von Süden nach Norden durch die Stadt vorzudringen“, erklärte das 7. Schnellreaktionskorps der Ukraine in einer Stellungnahme am Mittwochmorgen gemäß der Nachrichtenagentur Reuters.

Russland Ukraine Militäroperation Artillerieeinheit 9063100 02.12.2025 Russische Soldaten der Streitkräftegruppe „Zentr“ (Zentrum) feuern einen Mehrfachraketenwerfer vom Typ BM-21 Grad auf ukrainische Stellungen im Abschnitt Krasnoarmeysk (Pokrowsk) der Frontlinie im Rahmen der russischen Militäroperation in der Ukraine, Volksrepublik Donezk, Russland. Stanislav Krasilnikov Sputnik Volksrepublik Donezk Russland Copyright: xStanislavxKrasilnikovx
Russische Soldaten der Streitkräftegruppe „Zentr“ (Zentrum) feuern einen Mehrfachraketenwerfer vom Typ BM-21 Grad auf ukrainische Stellungen im Abschnitt Krasnoarmeysk (Pokrowsk) ab. (Symbolbild) © IMAGO/Stanislav Krasilnikov

Eben jener Kovoi soll nun zum Ziel ukrainischer Angreifer geworden sein. Die russischen Streitkräfte hätten versucht, die schlechten Wetterbedingungen auszunutzen. Sie seien jedoch zurückgedrängt worden, teilte die Einheit auf Facebook mit. Zahlreiche Videos und Social Media Postings zeigen die zerstörten Fahrzeuge. Verursacht durch Drohnen und wohl einen Leopard 2A4 Panzer.

„Wir halten die Stellung!“: Videos zeugen von Putins zerstörten Kriegsmaschinen

„Die Verteidigungskräfte von Pokrowsk haben einen mechanisierten Durchbruch gestoppt“, erklärt die 68. Jägerbrigade des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj via X. Gegenüber Reuters teilte eine Quelle des 7. Schnellreaktionskorps mit, dass Russland etwa 30 Fahrzeuge eingesetzt habe, was diesen Angriff zum bislang größten innerhalb der Stadt mache. „Wir halten die Stellung!“, verspricht die Jägerbrigade abschließend in ihrem Posting.

Von den Einheiten gepostete Aufnahmen zeigen, wie die schweren russischen Fahrzeuge in Schnee und Schlamm stecken. Brennende Trümmer säumen die Straßen, über welche die ukrainischen Drohnen hinwegjagen. Durch das offene Gelände zu beiden Seiten sind flüchtende Einheiten den Angriffen schutzlos ausgeliefert. Wie t-online berichtet, soll neben den ukrainischen Drohnen auch ein Leopard 2A4 Ursache der zerstörten russischen Fahrzeuge sein. Im benachbarten Myrnohrad, wo russische Streitkräfte die Einkreisung verstärken, war eine Operation zur Erweiterung eines Logistikkorridors im Gange, fügte das 7. Korps zu dem Auftrag des Konvois hinzu.

Front in Pokrowsk: Strategische Wende im Ukraine-Krieg oder reine Symbolkraft?

Die Aufnahmen der Einheiten deuten darauf hin, dass die endgültige Einnahme Pokrowsks entgegen den Darstellungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin noch immer aussteht. Diese könnte Russlands größten Erfolg im Ukraine-Krieg seit fast zwei Jahren darstellen.

Die Bedeutung von Pokrowsk unterstrich der ukrainische Militärexperte Mykola Beleskow. Im ARD-Gespräch erklärt er, die Industriestadt erfülle eine Doppelfunktion: Ein Verlust würde die operative Lage der Ukraine „deutlich erschweren“. „Nimmt Russland Pokrowsk vollständig ein, behält es die Initiative – nicht wegen einer strategischen Wende, sondern als Symbol. Ein sichtbarer Erfolg, der innenpolitisch in Moskau und international in Verhandlungen ausgeschlachtet werden kann“.

Ukraine-Krieg tobt in Siwersk: Putin und Selenskyj ringen Stadt im Donbass

Ähnlich wie in Pokrowsk verhält sich die Lage auch in der ostukrainischen Stadt Siwersk. Diese liegt etwa 30 Kilometer östlich der strategisch bedeutsamen ukrainischen Städte Kramatorsk und Slowjansk – und sei kürzlich „befreit“ worden, wie Generalstabschef Waleri Gerassimow am Donnerstag in einem im Staatsfernsehen übertragenen Gespräch mit Präsident Wladimir Putin verkündete.

Die ukrainische Armee bestritt den Verlust: Siwersk „bleibt unter der Kontrolle der ukrainischen Streitkräfte“, betonte das östliche Kommando des Militärs via Facebook. „Der Feind versucht Siwersk in kleinen Gruppen zu infiltrieren und dabei die ungünstigen Wetterbedingungen auszunutzen“, hieß es weiter. Die meisten Einheiten würden aber bereits bei der Annäherung „zerstört“. Wladimir Putin erklärte am Donnerstag, die Armee rücke „selbstbewusst entlang der gesamten Front“ voran. Er dankte den Soldaten für deren „Kampfeinsatz“. Der russische Präsident sprach von einer „guten Dynamik“.

Eine „freie Wirtschaftszone“: Trump fordert Rückzug Selenskyjs

Wie wichtig die Gebiete im Osten der Ukraine sind, zeigt sich auch daran, wie häufig sie bereits Gegenstand diverser Verhandlungen waren. So auch zuletzt, als US-Präsident Donald Trump nach Angaben von Wolodymyr Selenskyj vorgeschlagen haben soll, den Donbass zu einer „freien Wirtschaftszone“ zu erklären. Der Vorstoß des US-Präsidenten sehe vor, dass russische wie ukrainische Truppen noch aus Teilen der Region zurückziehen würden, erklärte der ukrainische Präsident gegenüber Journalisten in Kiew.

Der Donbass ist historisch betrachtet das industrielle Herz der Ukraine. Die Region war ein wichtiger Standort der Kohle- und Schwerindustrie: Im Jahr 2012 machte die Gesamtregion laut der Bundeszentrale für politische Bildung 22 Prozent der nationalen Industrieproduktion aus. Allein Donezk lieferte 16,3 Prozent und war damit Spitzenreiter. (Quellen: Reuters, afp, dpa, bpb, t-online, X, Facebook, frühere Berichterstattung) (kox)