Obstpressen gehen an den Start – Betreiber hat klare Erwartungen: „Sonst schicken wir die Leute wieder heim“
Die Obstpressen im Landkreis gehen wieder an den Start – meist betreut von Ehrenamtlichen. Die Betreiber haben klare Erwartungen an die Äpfel.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Mit dem Spätsommer beginnt die Erntezeit: Schön langsam fallen die Äpfel von den Bäumen, und viele Gartenbesitzer wissen gar nicht, wohin mit dem vielen Obst. Hilfe bieten die Gartenbauvereine der Region an, die meist gegen ein kleines Entgelt die heimischen Äpfel zu purem Saft pressen. Zum Start der Saison fallen die Erwartungen an den Umfang der Apfelernte heuer unterschiedlich aus.
Unterschiedliche Meinungen über die Saft-Ausbeute bei den Obstpressen
Wie viel Saft wird dieses Jahr aus den Pressen fließen? „Ich würde sagen, durchschnittlich viel“, sagt Inge Buchler, Vorsitzende des Gartenbauvereins Egling. Sie findet es jedoch schwer, eine generelle Prognose abzugeben. „Es kommt ganz darauf an: Der eine Ort hat gar nichts, und drei Kilometer weiter ist wieder ganz viel.“ Übermäßig wird die Ernte nach Buchlers Einschätzung jedoch nicht.
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Anderer Meinung ist die Vorsitzende des Vereins für Gartenbau und Ortspflege Eurasburg. Laut Irene Grünwald gibt es „überall schon so viele Äpfel“, dass viele schon vom Baum fallen. Unbegrenzt anliefern darf man das Obst bei ihrem Verein aber nicht. Es gelte eine Obergrenze von zehn Zentnern, das entspricht 500 Kilogramm, die man in Eurasburg abgeben kann. Ein Minimum ist nicht festgelegt. „Wenn jemand mit nur einem Korb kommt, dann kriegt man halt fast nichts raus“, sagt die Vorsitzende.
Hagelunwetter scheint den Apfelbäumen nicht geschadet zu haben
Bei vielen anderen Vereinen gilt eine Mindestmenge von 50 Kilogramm, so auch beim Obst- und Gartenbauverein Benediktbeuern. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten nach dem Hagelunwetter im vergangenen Jahr kann auch hier wieder Obst gepresst werden. Den Apfelbäumen scheint der Hagel nicht viel geschadet zu haben. „Wir haben ein relativ gutes Obstjahr“, teilt Winfried Schmitt, Vorstand des Vereins, auf Anfrage mit. „Wir haben viele alte Bäume, denen fehlt nichts“, erklärt er.
Den Schaden bei den jungen Bäumen merke man erst zwei bis drei Jahre später: „Bei großen Rindenschäden kann sich Krebs bilden“, sagt Schmitt. Er ist sich jedoch sicher, dass sie die größten Schäden beseitigt wurden, wodurch es nicht so weit kommen sollte.
Verfaultes Obst und Äpfel voller Kuhmist: „Die schicken wir dann wieder heim“
Nikolaus Filgertshofer, Inhaber von „Fruchtsäfte Wenig“ in Schlegldorf, freut sich ebenfalls, dass das Hageljahr keine allzu großen Nachwehen hinterlassen habe. „Letztes Jahr war das schlechteste Jahr seit unseren Aufzeichnungen, und wir machen das schon seit über 60 Jahren“, berichtet er im Rückblick. „Dieses Jahr ist um Welten besser.“ Er bezeichnet die Ernte dieses Jahr trotzdem nur als durchschnittlich. „Durch die schwül-warmen Temperaturen und den vielen Wind gab es schon viel Abfall von den Bäumen“, sagt er. Bei der Mosterei kann man seine Äpfel und Birnen ebenfalls abgeben. Man bekomme bei ihnen zwar nicht den Saft der eigenen Äpfel, dafür aber „die beste Mischung“. Man dürfe sich statt reinem Apfelsaft auch einen Apfelkirschsaft oder ähnliches dafür nehmen.
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Manchmal machen die Leute dann den Sack auf, und die ersten 40 Äpfel sind verfault. Die schicken wir dann wieder heim.
Da die Äpfel in verschiedenste Säfte kommen, ist dem Inhaber eine Sache sehr wichtig: „Das Obst muss reif sein und darf nicht faulen.“ Insbesondere wenn man den Sack voller Äpfel nicht direkt nach der Ernte vorbeibringt, sei Vorsicht geboten. „Manchmal machen die Leute dann den Sack auf, und die ersten 40 Äpfel sind verfault. Die schicken wir dann wieder heim“, stellt er klar. Es sei auch schon vorgekommen, dass Äpfel voller Kuhmist auf dem Tresen landeten. „Das finden wir dann auch nicht so toll.“
Obstpressen im Landkreis
Beuerberg: Der erste Presstermin des Garten- und Verschönerungsvereins Beuerberg-Herrnhausen ist am 30. August. Ab September 2024 wird immer dienstags und freitags gepresst. Anmeldung Montag und Donnerstag zwischen 17 und 20 Uhr unter Telefon 0172/7 97 41 72.
Benediktbeuern: Anmeldung für die Obstpresse des Obst- und Gartenbauvereins Benediktbeuern-Bichl ab 28. August auf www.gvv-benediktbeuern.de
Eurasburg: Der Verein für Gartenbau und Ortspflege Eurasburg nimmt seine Obstpresse an folgenden Samstagen in Betrieb: 31. August, 7. September, 21. September, 28. September, 12. Oktober und 19. Oktober. Anmeldungen jeweils montags und dienstags zwischen 17 und 20 Uhr unter Telefon 0162/7 54 10 65.
Egling: Der Gartenbauverein Egling vereinbart individuell Termine ab Mitte September unter Telefon 0 81 76/70 64.
Königsdorf: Der Obst- und Gartenbauverein Königsdorf presst „je nach Bedarf“ freitags und samstags ab 8 Uhr – nach vorheriger Anmeldung unter Telefon 0 81 79/88 71
Lenggries: Die Mosterei Wenig nimmt Obst ab Mittwoch, 4. September, zu folgenden Zeiten entgegen: Montag bis Freitag, 8 bis 11.30 und 17 bis 18 Uhr, und samstags von 8 bis 11.30 Uhr.
Laut Maria Schön sollten die Besucher Zeit und Geduld mitbringen. Die Vorsitzende des Garten- und Verschönerungsvereins Beuerberg-Herrnhausen betont nämlich, dass die Mitarbeiter das Obst rein ehrenamtlich pressen. „Da muss man erst mal schauen, dass immer genug Leute da sind“, gibt sie zu bedenken. Da könne es zwischenzeitlich auch mal zu Wartezeiten kommen. Für sie ist die Verarbeitung jedoch etwas sehr Schönes. „Wenn das Obst dann verarbeitet wird, schätzt man es immerhin, meint Schön. Der Saft aus den eigenen Äpfeln schmeckt doch am besten. (Verena Schwald)