Spatenstich und Auszeichnung des weltweit einzigartigen PV-Projekts in Gilching

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Symbolische Eröffnung und Auszeichnung der schwimmenden Solaranlage in Gilching: Unser Foto zeigt das Sinn-Team, Lokalpolitiker wie Manfred Walter und Georg Scheitz, Familie Jais, Vertreter der gwt und Energieminister Hubert Aiwanger (mit Bayern-Schild). © Simone Drexl

Ein Leuchtturmprojekt wurde vor wenigen Tagen in Gilching mit einem symbolischen Spatenstich eingeweiht: Am Baggersee direkt hinter dem Kieswerk Jais schwimmen nunmehr vertikale Photovoltaikanlagen, die zukünftig das Kieswerk mit Strom versorgen werden und den Markt um die Solarenergie revolutionieren werden.

Gilching – Sinn Power, ein junges Unternehmen aus Gauting, tüftelt an innovativen Lösungen im Solarbereich und das schon seit rund zehn Jahren. „Wir müssen auf unsere eigene Energieversorgung schauen und dabei auch neue Wege gehen“, findet Philipp SINN, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma. Mit diesem Gedanken entwickeln er und sein Team neue Möglichkeiten der Energiegewinnung und nutzen dabei verschiedene natürliche Gegebenheiten.

Weltweit einzigartiges schwimmendes PV-Projekt startet in Gilching

„Wir haben bereits versucht aus Meereswellen Strom zu erzeugen da auch das Wasser nicht ungenutzt sein soll“, erklärt er in seiner Ansprache. So kam es auch zu der Idee der schwimmenden Solarpaneele, die aber extremen Anforderungen standhalten müssen. Sturm und Wind spielen dabei eine große Rolle, denn diesem sind die vertikalen Photovoltaikanlagen ausgeliefert. „Die Paneele bewegen sich mit dem Wind, sodass sie nicht im Widerstand stehen und dadurch umgerissen oder zerstört werden können“, erklärt er ihr weltweit einzigartiges System. Zudem seien beide Seiten der Paneele mit PV-Platten ausgestattet, sodass rund um die Uhr die Sonne genutzt werden könne für eine Stromgewinnung.

Auszeichnung als „Gestalter in Team Energiewende Bayern“

Für diesen Ideenreichtum wurde das Unternehmen nun mit dem Titel „Gestalter im Team Energiewende Bayern“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung übernahm in Gilching Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger. Er wies in seiner Ansprache daraufhin, dass man neuen Technologien eine Chance geben müsse und bei diesem Thema keine ideologischen Fronten aufbauen solle. „Man darf nicht nur auf eine Sparte setzen, viele Ideen haben eine Daseinsberechtigung und müssen überdacht und angewandt werden“, so das Credo Aiwangers. In der Seenutzung sehe Aiwainger zudem viel Potenzial, da es keine Flächenkonkurrenz wie zum Beispiel in der Landwirtschaft gebe, wo landwirtschaftliche Flächen Solarparks weichen würden oder müssten.

Energieminister Hubert Aiwanger sieht PV-Anlage mit den Augen eines Jägers

Zudem sehe er solche Projekte nicht nur mit den Augen eines Energieministers, sondern auch mit den Augen eines Jägers. „Solche Flächen haben auch für die heimischen Tiere ein großes Potenzial. Fische können darunter ihren Laich ablegen, Wasservögel können unter dem Solarpaneel brüten und der See wird durch einen zusätzlichen Schatten vor Sonneneinstrahlung und somit vor einer Algenplage geschützt“, ist das Resümee Aiwangers. Bei diesem Projekt seien viele biologische Aspekte berücksichtigt worden. Nur bei der Konstruktion würde sich Hubert Aiwanger mehr Biologie wünschen und schlug dem Team vor, anstelle der Kunststoffunterkonstruktion doch eine Fichte zu nehmen. „Wenn die nach zehn oder 15 Jahren verrottet, kann man aus ihr noch Hackschnitzel machen und bis dahin wäre eine neue sicherlich gewachsen“, so sein Gedanke.

Wenig Bürokratie und schnelle Abwicklung

„Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz herzlich beim Landratsamt Starnberg bedanken“, war es ein großer Wunsch von Philipp Sinn, hier die Zusammenarbeit zu loben. Das Amt habe das Potential der Anlage erkannt und schnell und unkompliziert für dieses Vorhaben die Genehmigungen erteilt. Gerade solche Projekte seien ebenfalls mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden. Auch auf See gelten Abstandsregeln und gesetzliche Rahmen, in denen man sich bewegen müsse, so Sinn. So müssten zum Beispiel zum Ufer 40 Meter Abstand gehalten werden und es dürften nicht mehr als 15 Prozent der Seefläche mit den Solarmodulen bedeckt sein.

Ende 2024 sollen 52 PV-Module im Baggersee in Gilching schwimmen

In Gilching sind aktuell die ersten 52 schwimmenden Photovoltaik-Module angebracht. Bis zum Ende des Jahres werden weitere 25 Reihen installiert, sodass dann insgesamt 2500 PV-Module auf dem See treiben werden. Ende des Jahres soll die Anlage dann in Betrieb gehen. Die Leistung der Module entspricht circa dem Verbrauch von rund 725 deutschen Haushalten. Für das Kieswerk in Gilching bedeutet das, dass sie wahrscheinlich zu 65 Prozent autark in der Stromversorgung sein werden. Das bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Die Betriebskosten werden spürbar gesenkt und fast 600 Tonnen CO2 somit eingespart. Weitere Anlagen sind derzeit in Eching am Ammersee geplant. Hier scheitert es allerdings noch an einigen Genehmigungen.

Wissenswertes zur vertikalen Solartechnologie:

- ein Paneel wiegt rund 160 Kilogramm

- Module werden wie an Perlenschnur aufgezogen

- ein Netz spannt sich so über den See mit den einzelnen Modulreihen

- feste Messbojen überwachen ständig die Wasserqualität

- Keine Schneelastprobleme durch vertikale Ausrichtung

- Optimale Nutzung der Morgen- und Nachmittagssonne durch doppelte Paneele mit Süd- und West-Ost-Ausrichtung

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