„Verrat“ in Putins Umfeld? Verhaftung nährt Spekulationen über Säuberung in Russlands Elite

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„Verrat“ in Putins Umfeld? „Großer Skandal“ könnte Folgen für Russlands Elite haben

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Verhaftung in Russlands Elite. Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow sitzt in U-Haft – steckt etwa viel mehr als die Annahme von Bestechungsgeldern dahinter?

Moskau – Beben in Russland. Während die Truppen von Wladimir Putin im blutigen Ukraine-Krieg offenbar Fortschritte an der Front machen, wird in Moskaus Machtapparat hart durchgegriffen. Ein Gericht hat dort nun Untersuchungshaft gegen den stellvertretenden Verteidigungsminister Timur Iwanow verhängt. Offiziell geht es um Korruption. Im Hintergrund kommt allerdings noch ein anderer Verdacht auf – und der nährt Spekulationen.

Wie es heißt, wird Iwanow die Annahme von Bestechungsgeldern in besonders großem Umfang vorgeworfen. Sein Haupt-Tätigkeitsgebiet lag eigentlich bei Bau-Vorhaben, etwa in der von Russland besetzten Stadt Mariupol in der Ostukraine.

Verhaftung in Putins Elite: Vize-Verteidigungsminister Iwanow festgenommen – lange Haft droht

Kritikfrei ist Iwanow auch rund um den Komplex schon länger innerhalb Russlands nicht. Bereits früher stand er nach einem Bericht des Teams um den verstorbenen Kremlkritiker Alexey Nawalny in der Schusslinie. Den Recherchen zufolge soll Iwanow sich mit Immobilien in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Auch soll er auf Staatskosten eine Villa renovieren lassen haben.

Steckt viel mehr hinter der Festnahme von Timur Iwanow (r.) in Putins Elite?
Steckt viel mehr hinter der Festnahme von Timur Iwanow (r.) in Putins Elite? © IMAGO / SNA + IMAGO / ITAR-TASS

Nun soll es also um eine „besonders hohe“ Summe an Bestechungsgeldern gehen, wie das Gericht verlautbaren ließ. Bis zu 15 Jahre Haft stehen im Raum. Abseits davon kocht die Situation allerdings wohl weiter hoch. Nicht nur, dass es sich beim Fall Iwanow um einen der größten Bestechungsskandale Russlands seit Jahren handelt. Die unabhängige russische Medienseite iStories berichtet, die Bestechungsvorwürfe seien nur „für die Öffentlichkeit“. Es stecke viel mehr dahinter.

„Der Skandal ist groß“: Steckt mehr als Bestechung hinter Festnahme in Russland?

Wie es in dem Bericht weiter heißt, sollen zwei FSB-nahe Quellen dem Medium verraten haben, dass es viel mehr in der Causa Iwanow auch um „Staatsverrat“ gehe. „Der Skandal ist groß“, wird eine Quelle zitiert. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Ebenso sind keine Details bekannt, worum es bei dem Verrat geht. Iwanows Anwalt ließ nur verlautbaren, es handle sich nicht um ein Verfahren wegen Verrats.

Sollte der Verrat-Vorwurf allerdings doch stimmen, wird der Fall umso brisanter. Denn Iwanow gilt als enger Vertrauter von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Und auch als enger Vertrauter von Verteidigungsminister Sergei Schoigu. Im iStories-Bericht heißt es von einer Quelle sogar, Schoigu persönlich solle sich bei einem hochrangigen FSB-Beamten telefonisch darüber beschwert haben, dass einer seiner engen Vertrauten unter Beobachtung stehe.

„Verrat“ in Putins Russland? Festnahme zieht auch Verteidigungsminister Schoigu in die Schusslinie

Die Spekulationen gehen sogar noch weiter. Sogar der Verdacht kommt auf, die Verhaftung Iwanows könnte der Startschuss zu einer Art Säuberung in der Elite sein – und der Auftakt zu einem härteren Vorgehen gegen Korruption in der Riege der post-sowjetischen Kreml-Größen. Wladimir Putin selber hatte erst kürzlich den FSB aufgefordert, stärker gegen derartige Fälle vorzugehen. Und durch Iwanow gerät auch Schoigu indirekt in die Schusslinie.

„Es ist schwer, jemanden zu finden, der mehr für Schoigu getan hat, als Iwanow“, zitiert etwa der Guardian einen anonymen Verteidigungsbeamten. Die anonyme Quelle geht sogar noch weiter: „Das ist eine Attacke auf Schoigus Standing“, behauptet die Person. Russlands dienstältester Minister habe allerdings schon ganz andere Angriffe überstanden. Die Quelle glaubt gegenüber dem Guardian allerdings, dass das Thema damit noch lange nicht beendet ist: „Die eigentliche Frage ist, warum er jetzt verhaftet wurde“.

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