Geld. Ein kurzes, einfaches Wort, das wir schon früh in unserem Leben lernen. Das Thema Geld beschäftigt unsere Gedanken täglich und (ver)folgt uns bis in unsere Träume. Es ist etwas, das von so gut wie jedem nicht nur gewollt, sondern begehrt und vielfach sogar verehrt wird.
Geld macht Sorgen. Sorgen vor zu wenig, vor Dieben, vor Betrug, vor einem Versiegen der Geldquelle, Inflation oder schlicht dem Nicht-genug-haben. Geld hat Macht. Man sagt, Geld regiere die Welt. Geld schafft es, Geschwister zu entzweien, kann aber auch schöne Dinge kaufen. Geld hat viele Gesichter, und jeder von uns will es unbedingt haben, am besten sehr viel davon, mindestens aber genug, wobei es ein Genug an Geld paradoxerweise für kaum jemanden zu geben scheint.
Doch was ist Geld? Was macht Geld zu Geld? Ist Geld etwas, das in Form von Münzen geprägt oder auf Sicherheitspapier gedruckt sein muss? Darf echtes Geld auch nur aus Guthaben auf einer Handy-App bestehen? Sind Bitcoin und andere Kryptos Geld?
Was macht Geld zu Geld?
Die Kriterien, die etwas erfüllen muss, damit es wirklich Geld ist, sind:
1. Es ist ein gesellschaftlich allseits akzeptiertes Tauschmittel.
2. Es ist etwas, das sich sparen lässt.
3. Es wird verwendet, um den Wert von Sachen und Dienstleistungen und allem, das getauscht wird, zu messen.
Geld ist also etwas, das getauscht, gespart und mit dem der Wert von etwas gemessen werden kann. Form, Farbe und Plattform sind dafür nicht relevant. Dass sich Gold, Münzen, Papier und mittlerweile virtuelle Einträge dafür durchgesetzt haben, liegt in rein praktischen Überlegungen. Schließlich möchte man beim Einkaufen nichts Sperriges mit sich führen müssen, zudem ist etwas nicht Verderbliches von Vorteil, wenn man sparen möchte, und um den Wert zu messen, bedarf es etwas Einheitlichem, das es häufig gibt.
Sind Geld und Währung dasselbe?
Geld und Währung werden heute oft synonym verwendet, ihr Zusammenhang ist dabei aber rein rechtlicher Natur. Denn Geld muss nicht notwendigerweise von einem Staat ausgegeben oder festgelegt werden. Es muss nur etwas sein, das von den Teilnehmern am wirtschaftlichen Leben allseits akzeptiert wird als Mittel zum Tauschen, Sparen und Messen. Da in unserer Gesellschaft in der Regel der Staat für die Bewohner und Besucher seines Hoheitsgebietes gesetzlich regelt, was das gesetzlich bewilligte Zahlungsmittel ist, wird Geld gedanklich oft staatlichen Währungen (zum Beispiel Euro oder Dollar) gleichgesetzt.
Die Währung ist letztlich jenes Geld, das von einem Staat „gewährt“ wird. In Deutschland regelt dies das Bundesbankgesetz. Dort heißt es: „Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel“. Auf EU-Ebene besagt der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union: „Die von der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken ausgegebenen Banknoten sind die einzigen Banknoten, die in der Union als gesetzliches Zahlungsmittel gelten“.
Wohlgemerkt: Im Gesetz ist nur von Banknoten die Rede und nicht von Buchgeld, also Bankeinlagen. Das ist auch richtig so, denn Banknoten sind im Grunde nichts anderes als Schuldscheine des jeweiligen Staates, die als Geld verwendet werden. Unser Geld auf dem Konto hingegen ist ein Vertrag zwischen uns und der Bank oder Sparkasse, dessen Wert dem der Banknoten gleichgesetzt wird. Wir können diese Guthaben wie Banknoten nutzen, um zu tauschen (also zu bezahlen), zu sparen und den Wert von etwas zu bemessen. Dies macht es zu Geld. Dass wir unser Girokonto in Euro haben, ist rein praktischer Natur, da Euro bei uns gesellschaftlich akzeptiert und genutzt wird, um zu tauschen, zu sparen und zu messen. Schließlich garantiert hier der Staat mit seiner Staatsmacht, dass wir unsere Euros auch wirklich als Zahlungsmittel einsetzen können, was wiederum Rechtssicherheit schafft.
Sonderfall Kryptowährungen?
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist oft von Krypto-Währungen die Rede. Von den großen Kryptos wie Bitcoin, Etherium, Tether und Co ist allein Bitcoin in zwei Ländern dieser Welt gesetzliches Zahlungsmittel, und zwar in El Salvador und in der Zentralafrikanischen Republik. Das macht Bitcoin zumindest in diesen beiden Ländern tatsächlich zu einer Währung.
Damit Bitcoin auch als Geld gesehen werden kann, muss es ein allseits akzeptiertes Mittel zum Tauschen, Sparen und Werte messen sein. Solange ich beim Bäcker mein Frühstücksbrötchen in Euro bezahlen muss, sich der Listenpreis meines Autos in Euro berechnet und ich mein Erspartes in Euro aufbewahre, anstatt all das ganz selbstverständlich in Bitcoins, Etherium oder Tether zu machen, solange werden Kryptos auch kein Geld sein. Nicht einmal die Menschen in El Salvador und der Zentralafrikanischen Republik verwenden im Alltag für Tauschen, Sparen und Messen Bitcoins, sondern den US-Dollar beziehungsweise CFA-Franc.
Ausblick
Fragt man ChatGPT, wie oft ein Mensch im weltweiten Schnitt pro Tag das Wort Geld (und seine Synonyme) sagt, hört oder liest, so kommt die künstliche Intelligenz auf eine Zahl von circa 20 bis 30 Mal pro Tag. Das Thema hat einen hohen Emotionalisierungsgrad, bewegt und beeinflusst unsere Gedanken und Entscheidungen. Letztendlich ist Geld aber nur Geld. Es ist unser Mittel zum Tauschen, Sparen und Messen.
Martina Bahl, CFA, ist engagiertes Mitglied der CFA Society Germany. Mit ihrer Unternehmensberatung BahlConsult und dem Schulungsunternehmen kapitalmarktteam.de unterstützt die studierte Betriebswirtin Banken und Unternehmen mit Risiko- und Strategieberatung.
Für Privatanleger lohnt sich oftmals ein Blick darauf, wie professionelle Investoren den Markt einschätzen, mit neuen Entwicklungen der Finanzbranche umgehen und ihre Portfolien ausrichten. In dieser Kolumne schreiben Investmentexperten der CFA Society Germany alle 14 Tage für Focus Online. Der Verband setzt sich mit rund 3.000 Mitgliedern aktiv für Finanzbildung in Deutschland ein.