Die CSU hält bei der Europawahl 2024 im Landkreis Ebersberg ihr Ergebnis, während die Grünen abrutschen. Die Wahlbeteiligung bleibt stark, mit einer leichten Rechtsverschiebung auf den Folgeplätzen.
Landkreis – Auf den ersten Blick bleibt im Landkreis Ebersberg nach der Europawahl 2024 vieles beim Alten. Die CSU bleibt ihrem Ergebnis von 2019 mit 39,7 Prozent nahezu treu (damals: 39,0 Prozent). Die Grünen bleiben zweitstärkste Kraft, und die SPD dümpelt einstellig vor sich hin.
Und doch hat sich etwas verschoben, und zwar nicht nur die Wahlbeteiligung von starken 68,7 auf noch stärkere 72,4 Prozent: Während die Grünen 2019 vor lauter Kraft kaum laufen konnten, sacken sie, dem Bayern-Trend folgend, auch im Landkreis ab, von 22,8 im Jahr 2019 auf 15 Prozent. Die AfD kann ihr zweistelliges Landtagswahl-Ergebnis (10,1 Prozent der Zweitstimmen) von 2023 nicht toppen, landet bei 9,3 Prozent (2019: 7,0 Prozent).
Rechtsverschiebung fällt moderat aus – AfD punkten in den ländlichen Kommunen
Der eindeutige Wahlsieg der europafreundlichen Konservativen ist unterlegt von einer moderaten Rechtsverschiebung auf den Folgeplätzen. Punkten können die Rechtspopulisten der AfD besonders in den ländlichen Kommunen, holen etwa in Emmering 14,3 Prozent (Ausführliche Gemeindeergebnisse im Liveticker).
Es gibt aber auch anderswo Verschiebungen, auf den vorderen wie hinteren Rängen . So büßt etwa in Frauenneuharting die CSU zehn Prozentpunkte ein, dafür springt das Bündnis Sahra Wagenknecht aus dem Nichts auf 4,0 Prozent der Stimmen, bleibt aber landkreisweit hinter dem Bayerntrend zurück. In Poing räumt die Pro-Europa-Partei Volt verhältnismäßig satte 3,7 Prozent der Stimmen ab.
(Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Markt Schwaben finden Sie hier.)
Auf dem Land legen die Freien Wähler mancherorts mit teils deutlich zweistelligen Ergebnissen massiv zu, können das aber nur in einen leichten landkreisweiten Gewinn übersetzen.
Wahlsiegerin Angelika Niebler: Europamandat verteidigt
Eine definitive Wahlsiegerin ist die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler aus Vaterstetten. Sie verteidigt ihr Mandat. Die EZ erreicht sie im Getümmel ihrer Wahlparty in der Osteria in Parsdorf, wo sie von einem guten Resultat spricht und eine Abrechnung mit der Bundesregierung diagnostiziert: „Das Ergebnis zeigt, dass man die Ampel in Berlin abwählen wollte.“ Die Leute seien verunsichert und verärgert.
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Gefeiert wird die CSU-Frau von ihren Parteifreunden, dem Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz aus Frauenneuharting und dem Landtagsabgeordneten Thomas Huber aus Grafing. „Wir müssen dankbar sein für jede Stimme und für das Vertrauen. Wir nehmen aber auch wahr, dass CSU und CDU besser werden müssen“, sagt Lenz. Und Huber: „Wichtig ist: Die Pro-Europäer haben gewonnen.“ Doch schmerze jede Stimme für die AfD.
SPD, Grüne und FDP mit Lichtblicken – aus unterschiedlichen Gründen
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Das sieht auch die Ebersberger Landtagsabgeordnete Doris Rauscher so, die sich trotz des mauen Abschneidens ihrer SPD den Optimismus nicht ganz nehmen lassen will: „Das Gute ist, dass wir stabil sind, aber auf einem Niveau, das uns natürlich nicht glücklich macht. Stabilität ist etwas, auf dem man aufbauen kann. Schlecht ist, dass wir nicht zugelegt haben.“
Als Gewinner dank eines proeuropäischen Wahlkampfs sieht sich der Zornedinger Kandidat Robert Harrison, der das Ergebnis seiner FDP um fast ein Prozent verbessern konnte. Der britisch-deutsche Staatsbürger findet, er habe die Nachteile des Brexit gut erklären können.
Grünen-Kreissprecherin Sarah Onken aus Vaterstetten lobt den Wahlkampf der Ökopartei. „Weiterhin zweitstärkste Kraft im Landkreis – das ist für uns eine gute Nachricht“, sagt sie. Aber auch: „Froh bin ich nicht, wir haben uns mehr erhofft, der Gegenwind war groß.“ Für die CSU habe sich „das Grünen-Bashing nicht so ausgezahlt“, profitiert hätten davon eher die politischen Ränder. Da sei es gut gewesen, dass die europafreundlichen Parteien im Landkreis mit ihrem „Demokratiebündnis“ vor der Wahl ein gemeinsames Zeichen gesetzt hätten.