„Rentner retten jetzt Deutschland?“ – Lanz verliert nach Linnemann-Plan völlig die Fassung

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Welche Folgen hat ein möglicher Trump-Wahlsieg für Deutschland? Die Lanz-Runde diskutiert – ein Renten-Vorschlag polarisiert.

Hamburg – Die Welt schaut auf die USA und Donald Trump. Nicht zuletzt wegen des Attentats auf den Ex-Präsidenten. Sondern auch wegen seiner Auftritte beim Parteitag der Republikaner. Auch die deutsche Politik verfolgt die Geschehnisse – viele offenbar eher besorgt über die Auswirkungen, die eine erneute Präsidentschaft Trumps auf Deutschland haben könnte. Über derartige Folgen sprach auch Markus Lanz am Mittwochabend mit seinen Gästen.

Da ist zum Beispiel ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, sagt, man müsse dann durch fehlende Exporte in die USA, etwa wegen durch Trump geplante Strafzölle, mit Milliardeneinbußen rechnen. Oder CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der zur Wirtschaftsfrage fordert: „Wir brauchen jetzt hier knallharte Führung in Deutschland“. Auch Wirtschaftsjournalist Julian Olk, Korrespondent des Handelsblattes, sorgt sich um die Auswirkungen auf Deutschland.

Lanz-Runde diskutiert Auswirkungen eines Trump-Wahlsiegs für Deutschland – „wäre eklatant“

„Die Auswirkungen von Trump 2 wären eklatant“, warnt Olk. Seine Prognose: Der deutschen Wirtschaft droht „ein Schaden von 120 Milliarden Euro“. Außerdem fürchtet er einen aufziehenden „Handelskrieg“ zwischen den USA und China, „den wir uns wirklich nicht vorstellen wollen“. Deutschlands exportorientierte Wirtschaft stünde dann „in der Mitte“ und würde „am meisten drunter leiden“.

Lanz und Linnemann diskutieren über die deutsche Wirtschaft – bei einem Rente-Vorschlag wird es hitzig.
Lanz und Linnemann diskutieren über die deutsche Wirtschaft – bei einem Rente-Vorschlag wird es hitzig. © Screenshot ZDF

Linnemann, Diplom-Volkswirt, bezieht die Auswirkungen direkt auf konkrete Maßnahmen, die es aus deutscher Sicht brauche, um die Wirtschaft für eine zweite Trump-Amtszeit zu sichern. Ein Kanzler Friedrich Merz würde etwa auch mit eigenen Vorschlägen auf Trump zugehen können. Seine Sorge betrifft auch den Freihandel, wer den beschränke, der „schaffe auch Armut“, fürchtet er. Augenhöhe mit jemandem wie Trump schaffe man, indem man die eigene Wirtschaft und auch die europäische Wirtschaft stark mache, richtig verteidigungsfähig werde. „Dann werden wir erst ernst genommen“.

Linnemann erkennt bei Lanz eine „Chance mit Trump“ – und liefert harten Sozialspar-Vorschlag

Lanz bleibt neugierig, will wissen, wie Deutschland das erreichen kann. Linnemann sieht sogar eine „Chance mit Trump“. So könne klar werden: „Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand, jetzt ist die Chance da, wirklich mal Dinge zu machen, die wir sonst nicht machen“. Man könne das nutzen, um „verkrustete Strukturen“, etwa in der Bürokratie abzubauen. Deutschland müsse „mal wieder Verständnis für die Wirtschaft bekommen“, anstatt immer mehr Schulden aufzubauen.

Das Geld dafür will Linnemann auch bei den Sozialleistungen sparen – etwa beim Bürgergeld. Gewohnte Töne aus der CDU. „Es bekommen dann nur noch Menschen Geld, die wirklich Hilfe bedürfen, weil sie zum Beispiel körperlich nicht arbeiten können“, erklärt Linnemann – und will die Menschen zur Arbeit zwingen. Einfache Rechnung: „Wer arbeiten kann, muss arbeiten gehen, ansonsten gibt es keine Sozialhilfe“. Auf Lanz‘ Nachfrage, wo jemand dann lebt, der nicht arbeiten will, antwortet er polemisch: „Der wird dann schon arbeiten gehen, weil er es muss“.

Bei Linnemanns Spar-Plan gerät Lanz aus der Fassung: „Rentner retten jetzt Deutschland?“

Lanz reicht das nicht, er will wissen, welche Maßnahmen und Investitionen es konkret bedarf. Linnemann lenkt nach ein paar Ausführungen auf die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland. „Gerade bei den Älteren ist ein riesen Potenzial“, stellt er fest. Sein Vorschlag: Jeder, der das gesetzliche Rentenalter erreicht, „darf 2000 Euro steuerfrei dazuverdienen“ – auf zwei Jahre begrenzt. Zudem soll jeder, der bei Vollzeitbeschäftigung Überstunden macht und vom Arbeitgeber einen Zuschuss bekommt, diesen steuerfrei erhält. „Damit reizen Sie sofort Arbeit an“. Lanz wirkt komplett erstaunt, gerät etwas aus der Fassung.

„Sie haben zwei große Themen: Hohe Energiekosten und Arbeit in diesem Land ist zu teuer. Das heißt, Sie müssen die Energiepreise runterkriegen und sie müssen Arbeit günstiger machen, sonst kommt keiner. Wie machen Sie das?“. Als Linnemann seine Vorschläge wiederholen will, grätscht Lanz verärgert mit einem „bitte, nein“ samt Kopfschütteln dazwischen. „Damit retten Sie doch nicht Deutschland, das ist doch nicht ihr Ernst“, ist Lanz fassungslos. „Also Rentner retten jetzt Deutschland? Die haben Deutschland schonmal gerettet. Das müssen die denen erstmal erklären, dass sie das nochmal machen sollen. Das ist doch unsinnig“.

Lanz und Linnemann uneinig im Talk – CDU-Vorschlag heißt für Moderator nur: „Länger arbeiten“

Auf einen Nenner kommen Lanz und Linnemann bei dem Thema nicht. Ob der CDU-General bereit wäre, das Rentenalter zu erhöhen, will der Moderator trotzdem noch wissen. Hier wird Linnemann dann plötzlich doch zurückhaltend, versucht, mit Bezug auf das Grundsatzprogramm der CDU um die Frage herumzukommen. Lanz nagelt ihn nochmal fest, Linnemann antwortet vorsichtig zu einer Erhöhung des Rentenalters: „Nein, würde ich pauschal so nicht sagen“. Wenn die Bevölkerung immer älter werde, müsse es aber auch eben Menschen geben, die länger arbeiten, sofern sie das können. Linnemann bringt dann noch den Zusammenhang von Lebenserwartung und Lebensarbeitszeit als Argument mit ein. Lanz bügelt die Ausführungen erneut trocken ab. Für ihn heißt das übersetzt einfach nur: „Länger arbeiten“. (han)

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