Pflegesystem vor Kollaps – doch Künstliche Intelligenz könnte die Rettung sein
Der Zukunftsforscher Thomas Druyen prognostiziert der Gen Z ein verlangsamtes Altern mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Auch Pflegeroboter werden wichtiger.
Das deutsche Pflegesystem steckt in einer Krise. Die Menschen werden immer älter, doch Fachkräfte sind rar. Künstliche Intelligenz kann Abhilfe schaffen, glaubt der Zukunftsforscher Thomas Druyen. Seine Prognose: Dank KI werden wir immer gesünder – mit Auswirkungen auch auf die Pflege.
Herr Druyen, welche Welt erwartet die Generation Z und die Millennials, wenn sie pflegebedürftig werden?
Künstliche Intelligenz wird die Pflege fundamental verändern. Man ist schon fast in der Lage, Blinden das Augenlicht und Gelähmten mit Exoskeletten ihre Mobilität zurückzugeben. KI kann die Einnahme von Tabletten harmonisieren, sodass es weniger Nebenwirkungen gibt. Der Körper und die Fitness werden schon jetzt ständig durch Uhren überwacht.
Aber das macht Pflege nicht überflüssig.
Wir hatten noch nie so viele Möglichkeiten, unsere Gesundheit eigenständig zu verbessern. Das Leben wird länger und gesünder. Es wird weniger Pflegeheime geben müssen, weil die Menschen länger selbstbetreut leben können.
Zur Person
Prof. Thomas Druyen ist Soziologe und Leiter des Instituts für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Er forscht dort über demografischen Wandel, KI und Zukunftspsychologie. Zusammen mit der Präsidentin des deutschen Pflegerats Christine Vogler beleuchtet er im Buch „Pflege. Zukunft. Menschenrecht - Zehn Empfehlungen für die Pflege von Morgen“ die Zukunft der Pflege in Deutschland.
Pflege der Zukunft: „Roboter werden rund um die Uhr als Hausangestellte verfügbar sein“
Roboter kommen bereits in Krankenhäusern zum Einsatz. Wer wird die heutige Jugend einmal pflegen? Bringen dann Roboter das Essen auf Rädern?
Der Pflegeberuf gehört auch in der Zukunft zu den systemrelevanten Tätigkeiten. Dennoch werden Pflegekräfte Roboter nutzen, um ihre Arbeit zu erleichtern und auch, um neue medizinische Tätigkeiten zu übernehmen. Roboter werden uns helfen, Treppen zu steigen, sie werden Muskeltraining und Sport anbieten und sind 24 Stunden am Tag verfügbar. Letztlich hat es die Menschheit geschafft, die eigenen Schwächen durch Technologie zu kompensieren. Allerdings wird es jetzt unbedingt erforderlich, diese gigantischen Fortschritte allen Milieus zur Verfügung zu stellen.

Was ist Ihr Anspruch an die Politik mit diesem Blick aus der Zukunft?
Wir brauchen noch in dieser Legislaturperiode ein Zukunftsministerium, dass sich mit Fachleuten aus der KI und der Psychologie um die absehbaren Zukunftsthemen synergetisch kümmert. Es sollte Investitionen ermöglichen, junge Start-ups und Talente in Deutschland fördern, Wissenschaft und Unternehmertum vermählen. Wir wissen, welche ungeheure Beschleunigung durch das Quantencomputing möglich wird und so vieles mehr. Wir sollten bald in die Lage kommen, Elon Musk und anderen Tycoons auf Augenhöhe zu begegnen.