Otterfing bekommt Flügel: Raupenkran setzt Rotoren – Erstes Windrad dreht sich vor Ostern

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Riese bei der Arbeit: Über 160 Meter lang ist der Ausleger, mit dem der Raupenkran die Rotorblätter des Otterfinger Windrads auf Montagehöhe hebt. © Sebastian Grauvogl

Nummer zwei von drei ist dran: In dieser Woche bekommt das Otterfinger Windrad seine Flügel. Der Riesenkran nutzt die windstillen Tage, um die jeweils 80 Meter langen Rotorblätter auf den Turm zu heben. Nach Sauerlach und Otterfing zieht der Kran dann weiter zur Anlage in Aying. Noch vor Ostern sollen sich die Flügel des Bürgerwindparks drehen.

Otterfing – Die Bauma mit ihren spektakulären Riesenmaschinen läuft aktuell knapp 40 Kilometer weiter nördlich. Doch der gewaltige Raupenkran, der derzeit im Hofoldinger Forst Windräder montiert, muss sich nicht vor den Hinguckern der Messe in Riem verstecken. Weit ragt sein Ausleger über die Baumwipfel, unübersehbar markiert der blaue Gitterkran den Standort des Otterfinger Windrads. „In den nächsten Tagen ist wenig Wind angesagt“, sagte Martin Sterflinger, Geschäftsführer der Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH, „die Otterfinger Rotoren werden noch in dieser Woche fertig sein.“

Damit wäre Nummer zwei geschafft, bereits am 22. März sind dem Sauerlacher Windrad Flügel gewachsen. Für die dritte Anlage der GmbH – ein gemeinsames Unternehmen der drei Nachbargemeinden – muss der Kran die Autobahn queren, um den Ayinger Standort zu erreichen. Ein letzter logistischer Kraftakt ist nötig. Sobald Otterfing fertig ist, startet der „Umbau“ nach Aying. „Um alle Teile des Krans zu verlagern, sind 150 Lkw-Fahrten nötig“, sagt Sterflinger.

Während in Aying montiert wird, dürfte sich das Sauerlacher Windrad schon drehen. Sterflinger schätzt, dass sich dort die Rotoren in einer Woche, um den 16. April, das erste Mal in Bewegung setzen. Sobald in Otterfing Turm und Maschinenhaus (Gondel) Belastungstests geschafft haben, wird die Otterfinger Anlage folgen. Ende April sei damit zu rechnen, sagt Sterflinger; weitere zwei Wochen später soll das Ayinger Windrad starten.

Wirtschaftsminister kommt zur Eröffnung

„Die Inbetriebnahme unseres Windparks wollen wir gebührend feiern“, kündigt Sterflinger an. Einen festen Termin gebe es noch nicht, aber neben Vertretern der Kommunalpolitik will auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) vorbeischauen. „Er hat seinen Besuch angekündigt“, verrät Sterflinger.

Technisch tauchten auf den Baustellen bisher keine Probleme auf. Der große Kran setzte in Otterfing vor wenigen Tagen die drei Stahlsegmente auf den Betonsockel, der Turm wuchs auf eine Höhe von 167 Metern. „Die gesamte Technik inklusive Trafo befindet sich oben im Maschinenhaus, also in der Gondel“, erklärt der Geschäftsführer. Zur Wartung steht ein Aufzug zur Verfügung, oder eine Leiter. „Ein Aufstieg dürfte anstrengend sein“, glaubt Sterflinger, „genutzt werden darf die Leiter nur mit Klettergurt und Absturzsicherung.“

Endlich will die GmbH Besichtigungstouren organisieren. „Vielleicht können wir in den Osterferien erste Termine anbieten“, sagt der GmbH-Geschäftsführer. Er warnt Schaulustige davor, den Baustellen auf eigene Faust zu nahe zu kommen. „Das ist gefährlich. Bitte auf Termine warten.“

Eingespeist wird der Windstrom über ein Umspannwerk bei Sauerlach. Sobald sich die Rotoren drehen, verdient der Windpark dank der EEG-Vergütung sein erstes Geld. Die Leistung ist beachtlich: Theoretisch können die drei Anlagen etwa 9000 Haushalte mit „grünem“ Strom versorgen.

Eine Direktvermarktung könnte später einmal ein Thema werden, sagt Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn, der jüngst den Vorsitz des GmbH-Aufsichtsrats turnusgemäß an seinen Ayinger Amtskollegen Peter Wagner abgab. Denkbar sei etwa ein Strom-Sondertarif für Bürger der drei Gemeinden. „Geplant ist aber vorerst die Einspeisung ins Gesamtnetz und die Vergütung via EEG.“ Laut Finanzplanung sind heuer Umsatzerlöse von über 1,6 Millionen Euro zu erwarten – in den nächsten Jahren sogar das Doppelte.

Auch wenn aktuell noch nichts verdient wurde, durften sich 450 Bürger aus Otterfing, Sauerlach und Aying über eine erste Rendite freuen; sie hatten dem Bürgerwindpark Anfang 2024 Kleindarlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zur Verfügung gestellt. Ausgeschüttet wurde, wie versprochen, Ende März erstmals eine Jahresdividende von sechs Prozent. Sterflinger: „Insgesamt hat die GmbH 410 000 Euro ausgezahlt.“

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