Sie kann Punk, Rap, Couplet, Jazz, Ballade – und Komik: Die Nowak sprengte zum Finale der 15. Weyarner Kleinkunsttage alle Schubladen. Das Publikum war der Diva ergeben.
Weyarn – Einen nicht nur optisch glänzenden Abschluss der 15. Weyarner Kleinkunsttage lieferte „Die Nowak“. Paillettenstoffe waren über die Bühne der ausgebuchten Weyhalla drapiert. Selbst Störchin Beate neben dem funkelnd verkleideten E-Piano hatte einen silbrigen Turban. Im Gesicht der Turban-bekrönten Nowak schillerte Glitzer-Lidschatten, so viel die Augendeckel trugen. Dem entsprach auch das Programm: Blitzende Satire, spitzer Tiefsinn, schneidendes Kabarett, gehobener Blödsinn, grandiose Übertreibung und feiner Spott, gepaart mit einer vielseitigen großen Singstimme, virtuosem Klavierspiel und gekonnter Animation bescherten dem begeisterten Publikum einen wahrhaft bunten Abend.
Die 43-jährige Oberpfälzerin mit ihren „Steinigen Grüßen von einer grenzenlosen Wiese“ einem bestimmten Genre zuzuordnen, funktioniert nicht. Sie ist eine verrucht-elegische Diva der Goldenen Zwanziger, die vorab als ihre schräge Tourleiterin Anita Schwendner den Kniefall der ersten Reihe plus lauten Jubel, frenetisches Trampeln und dröhnenden Applaus aller anderen zum Auftritt fordert.
Sie erzählt selbstironisch von einer Kur in Norderney und betrachtet die graue Stimmung dort in einem melancholischen Chanson, zu dem ihre Gäste lautstarkes Möwengeschrei beizusteuern haben. Sie veralbert sich selbst mit Wattestäbchen „mit Papierschaft“ in den Nasenlöchern, bevor sie nachdenklich über die Plastikvermüllung des Planeten singt. Sie kann Punk, Rap, Couplet, Jazz und Ballade.
Die Kulturpreisträgerin der Stadt Regensburg und der Oberpfalz spottet über ihre Unentschlossenheit beim Faltrollo-Kauf und über die Auslastung von Kindern mit Kung-Fu, Musikstunden und Psychohilfe, sinniert über die im Internet erstellte Scheidungskarte, röhrt über einen „Schottergärtner“, der „keine Flora, keine Fauna“ in der Kieswüste seines Vorgartens duldet, und lässt die Zuhörer laut mitschmettern: „Wir leuchten!“
Und natürlich hat die Nowak als Zugabe einen „finalen Block“ dabei, noch ein sehr buntes Allerlei: zart Jazziges, eine schrille Parodie auf einen Frauenchor beim Regensburger Christkindlmarkt und das abgefahrene Glühweinlied über das Leiden an den Banalitäten des Alltags, der Einsamkeit und verlorenen Träumen.
Zum Schluss entließ Nowak ihre Gäste mit einer weiteren Facette ihrer Kunst, mit Tröstlich-Aufmunterndem. Ihr Lied im Oberpfälzer Dialekt über ihre Oma als Beispiel eines lebensbejahenden, zufriedenen und rundum positiven Menschen zitierte sie beschwingt mit „I bin a frouher Mensch, i gfrei mi.“ Das Publikum machte gern mit beim Abgesang „Es war, es war so schön!“ und spendete – ganz ohne eine extra Aufforderung – ausgiebigen, lauten Beifall.
Gudula Beyse