Archäologen haben nahe Tel Megiddo im Norden Israels eine der ältesten, rund 5000 Jahre alten Weinpressen des Landes sowie seltene Kultgegenstände aus der Zeit der Kanaaniter, die etwa 3300 Jahre alt sind, freigelegt. Die Funde ermöglichen neue Einblicke in die frühe Urbanisierung und die religiösen Praktiken der Region.
Die Israelische Altertumsbehörde (IAA) führte die Ausgrabungen im Zuge des Ausbaus der Autobahn 66 durch. Dabei stießen die Forscher auf eine in den Fels gehauene Weinpresse. Dr. Amir Golani, einer der Ausgrabungsleiter, erklärte dazu: „Diese Weinpresse ist einzigartig und eine der wenigen, die aus einer so frühen Zeit bekannt sind. Bislang hatten wir nur indirekte Hinweise darauf, dass bereits vor 5000 Jahren Wein hergestellt wurde. Nun haben wir endlich eindeutige Beweise.“
Archäologen entdecken seltene rituelle Gefäße aus der Bronzezeit
Neben der Weinpresse entdeckten die Archäologen rituelle Gegenstände aus der späten Bronzezeit, darunter ein zoomorphes Gefäß in Widderform, das einst für Trankopfer genutzt wurde. „Das Gefäß zeigt, wie Flüssigkeiten wie Milch, Öl oder Wein während Zeremonien ausgegossen wurden”, so die Forscher. Ein vollständiges Set solcher Gefäße sei eine Seltenheit, da solche Objekte meist nur als Fragmente gefunden werden.
Die Funde deuten laut IAA auf einen Volkskult hin, der außerhalb der Stadt Megiddo praktiziert wurde. „Die Begräbnisstätten dieser rituellen Gefäße liegen in direkter Sichtlinie zum großen Tempelbereich von Tel Megiddo“, so die Forscher. Sie vermuten, dass lokale Bauern ihre Opfergaben wie Wein oder Öl an einem Freiluftaltar niederlegten, ohne die Stadt selbst zu betreten. Die Funde werden im Jay and Jeanie Schottenstein National Campus for the Archaeology of the Land of Israel in Jerusalem ausgestellt.
Kanaan: Historische und biblische Bedeutung
- Der Begriff „Kanaan” bezeichnete im Altertum eine Region im südwestlichen Syrien, die später auf Palästina ausgeweitet wurde.
- Der Name tauchte erstmals im 13. Jahrhundert v. Chr. in ägyptischen Hieroglyphen auf der Merenptah-Stele auf. Unter Seleukos I. wurde der Begriff noch verwendet, bevor die Römer ihn durch „Syria” ersetzten. Die genaue Bedeutung des Namens bleibt unklar; in ägyptischen Texten wurde er oft negativ konnotiert.
- In der Bibel wird Kanaan als das „Gelobte Land“ beschrieben, das Gott Abraham und seinen Nachkommen versprach. Es wird als ein Land bezeichnet, in dem „Milch und Honig fließen“.
- Die Kanaaniter werden als Vorfahren verschiedener Völker, wie der Hethiter und Amoriter, genannt.
- Nach biblischer Überlieferung siedelten die Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten in Kanaan und vertrieben dessen Bewohner teilweise.
- Die Region war zudem für die Verehrung von Fruchtbarkeitsgöttern wie Ba’al und Ascherat bekannt, was in der Bibel häufig kritisiert wird.