Eurovision Song Contest: Jetzt wirkt deutsches Ergebnis komplett absurd
Deutschland hat durch Abor & Tynna beim Eurovision Song Contest den 15. Platz belegt. Doch einige Aspekte lassen das Ergebnis komplett absurd wirken.
Basel/Wien/Berlin – Schon wenige Tage nach dem Eurovision Song Contest wollten die Erfolge, die Abor & Tynna mit „Baller“ gefeiert haben, nicht so recht zum 15. Platz im offiziellen Abschneiden passen. So wäre der deutsche Beitrag mit denselben Stimmen bei einem anderen Auswertungssystem auf Rang 8 gelandet. Und: „Baller“ stürmte in vielen Nationen die Streaming-Charts, schob sich in einem ESC-Teilnehmer-Land sogar auf den ersten Platz, warum auch immer genau dort.
Eurovision Song Contest: Viele stehen auf deutschen Beitrag – aber zu wenige riefen an
Inzwischen gibt es weitere Positiv-Meldungen rund um den deutschen ESC-Beitrag. Die in Summe einen Schluss zulassen: Der Song kam bei sehr vielen Menschen in Europa ziemlich gut an. Aber: Diese schauten entweder nicht den Eurovision Song Contest oder riefen zumindest nicht für Deutschland an. Insofern hat sich Stefan Raabs (58) Hoffnung, die er beim SRF im Vorfeld geäußert hatte, nicht erfüllt. „Der Song ist für ein sehr junges Publikum. Es hängt davon ab, wie viele junge Leute den ESC schauen und abstimmen – und ich glaube, dass viele junge Menschen abstimmen werden.“

In Relation zu den Erfolgsmeldungen wirkt das deutsche ESC-Resultat, jener 15. Platz, geradezu absurd. So schoss „Baller“ in Deutschland und Österreich inzwischen auf den dritten Platz der offiziellen deutschen und österreichischen Single-Charts. Seit Lena Meyer-Landruts Song „Taken By A Stranger“ in 2011 hat kein deutscher ESC-Act höhere Chartplatzierungen erreicht. Nur Roman Lob mit „Standing Still“ und Michael Schulte 2018 mit „You Let Me Walk Alone“ schafften es ebenfalls auf Platz 3 der deutschen Charts.
Deutscher ESC-Beitrag schoss in zahlreiche Streaming-Tagescharts
In die Top Five der Spotify-Tagescharts katapultierte sich der deutsche Beitrag laut Pressemitteilung der zuständigen PR-Agentur in Lettland, Litauen, Deutschland, Estland, der Ukraine, Österreich, Luxemburg, Polen und der Schweiz. Bei Apple Music ging es in Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Zypern, Schweden, Österreich, Luxemburg, Finnland und der Schweiz zwischenzeitlich in die Top Five.
Viele der genannten Länder gaben Deutschland im Televoting auch Punkte, allerdings teils weniger als die Streaming-Platzierung aussagt. Und aus Zypern oder Luxemburg gab es gar keine Zuschauer-Punkte. Würde man eine Streaming-Auswertung für den deutschen Beitrag in allen 37 Teilnehmer-Ländern anstellen, würde wohl weit mehr als Platz 15 dafür rauskommen. Es wurde aber eben nicht so oft dafür angerufen. Und neben den Jury-Wertungen macht das Televoting bekanntlich die Hälfte der ESC-Punkte aus.

YouTube: Deutscher Beitrag ist der fünftmeistaufgerufene ESC-Finalauftritt
Unsere Redaktion hat sich auch noch angeschaut, wie oft auf dem offiziellen ESC-Kanal bei YouTube die Final-Auftritte angesehen wurden. Dort ergibt sich Folgendes (Stand 26.5., 13:40 Uhr): Die Estland-Performance wurde am häufigsten aufgerufen, gefolgt vom Auftritt des Siegers JJ aus Österreich. Deutschland liegt aber tatsächlich schon auf dem fünften Platz: Rund 3,7 Millionen Mal wurde der „Baller“-Clip vom ESC-Finale in diesem Zeitraum bei YouTube abgerufen.
Rang | Land | YouTube-Aufrufe |
---|---|---|
1 | Estland | 9.657.764 |
2 | Österreich | 8.860.480 |
3 | Spanien | 3.851.564 |
4 | Schweden | 3.830.622 |
5 | Deutschland | 3.688.869 |
6 | Israel | 2.695.327 |
7 | Griechenland | 2.104.765 |
8 | Norwegen | 1.979.727 |
9 | Island | 1.555.694 |
10 | Italien | 1.508.103 |
11 | Polen | 1.363.971 |
12 | Albanien | 1.275.779 |
13 | Finnland | 1.036.874 |
14 | Ukraine | 1.008.367 |
15 | Frankreich | 952.694 |
16 | Luxemburg | 904.945 |
17 | Großbritannien | 828.807 |
18 | Lettland | 817.329 |
19 | Schweiz | 792.768 |
20 | Niederlande | 667.553 |
21 | Armenien | 616.915 |
22 | Malta | 572.806 |
23 | San Marino | 558.836 |
24 | Dänemark | 515.852 |
25 | Portugal | 483.845 |
26 | Litauen | 468.935 |
Kurzum: Der deutsche ESC-Beitrag von Abor & Tynna hat europaweit viele Sympathien gesammelt, was sich insbesondere online auch in Zahlen niederschlug. Aber eben nicht in Anrufen am ESC-Abend und damit Televoting-Punkten. So ein bisschen fühlt man sich an „Snap“ von Rosa Linn erinnert: Der Song aus Armenien floppte 2022 mit Platz 20 beim ESC. Und wurde danach zum Hit: 64 Wochen verweilte die Single in den deutschen Charts, sammelte weltweit mehr als 1,2 Milliarden Spotify-Streams.
Als Karriere-Sprungbrett könnte der Eurovision Song Contest für Abor & Tynna nun auch gedient haben. Ein Land hat Details zu seinen Televoting-Ergebnissen beim ESC veröffentlicht – diese zeugen von einem doppelten Erdrutsch-Sieg. (lin) Verwendete Quellen: Eurovision Song Contest, eurovision.tv, Pressemitteilung der PR-Agentur von Abor & Tynna, YouTube, eurovision.de, Spotify