Großer Schwindel aufgedeckt: Freddy Quinn macht mit 93 reinen Tisch

  1. Startseite
  2. Stars & TV

Kommentare

Im Alter von 93 Jahren räumt Musik-Legende Freddy Quinn mit einigen Lügen auf – in seinem Buch, aber inzwischen auch in einem Interview.

Hamburg - Lange ist es still gewesen um Freddy Quinn. Die Schlager-Legende, die in den 50er- und 60er-Jahren ein Riesen-Star war mit Seemannsliedern wie „Junge, komm bald wieder“, lebte abseits des Rampenlichts. Jetzt, im Alter von 93 Jahren, will der Entertainer reinen Tisch machen. Am 22. Mai erschien seine Autobiografie „Wie es wirklich war“ – und darin räumt Freddy Quinn mit mancher Lebenslüge auf.

Freddy Quinn macht reinen Tisch – er nutzt dafür seine Autobiografie und ein Interview

In Talkshows will er das Buch nicht bewerben, aber mit dem Spiegel setzte er sich in seinem Stammlokal in Hamburg-Duvenstedt zusammen, das Interview „soll das einzige sein“, schreibt das Nachrichtenmagazin. Auch gegenüber dem Spiegel haderte er mit dem Image des Seemanns, das er nicht so richtig gefühlt hatte. Die Deutschen hätten gedacht, „die Seemannsmütze sei auf meinem Kopf festgewachsen“, so Quinn. Der Entertainer weiter: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Leute mich als Sänger und Schauspieler schätzen.“

Sein Image kam gut an bei den Menschen im Nachkriegsdeutschland, wo viele durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs tatsächlich ihre Heimat verloren hatten. Dass es sich dabei nur um ein Bild der Plattenindustrie handelte und der gebürtige Österreicher nie zur See gefahren ist, hatte Quinn schon vor längerer Zeit zugegeben. In seiner Biografie erklärt Quinn, er habe „auch in Interviews nicht immer präzise die Wahrheit gesagt“. Zu seinem Lebenslauf kursieren viele unterschiedliche Angaben. Wo er geboren wurde? Da hieß es mal Wien, mal Niederfladnitz (Österreich), mal Pula in Kroatien.

Freddy Quinn 2006 – neuere Fotos von ihm sind rar
Freddy Quinn 2006 – neuere Fotos von ihm sind rar. © Leopold Nekula/VIENNAERPORT / Imago

Freddy Quinn: Unterschiedliche Angaben über Geburtsort und seinen Namen

„All diese widersprüchlichen Angaben stammen teils von mir, teils haben sich Journalisten auch etwas zusammengereimt, teils haben sich falsche Behauptungen verselbstständigt“, schreibt Quinn, der seine Autobiografie zusammen mit Bild-Redakteur Daniel Böcking verfasst hat. Er selbst habe sich in Interviews irgendwann auf Wien als Geburtsort festgelegt. Seine Großmutter hatte ein Ferienhäuschen in Niederfladnitz, sein Stiefvater, Rudolf Anatol von Petz, stammte aus Pula. In seiner Geburtsurkunde steht Wien als Geburtsort, fest steht: Seine Mutter ist die österreichische Journalistin Edith Nidl (1910-1978).

Über seinen Vater kursieren dagegen die unterschiedlichsten Gerüchte, unter anderem sollte Quinn der nichteheliche Sohn des irischen Kaufmanns Johann Quinn sein. Das ist an diversen Stellen im Internet immer noch zu lesen – aber auch falsch. Den Namen Quinn habe er vielmehr von einem US-Soldaten übernommen. Freddy Quinn wurde dem Bericht zufolge als Manfred Nidl geboren, mit zwölf dann von seinem verhassten Stiefvater adoptiert, danach hieß er Manfred Nidl-Petz.

Später sollte er – so hieß es einst – zu seinem Vater in die USA gezogen sein und in Morgantown (West-Virginia) eine Grundschule besucht haben. Mit einem Kamerateam des ZDF reiste Quinn sogar dorthin, um die Schule zu besichtigen. Doch all diese Geschichten waren frei erfunden, um ein Image zu kreieren, gesteht Quinn gleich im Vorwort: „Der Einzelgänger sollte ich sein, der von der Unruhe getrieben war, seinen Vater zu finden, der in den USA lebte.“

Freddy Quinn räumt ein: „Ich habe Blödsinn erzählt“

Auch im Spiegel erklärt er: „Ich war nie in einer amerikanischen Grundschule, ich kannte meinen Vater nicht.“ Quinn: „Ich habe Blödsinn erzählt.“ In seiner Kindheit, so schrieb er, habe er über seinen Vater nur gewusst, „dass er eine Affäre mit meiner Mutter hatte und abgehauen ist, als sie schwanger war.“ Sein wahrer Vater sei wahrscheinlich 1965 von dessen Sohn – Quinns Halbbruder – umgebracht worden, vermutet Quinn. Er kenne jedoch keine Beweise, sondern nur Indizien. 

Wahr ist, dass Quinn in der „Washington Bar“ auf St. Pauli entdeckt wurde – der Startpunkt seiner außergewöhnlichen Karriere. In den 1950er- und 1960er-Jahren verbuchte der Sänger mit der tiefen Baritonstimme zahlreiche Nummer-Eins-Hits: „Heimweh“, „Die Gitarre und das Meer“ oder „Junge, komm bald wieder“ wurden zu Klassikern, es folgten zahlreiche Musikfilme, in denen er ein ähnliches Image verkörperte.

Mit dem Seemanns-Image wurde Freddy Quinn ein Star
Mit dem Seemanns-Image wurde Freddy Quinn ein Star. © United Archives / kpa / Grimm via www.imago-images.de

Freddy Quinn: Lebensgefährtin trat als seine Managerin auf

Als Einzelkämpfer und Frauenschwarm brach Quinn die Rekorde seiner Zeit: Mehr als 60 Millionen Platten hat er bis zur Jahrtausendwende verkauft. Sein Name fiel im selben Atemzug wie die der großen Show-Legenden von Peter Alexander bis Udo Jürgens. Doch der Erfolg hatte auch seinen Preis: Um das Bild des einsamen Seemannes zu erfüllen, das man ihm übergestülpt hatte, musste Freddy Quinn klare Regeln befolgen – eine davon lautete: keine Frauen an seiner Seite.

So trat seine langjährige Lebensgefährtin Lilli Blessmann (1918-2008), die er bereits als junger Mann in der „Washington Bar“ kennengelernt hatte, in der Öffentlichkeit stets nur als seine Managerin auf. Heute lebt Freddy Quinn mit der 17 Jahre jüngeren Rosi zusammen, die er im Mai 2023 heiratete und mit der er seit einem Jahr auf dem Land bei Hamburg wohnt. Über sie sagt der 93-Jährige: „Sie ist das größte Glück, das mir passieren konnte.“ Eine andere Schlager-Legende hat mit dem eigenen Auftritt beim Eurovision Song Contest abgerechnet. (lin/dpa) Verwendete Quellen: dpa, „Wie es wirklich war“ via dpa, Spiegel

Auch interessant

Kommentare