„Planung ist reine Katastrophe“: Bauausschuss legt Veto gegen Flachdach-Neubau im Ortszentrum ein

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Ein modernes Wohngebäude mit Flachdach möchte ein Bauwerber auf dem Grundstück Müllerstraße 12 in Peiting errichten. © Matthias Neuner

Passt ein großes modernes Mehrfamiliengebäude mit Flachdach ins Peitinger Ortszentrum? Im Bauausschuss findet man: Nein. Um das Vorhaben eines Bauwerbers an der Müllerstraße zu verhindern, bleibt der Gemeinde nur ein Mittel.

Peiting – Vor einem Dreivierteljahr hatte sich der Peitinger Bauausschusss schon einmal mit dem Grundstück an der Müllerstraße 12 beschäftigt. Damals lag eine formlose Anfrage eines Bauwerbers auf dem Tisch, die durchaus für Diskussionen sorgte. Anstelle des alten Bestandsgebäudes sahen die Pläne den Bau eines Mehrfamilienhauses mit zwölf Wohneinheiten vor. Während Befürworter die Nachverdichtung begrüßten, gab es auch Kritik am Vorhaben wegen der maximalen Ausnutzung des Grundstücks. Erstere setzten sich am Ende mit großer Mehrheit durch (wir berichteten).

An diese Ausgangslage erinnerte auch Bettina Maeße, als die Bauamtsmitarbeiterin in der jüngsten Sitzung des Gremiums auf den zwischenzeitlich eingegangenen Antrag auf Vorbescheid des Bauwerbers zu sprechen kam. Was dieser mit dem Grundstück vorhatte, sah nun allerdings ganz anders aus als noch im vergangenen Herbst. Statt eines Gebäudes mit Satteldach erschienen auf der Leinwand im Sparkassensaal Bilder von einem modernen dreigeschossigen Neubau mit Flachdach.

Prinzipiell sei auch der neue Entwurf mit zehn Wohnungen nach Rücksprache mit dem Landratsamt wohl genehmigungsfähig, denn die Dachform sei kein „Einfügekriterium“, erklärte Maeße. Zwar liege das Areal im Sanierungsgebiet, doch die Satzung, die derzeit überarbeitet wird, trete erst Ende des Jahres in Kraft.

Gemeinde will Bebauungsplan aufstellen und Veränderungssperre erlassen

Dass das geplante Gebäude an dieser Stelle nicht den Zielen entspreche, die man als Gemeinde mit dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept im Hinblick auf das Ortszentrum verfolge, betonte auch Bürgermeister Peter Ostenrieder. Leider könne die Baubehörde keine Rücksicht auf das laufende Verfahren nehmen. Sie brauche für ihre Entscheidung eine Rechtsgrundlage. Er könne das Gremium daher nur bitten, nicht zuzustimmen, um ein Signal zu senden, dass man andere Ziele habe. „Verhindern werden wir es nicht können.“

Auch die übrigen Gremiumsmitglieder zeigten sich alles andere als erbaut über die neuen Pläne des Bauwerbers. Nachverdichtung schön und gut, doch ein Gebäude mit Flachdach, das gehe an dieser Stelle gar nicht, lautete der Tenor. „Die Planung ist eine reine Katastrophe“, ärgerte sich nicht nur Andreas Barnsteiner (BVP).

Dass in der Nachbarschaft bereits ein ähnliches Gebäude steht, wollte man nicht als Argument gelten lassen. Schließlich handle es sich dabei um die gewerbliche Immobilie eines Autohauses, sagte Norbert Merk (CSU). „Das ist eine ganz andere Situation.“ Zumal es sich bei diesem um ein „Zeitzeugnis“ und „historisches Gut“ aus den 1960er Jahren handle, ergänzte Ostenrieder.

In der Peitinger Ortsmitte wäre das geplante Mehrfamilienhaus das erste Wohngebäude mit Flachdach.
In der Peitinger Ortsmitte wäre das geplante Mehrfamilienhaus das erste Wohngebäude mit Flachdach. © Matthias Neuner

Herbert Salzmann (SPD) sah schließlich als einzigen Ausweg die Aufstellung eines Bebauungsplans samt Veränderungssperre im Umgriff des Sanierungsgebiets, um das Vorhaben zu verhindern. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Gemeinde einen solchen Schritt geht. Erst im März brachte der Gemeinderat einen Bebauungsplan für das Areal zwischen Schongauer Straße/Poststraße und Retscherstraße auf den Weg, um die dortigen Gewerbeflächen zu erhalten.

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Im Gremium rannte Salzmann mit seinem Vorschlag offene Türen ein. Auch er sei für einen Bebauungsplan samt Veränderungssperre, sagte Franz Seidel (BVP). Klar koste dieser die Gemeinde Geld, aber „das Haus steht auch über Jahrzehnte“. Zumal man Gefahr laufe, einen Präzedenzfall zu schaffen, wenn der Bauantrag genehmigt würde, gab Christian Lory (Unabhängige) mit Blick auf das Sanierungskonzept zu bedenken.

Einstimmig lehnte der Bauausschuss am Ende den Antrag ab. Als Nächstes soll nun die Aufstellung des Bebauungsplans vorbereitet werden, kündigte Ostenrieder an. Ob es tatsächlich so weit kommt, hängt auch vom Bauwerber ab. „Vielleicht erkennt er unsere Ziele und schwenkt wieder um.“

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