41 Millionen Deutsche betroffen: Mund-Problem erhöht Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall enorm

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Mundhygiene hat großen Einfluss auf den gesamten Körper und das Herz. Mit Zahnseide kann das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall enorm gesenkt werden.

Frankfurt – Wer gesundes Zahnfleisch hat, bekommt seltener einen Herzinfarkt. Der Zusammenhang zwischen Mundhygiene und Herzgesundheit wird oft unterschätzt, zeigt sich aber in zahlreichen Studien.

Mundhygiene hat großen Einfluss auf Herzinfarktrisiko: Studien zeigen Folgen von Zahnfleischentzündungen

Patientinnen und Patienten mit Gingivitis (milde Entzündung des Zahnfleischs) haben im Vergleich zu Menschen mit gesundem Zahnapparat ein um 53 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der schwedischen Universität Uppsala. Die Vergleichsstudie mit rund 8000 Teilnehmenden zeigt auch: Bei Menschen mit elf oder mehr Zahnlücken steigt das Herzinfarktrisiko um 69 Prozent.

Auch die American Heart Association (AHA) schreibt: Schlechte Zahnputzgewohnheiten steigern das Risiko für einen Herzinfarkt. Eine Befragung von 682 Personen zeigte hier ein um das Dreifache erhöhtes Herzinfarktrisiko bei Menschen, die weniger als zweimal am Tag für zwei Minuten die Zähne putzen.

Entzündungen im Mundraum können das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle enorm begünstigen. (Symbolbild)
Entzündungen im Mundraum können das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle enorm begünstigen. (Symbolbild) © Panthermedia/Imago

Kritikpunkt: Die sonstigen Lebensgewohnheiten, die sich auf die Herzgesundheit auswirken können, der Teilnehmenden wurde in den Studien nicht berücksichtigt. Kardiologin Dr. Ann Bolger (nicht an der Forschung beteiligt) wendet in einer Veröffentlichung der AHA ein: „Es ist möglich, dass Menschen, die sehr auf ihre Zahngesundheit achten, auch auf andere Aspekte ihrer Gesundheit achten.“

Zähneputzen senkt Risiko für Herzinfarkte und Herztod: Chronische Entzündungen können Herzgefäße beschädigen

Trotzdem ist der Einfluss von Mundhygiene auf den gesamten Körper in verschiedensten Studien nachgewiesen. Das AHA-Journal Hypertension wies beispielsweise nach, dass Zahnfleischerkrankungen den Blutdruck verschlechtern und die Wirkung von Blutdruck-Medikamenten beeinträchtigen können.

„Es ist bekannt, dass chronische Entzündungen im Körper zu Schädigungen der Gefäße des Herzens führen können“, heißt es von der Stiftung Bremer Herzen in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. „So ist auch zu erklären, dass eine gute Zahnhygiene das Risiko für Herzinfarkte und Herztod verringert.“ Bezug nehmen sie auf eine Studie des renommierten European Heart Journal von 2019. Das Ergebnis darin: Einmal häufiger Zähneputzen am Tag verringert das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um neun Prozent, eine jährliche professionelle Zahnreinigung um 14 Prozent.

Aktuelle Studie zeigt: Zahnseide senkt Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt enorm

Und hier kommt die Zahnseide ins Spiel. Eine aktuelle Studie der American Stroke Association vom Januar 2025 zeigt: Die regelmäßige Verwendung von Zahnseide verringert das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls (Hirninfarkt) um 22 Prozent, das Risiko eines kardioembolischen Schlaganfalls (vom Herzen wandernde Blutgerinnsel) um 44 Prozent und das Risiko eines Vorhofflimmerns um zwölf Prozent.

Entzündetes Zahnfleisch wirkt sich auf die Gesundheit aus, kann laut anderen Studien auch Demenzerkrankungen begünstigen. Aber warum ist das so?

„Sobald sich das Zahnfleisch entzündet, ziehen sich in der Wunde verschiedene Bakterien an“, erklärt SWR-Wissenschaftsredakteurin Nele Rößler. Über diese kleinen Wunden und das Zahnfleisch können diese Bakterien ins Blut gelangen. „Und so kann es durch chronische Entzündungen zu einem Gefäßverschluss kommen.“ Das Immunsystem reagiert auf die Bakterien und verletzt dabei im ungünstigen Fall die Wandstruktur in möglicherweise vorgeschädigten Gefäßen. Rößler betont: „Wenn das über mehrere Jahre passiert, kann es zu einem Herzinfarkt kommen.“

Zahnseide für Herzgesundheit: 80 Prozent der Deutschen haben Zahnfleischentzündung

Den Entzündungen mit Zahnseide oder kleinen Bürsten, die die Zahnzwischenräume säubern, kann sich also für die gesamte Gesundheit enorm lohnen. Ein Rat, den die große Mehrzahl in Deutschland beherzigen sollte. Laut der Deutschen Familienversicherung zeigen 80 Prozent der Erwachsenen Anzeichen einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis), das sind beinahe 41 Millionen Menschen. Verschiedene Hausmittel oder eben Zahnseide können helfen. Fachleute raten dabei: Unbedingt für jeden Zahnabschnitt ein sauberes Stück Zahnseide oder eine neue Bürste verwenden. (moe)

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