Corona-Studie zeigt: Infektion verursacht Herzprobleme und Schlaganfälle bei gewissen Patienten

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Eine neue Studie macht klar, welche Covid-Patienten ein höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall haben. Forscher zeigten auch den Einfluss der Blutgruppe.

München – Mehr als vier Jahre nach Auftreten der ersten Infektionen mit Covid-19 gibt es immer mehr Studien, die sich mit den Langzeitfolgen der Krankheit beschäftigen. Aktuelle Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass das Virus eine drastische Auswirkung auf das Herz haben kann. Auch Schlaganfälle stehen damit in Verbindung. Wer besonders betroffen sein kann und welche Faktoren man beeinflussen kann.

Covid-Infektion hat Auswirkungen auf das Herz

Aktuell breiten sich in ganz Europa virenbedingte Krankheiten aus, dazu zählt neben Influenza verstärkt auch Covid. Letzteres mutiert auch in diesem Jahr weiter und führt daher zu einer hohen Anzahl von Erkrankungen. In der ersten Oktoberwoche betrug die Inzidenz laut Robert-Koch-Institut (RKI) 1200 gemeldete Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Obwohl die meisten Erkrankten die Infektion mittlerweile gut überstehen, gibt es laut RKI gerade vermehrt Fälle von Krankenhauseinweisungen, die etwa eine Beatmung nötig machen, weil das Virus die Lunge befällt.

Die derzeit in Deutschland dominierende Variante XEC ist eine Mutation ihres Vorgängers, der FLIRT-Variante KP.3.1.1. Experten zufolge falle XEC heftiger aus und würde ein viel stärkeres Krankheitsgefühl mit sich bringen. Eine neue Studie aus den USA macht nun deutlich, dass man auch bei milden Symptomen nicht leichtsinnig mit Viruserkrankungen umgehen sollte. Im Fall vom Covid zeigten die Ergebnisse, dass die Infektion fatale Spätfolgen haben kann.

Erkältung, Influenza oder doch Corona?

Atemwegserkrankungen ähneln sich in der Symptomatik. So unterscheiden Sie, woran Sie leiden könnten und ob ein Besuch beim Arzt sinnvoll ist.

Erkältungen werden meist durch Rhinoviren oder RS-Viren verursacht. Sie verlaufen normalerweise mild und breiten sich eher schleichend aus. Sie zeichnen sich durch typische Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen aus. Nur in seltenen Fällen haben Betroffene eine erhöhte Temperatur oder Fieber. Wegen des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) sind allerdings auch Komplikationen wie eine Lungenentzündung möglich.

Eine Grippe wird durch Influenzaviren verursacht. Die Symptome treten plötzlich auf und sind häufig stärker ausgeprägt. Betroffene leiden vor allem unter Fieber, Husten und Halsschmerzen. Hinzu kommen Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein schweres Krankheitsgefühl. Möglich sind auch Schweißausbrüche, Schnupfen sowie seltener Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Eine Grippe kann Komplikationen wie Lungenentzündung, Entzündung des Gehirns oder des Herzmuskels verursachen, welche lebensbedrohlich sein können. 

Bei einer Corona-Infektion, die durch Sars-CoV-2 verursacht wird, treten unterschiedliche Atemwegsbeschwerden wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen auf. Wie bei der Grippe kommen Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber hinzu. Erkrankte klagen auch über Kurzatmigkeit sowie Magen-Darm-Beschwerden. Häufig wurde auch über Störungen des Geruchs- oder Geschmackssinns berichtet. Schwerwiegender können vor allem die Langzeitfolgen sein: Durch „Long Covid“ bleiben Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, depressive Symptome oder anhaltende Erschöpfung teils dauerhaft.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), gesund.bund.de

Wie Forscher der University of Southern California (USC) herausfanden, verdoppelt eine Covid-Infektion das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Weil die Studie auf drei Jahre angelegt war, bezieht sich das Auftreten der Erkrankungen auf diesen betrachteten Zeitraum. Sie bestätigte vorherige Annahmen, dass eine Covid-Infektion zu Herzrhythmusstörungen und erhöhter Herzfrequenz führen kann. Patienten, die eine schwere Infektion erlitten und deswegen im Krankenhaus behandelt werden mussten, hatten sogar ein siebenmal höheres Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Mit einer Vorerkrankung im Herz-Kreislauf-Bereich lag das Risiko zwölfmal so hoch.

Die Untersuchung verglich auch Patienten mit und ohne vorherige Beschwerden im Herz-Kreislauf-System. Wer zuvor keine Probleme mit dem Herz hatte, erlitt dennoch mit 20 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, weil er sich mit Covid infizierte. Ein weiterer Faktor habe Einfluss auf das Risiko für Herz und damit zusammenhängende Probleme: die Blutgruppe der Erkrankten. Laut Studienergebnissen haben Menschen mit einer anderen Blutgruppe als 0 ein höheres Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, wenn sie einen schweren Covid-Verlauf durchlebt hatten. Für genauere Zusammenhänge seien weitere Forschungen notwendig.

Herzinfarkt und Schlaganfall können Covid-Folgen sein

Für Epidemiologe Prof. Dr. Klaus Stöhr sind die Ergebnisse nicht überraschend: „Andere virale Atemwegserkrankungen mit schweren Verläufen wie zum Beispiel die Influenza können ähnliche Folgen haben“, so der 65-Jährige zu IPPEN.MEDIA. „Große Studien aus den USA zeigen, dass etwa elf Prozent der schwer an Influenza erkrankten Patienten innerhalb von drei bis sechs Monaten eine Folgeerkrankung aufwiesen, bei Covid waren es genauso viele. Außerdem belegen Studien, dass die Influenza-Impfung auch das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall reduziert.“ 

Er betont, dass die Impfung nicht vor der Infektion schütze. Die aktuelle Impfstoffzulassung sieht jedoch vor, dass die Impfung die Schwere der Erkrankung um mindestens eine Stufe reduzieren muss. Ob man sich impfen lässt, sei eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung. Auch andere virale Atemwegserkrankungen durch RSV, Adeno- oder Rhinoviren können Folgeerkrankungen nach sich ziehen, die jedoch in der Vergangenheit in der Mehrheit nicht so schwere Verläufe angenommen hätten, so Stöhr.

Eine Studie bestätigt, dass eine Corona-Infektion zu Schäden an Herz und anderen lebenswichtigen Organen führen kann.
Eine Studie bestätigt, dass eine Corona-Infektion zu Schäden an Herz und anderen lebenswichtigen Organen führen kann. © Michael Bihlmayer/IMAGO

Die wissenschaftliche Untersuchung, die im Journal „Atherosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology“ veröffentlicht wurde, analysierte Proben von Patienten zwischen Februar und Dezember 2020. Die Probanden wurden dann über einen nahezu dreijährigen Zeitraum hinweg beobachtet. An der Studie nahmen etwa 220.000 Männer und Frauen teil. Von diesen wurden rund 10.000 mittels PCR-Test positiv auf Covid-19 getestet, wobei 2000 einen schweren Krankheitsverlauf hatten.

Es gibt bestimmte Gruppen von Menschen, die als besonders gefährdet für eine virale Infektion gelten. Dazu gehören Menschen über 60 Jahre, Personen mit chronischen Krankheiten unabhängig vom Alter, Schwangere, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Menschen mit einem erhöhten beruflichen Risiko, wie zum Beispiel medizinisches Personal. Trotzdem kann eine Infektion aufgrund unbekannter Vorerkrankungen für jeden Infizierten das Risiko von Langzeitfolgen erhöhen. Zuletzt machte eine Untersuchung deutlich, dass eine Covid-Infektion das Gehirn um bis zu 20 Jahre altern lassen kann. Zum Thema Vorbeugung gibt es einige Mythen, einige Dinge haben sich als Schutz gegen Atemwegserkrankungen allerdings bewährt. (diase)

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