Russlands Ölproduktion fällt: Drohnenangriffe und Sanktionen wirken

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Russlands Ölproduktion fällt auf das niedrigste Niveau seit Jahren. Sanktionen und Drohnenangriffe der Ukraine setzen der Energieindustrie zu.

Moskau – Russlands tägliche Rohölförderung ist 2024 auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten gefallen. Laut den neuesten Daten hat die tägliche Förderung nur noch 1.254 Tonnen erreicht – der niedrigste Wert seit 2005. Neben Sanktionen sollen auch die Drohnenangriffe der Ukraine daran Schuld sein.

Die neuesten Zahlen der russischen Ölhandelsplattform Seala zeigen: Während die tägliche Rohölproduktion in Russland 2022 noch bei 1.330 Millionen Tonnen lag, ist sie 2024 auf 1.254 Millionen Tonnen gefallen. Auch die kombinierte Produktion von Rohöl und Gaskondensat habe laut der Militärnachrichtenseite Militarnyi mit 1.428 Millionen Tonnen pro Tag den niedrigsten Stand seit 2011. Die Seite berichtete weiter, dass es sich bezogen auf die jährliche Fördermenge um ein 12-Jahrestief handele. Laut der Moscow Times sollte Russland laut Hochrechnungen im Jahr 2024 insgesamt etwa 266,9 Millionen Tonnen Öl gefördert haben. Das wären dann ganze 8,1 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr.

Ziele auf russischem Territorium mit Drohnen anzugreifen, ist eine vergleichsweise junge Taktik der Ukraine im Krieg gegen Russland. Damit scheint die Ukraine Erfolg zu haben. Nun ist eine russische Öl-Raffinerie erneut zu einem Angriffsziel geworden.
Die Ukraine hat in der Vergangenheit vermehrt gezielt russische Ölraffinerien angegriffen (Symbolbild). © IMAGO/Alexander Ryumin

Drohnenangriffe setzen Russlands Ölraffinerien außer Gefecht

Schuld an der niedrigeren Förderungsmenge seien laut Militarnyi außerplanmäßige Reparaturen nach ukrainischen Drohnenangriffen. Die Reparaturen seien zudem erschwert durch westliche Sanktionen auf Technologien. Drei Ölraffinerien seien besonders hart getroffen worden. Die Tuapse-Raffinerie in der Nähe des Schwarzen Meers setzte die Ukraine im Januar und im Juli durch einen Angriff in Brand. Die Lukoil-Raffinerie traf es im März. Die Novoschachtinsk-Raffinerie wurde erst am 19. Dezember getroffen, allerdings wurde dabei mindestens ein ganzer Kraftstofftank zerstört, was zu enormen Verlusten führte.

Miliarnyi errechnete die Verluste wie folgt:

Ölraffinerie Verlust in Millionen Tonnen
Tuapse -5,5
Lukoil-Nichegorodnefteorgsintez -3,4
Novoschachtinsk -1,5

Einige andere Ölraffinerien hätten zum Ausgleich der Verluste ihre Produktionsmenge erhöht. Weil die Unternehmen versuchten, die Reparaturkosten auf die Bevölkerung abzuwälzen, fing die russische Regierung an, die Brennstoffkosten für Haushalte zu regulieren. Dennoch machen sich die Ausfälle in der Statistik deutlich bemerkbar.

Schattenflotte gegen westliche Öl-Sanktionen: Russland umgeht Strafen für Ukraine-Krieg

Öl stellt eine der wichtigsten Einnahmequellen Russlands dar, das weltweit der drittgrößte Produzent von Rohöl ist und mehr als 12 Prozent der globalen Rohölförderung ausmacht. Damit ist die Ölförderung auch eine wichtige Quelle für die Finanzierung des völkerrechtswidrigen Ukraine-Kriegs. Aus diesem Grund wurden Öl-Exporte von westlichen Sanktionen getroffen, um Russland für den Einmarsch in der Ukraine zu bestrafen und die Kriegsfinanzierung zu unterbinden.

Diese Sanktionen umfassen auch eine Preisobergrenze für russisches Öl von 60 US-Dollar pro Barrel, die Russland durch eine sogenannte „Schattenschiffflotte“ umgeht, deren Verbindungen zu Moskau oft über Briefkastenfirmen verschleiert werden. Dabei wird Öl unter falscher Flagge aus Russland in andere Länder verschifft. Zusätzlich wurden Steuern für Öl- und Gasunternehmen erhöht und Dividendenzahlungen an die Aktionäre „ausgesetzt“ wurden.

Trotz Drohnenangriff und Sanktion: Russland schlägt trotzdem massiv Profite aus Ölförderung

Trotz der Sanktionen konnte Russland so in den ersten neun Monaten von 2024 laut Militarnyi 18 Billionen Rubel an Öl- und Gaseinnahmen verbuchen. Womöglich trugen auch die angestiegenen Benzinpreise dazu bei. Laut der staatlichen Statistikbehörde Rosstat stiegen die Preise für Benzin 2024 um 11 Prozent auf 60,57 Rubel pro Liter.

Obwohl die Produktion in diesem Jahr deutlich zurückging, gibt es Prognosen, dass sich die russische Ölindustrie erholen könnte. „Wenn das in der zweiten Jahreshälfte erreichte Niveau beibehalten wird, könnte das Verarbeitungsvolumen im Jahr 2025 um 4 bis 5 Prozent steigen“, sagte Alexander Frolow vom Analyseportal InfoTEK laut der Moscow Times. Grund dafür sei, dass die Nachfrage nach Treibstoff weiterhin stabil bleibt – im übrigen auch aus europäischen Ländern wie Tschechien und der Slowakei – und die notwendigen Reparaturmaterialien für Raffinerien zur Verfügung stehen. (lismah)

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