Bahnstreiks der GDL: Weselskys Lokführer-Gewerkschaft setzt auf Eskalation
Nach vier Wochen Verhandlungen platzen die Tarifgespräche zwischen GDL und Bahn. Die Folge könnten unbefristete Streiks sein.
Berlin – Die Auseinandersetzung um den neuen Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und der Deutschen Bahn droht wieder aufzuflammen. Nach einem Monat Verhandlungen, die ohne jegliche öffentliche Äußerung abliefen, wurde am Donnerstag (29. Februar) eine schlechte Nachricht für Bahnreisende verkündet: Die Tarifverhandlungen sind gescheitert. Dies lässt neue Bahnstreiks als unausweichlich erscheinen. Die Bahn äußerte sich in einer verärgerten Stellungnahme, in der sie die GDL der mangelnden Kompromissbereitschaft beschuldigte. Die GDL wiederum warf der Bahn vor, die Friedenspflicht gebrochen zu haben.
GDL und Bahn streiten weiter: unbefristete Streiks möglich
Ein Sprecher der Bahn erklärte am Donnerstag, dass die GDL die Verhandlungen, die eigentlich bis Sonntag angesetzt waren, vorzeitig habe „platzen lassen“. Die Gewerkschaft beschuldigte die Bahn, Verhandlungsdetails an die Medien „durchgestochen“ zu haben, äußerte sich jedoch nicht weiter zu den Verhandlungen.
Der Sprecher der DB erklärte, dass die GDL den Verhandlungstisch verlassen habe, „Trotz weitreichender Zugeständnisse“ und „trotz des Einsatzes von zwei erfahrenen Moderatoren“. Bis zum Schluss hätten die Gewerkschaftsvertreter „dogmatisch auf der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich“ bestanden. Dabei hätten die Moderatoren Thomas de Maizière und Daniel Günther „Kompromissvorschläge auch zur wöchentlichen Arbeitszeit gemacht“.
Martin Seiler, Personalvorstand der DB, erklärte: „Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehen“. Dennoch drohten weitere Streiks. „In den letzten vier Wochen hat sich die Lokführergewerkschaft keinen einzigen Millimeter bewegt.“ Ohne Kompromisse könne es jedoch keine Lösung geben.

Die GDL erklärte, die Bahn habe „in gewohnter Manier“ Informationen an die Bild-Zeitung geliefert. Die Zeitung habe Details zu den Verhandlungen veröffentlicht. Die GDL habe jedoch „seit Jahren“ nicht mit der Bild gesprochen, da diese „immer tendenziös und schon vorab schuldzuweisend“ berichte. Daher könnten die Informationen nur von der Bahn stammen.
Die GDL erklärte weiterhin, sie werde sich nicht zu den Verhandlungen äußern und kündigte eine Pressekonferenz für den kommenden Montag um 11 Uhr an. Bei Beginn der Verhandlungsrunde Anfang Februar sei Stillschweigen bis diesen Sonntag vereinbart worden, anders als die Bahn werde die GDL sich daran halten.
Meine news
Bahnstreiks nächste Woche möglich - Schlichtung gefordert
Aus den Stellungnahmen beider Seiten geht hervor, wie verfahren die Situation mittlerweile ist. Die GDL hatte bereits Ende des letzten Jahres durch eine Urabstimmung die Erlaubnis für unbefristete Streiks erhalten. Ob es dazu kommt, ist ungewiss – doch je länger der Streit andauert, desto wahrscheinlicher werden solche drastischen Maßnahmen. Ein unbefristeter Streik ist das stärkste Mittel einer Gewerkschaft – und daher eines, das sie erst ganz zum Schluss einsetzen wird.
Es ist daher wenig überraschend, dass am Tag nach der Bekanntgabe die Forderungen nach einer Schlichtung laut werden. „Die Belastungsgrenze für Fahrgäste ist erreicht“, sagte Detlef Neuß, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir plädieren für eine Schlichtung. Es muss dringend eine Einigung her.“ Der seit Monaten andauernde Tarifkonflikt sei für die Passagiere eine Zumutung und nicht mehr zu vermitteln. „Die Fahrgäste sind keine Tarifpartner, leiden aber am meisten unter dem Konflikt.“ Bereits im vergangenen Jahr konnte der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft EVG und der Bahn erst durch eine Schlichtung beendet werden.